Ruhrgebiet. .

Das deutsche Publikum liebt es, wenn Triviales von gestern und vorgestern nach Herzenslust verulkt wird. Wobei es zweifelhaft erscheint, ob Besucher der enorm erfolgreichen Karl-May-Parodie „Der Schuh des Manitu” oder der Edgar-Wallace-Persiflage „Der Wixxer” jemals selbst eine Zeile dieser Autoren gelesen haben. Es reicht, dass man auf die Verfilmungen der 1960er-Jahre zurückgreifen kann, die im Fernsehen unermüdlich wiederholt werden. Auch mit dem Heftroman-Helden Jerry Cotton gab es bereits acht Kinofilme. George Nader verkörperte damals diese 1954 entstandene Figur eines FBI-Agenten deutscher Machart.

Das Regie- und Drehbuch-Duo Cyrill Boss und Philipp Stennert („Neues vom Wixxer”) hat nun bei seiner Neuverfilmung „Jerry Cotton“ jedoch so gar keine rechte Vorstellung davon, welches Genre sie nun eigentlich bedienen wollen. Für eine Parodie kommt das alles viel zu ernst herüber, für eine Hommage trifft man auf zu viel Albernheit. Die Autoren versuchen es deshalb mit dem Begriff „Buddy-Action-Komödie”, was allerdings bedingen würde, dass zumindest hin und wieder eine gut platzierte Pointe zu entdecken sein müsste. Der Fahndungserfolg in dieser Hinsicht ist allerdings denkbar mager.

Christian Tramitz immerhin versucht in der Titelrolle noch am erfolgreichsten, unterkühlten Witz zu versprühen. Der FBI-Agent, von deutschen Heftautoren als „G-Man” aus der Taufe gehoben, wird hier von seinen eigenen Leuten wegen eines angeblichen Doppelmordes gesucht. Nun muss er sich mit Knarre, rotem Jaguar und vielen Heldenposen selbst rehabilitieren, was ihm angesichts eines neuen, trotteligen Partners namens Phil Decker reichlich schwer fällt.

Denkbar peinliche Figur

Christian Ulmen macht in der Rolle dieses von zwanghafter Kostümierung getriebenen Cops eine denkbar peinliche Figur, wird dabei aber noch von Herbert Knaup übertroffen, der als FBI-Chef Mr. High seinem Rollennamen alle Ehre macht. Heino Ferch muss einen einarmigen Banditen mit Augenklappe und schwäbischem Akzent spielen, Christiane Paul wird als interne Ermittlerin in einen einzigen Gesichtsausdruck ge-zwungen. „Jerry Cotton” zeigt, dass auch der beste Polizist auf verlorenem Posten steht, wenn das Drehbuch ihm keine Rückendeckung gibt.

Der spanische Regisseur Alejandro Amenábar („The Others”, „Das Meer in mir”) wagt so einiges mit seinem fünften Kinofilm „Agora - Die Säulen des Himmels”. Er nimmt als Hintergrund eine Epoche, von der im Kino noch nie erzählt wurde, und er stellt ins Zentrum eine ebenso starke wie gebildete Frau, die dazu auch noch Wissenschaftlerin ist. Auch ein Novum im Genre Historienfilm.

Gefühle kommen deutlich zu kurz

„Agora” spielt anfangs im Jahr 291 nach Christus in Ägypten, das noch unter der Herrschaft des allmählich zerfallenden Römischen Reiches steht. Die Christen werden allmählich immer stärker im Land und gebärden sich als intolerante Glaubenskrieger, deren Fanatismus beängstigend ist. Blutige Straßenkämpfe führen dazu, dass immer mehr Ägypter von den Göttern abfallen und aus purer Angst zum singulären Gott des Christentums wechseln.

Die ebenso schöne wie intelligente Hypatia (Rachel Weisz) registriert zwar diese Zeit des gewaltsamen Umbruchs, sie lehrt aber ungerührt weiter als Professorin die Phänomene des Kosmos, dessen ungelöste Rätsel sie verbissen erforscht. Dass zwei Männer sich gleichzeitig in sie verlieben, ihr Sklave Davus (Max Minghella) und ihr Schüler und spätere Präfekt Orestes (Oscar Isaac), nimmt sie zwar zur Kenntnis, entsagt aber entschieden allen Gefühlen.

Gefühle sind es denn auch, die bei Amenábars Film deutlich zu kurz kommen. Die Kamera versucht unentwegt, die teuren Produktionsmittel sichtbar zu machen, auf der Leinwand werden hauptsächlich Thesen offeriert, deretwegen man sich anschließend die Schädel einschlägt. Die Hauptfiguren aber bleiben vergleichsweise blass und konturenlos. Selbst eine so schöne Frau wie Rachel Weisz, die hier kalt bleiben muss wie ein Fisch und statt Leidenschaft auszuleben immer nur mit ihrem Assistenten über die Sterne fachsimpeln will.