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Dani Levy hat einen Film über einen Regisseur in der Krise gemacht: „Das Leben ist zu lang“ ist aber keine Autobiografie. Mit Verve dabei: Elke Sommer als jüdische Mamme und Veronica Ferres als radebrechende slawische Superblondine.
Das deutsche Filmgeschäft ist nicht eben für übermäßige Selbstironie berühmt. Aber wenn die eigene Branche schon vorgeführt werden soll, dann doch bitteschön mit großer Besetzung, mögen sich alle Beteiligten gedacht haben. Und so sind sie Granden des deutschen Leinwandschaffens fast vollzählig angetreten zu Gastauftritten in Dani Levys Satire „Das Leben ist zu lang“. Michael Bully Herbig und Joseph Vilsmaier, Jasmin Tabatabai und Katja Riemann tummeln sich gleich eingangs auf einer dieser unverzichtbaren Filmpartys, die wie eine deutsche Antwort auf Robert Altmans „Prêt-a-porter“ Film wirkt: Hier bin ich Promi, hier muss ich sein!
Und mittendrin: Alfi Seliger, erkennbar das Alter Ego von Dani Levy, einem der profilierteren und klügeren deutschen Regisseure, der offenbar Lust auf eine ziemlich überdrehte Abrechnung mit den Verlogenheiten und Eitelkeiten der eigenen Film-Zunft hatte.
Strubbeliger Verlierer
Seliger ist ein Regisseur in der Schaffenskrise, ein echter jüdischer Nebbich, eine strubbelige Verlierer-Figur, wie aus den Woody-Allen-Katalog bestellt. Seine Frau betrügt ihn, seine Kinder strafen ihn mit Verachtung und das neue Filmvorhaben liegt seit Jahren auf Eis. „Mo-ha-ha-med“ soll das wagemutige Projekt über den Karikaturenstreit heißen. Was der Komödie fast eine unverdiente Aura von politischer Brisanz verleiht. Nebenbei verspekuliert Seligers Bank seine letzten Rücklagen, seine Produzenten zicken und RTL möchte den medialen Sprengstoff mit einer flockigen Miniserie entschärfen. Weitere Desaster gefällig?
Dieser verzweifelte jüdische Januskopf lässt ganz tief in sich hinein blicken, bis tief in den Darm sogar, den Professor Mohr spiegelt, der aussieht wie Heino Ferch und von eben selbem gespielt wird.
Die Darsteller chargieren mit Verve, von Gottfried John als Großschauspieler, über Elke Sommer als jüdische Mamme bis zu Veronica Ferres als radebrechende slawische Superblondine. Auch Hauptdarsteller Markus Hering, der Burgschauspieler, seit Dresens „Whisky mit Wodka“ eine große späte Leinwandentdeckung, sieht man eine Weile ganz gern zu, wie er als neurotischer TV-Don Quijote gegen Quoten-Windmühlen kämpft; ein zerzauster Sisyphus zwischen Sein und Schein, zwischen Leben und Freitod, zwischen Real-Life-Fernsehen und der Verneigung vor Fellinis „8 1/2“.
Die komödiantische Levymaschine läuft dabei auf Hochtouren, aber sie dreht irgendwann leer. Denn statt dem selbstgefälligen Schein umbarmherzig den Spiegel vorzuhalten, wirkt Levys immerwährender Selbstbezug am Ende etwas ermüdend.