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Als Polizist Thomas Craven erlebt Mel Gibson das Grauen: Seine Tochter wird vor seinen Augen erschossen. In Martin Campells eindringlichem Thriller „Auftrag Rache“ nutzt Gibson die Chance auf ein großes Comeback.

Wenn die erwachsene Tochter unmittelbar neben ei­nem erschossen wird, dann ist das vielleicht der Moment größter Hilflosigkeit für einen Vater. In Martin Campbells Film „Auftrag Rache“ muss der Bostoner Polizist Thomas Craven genau diese traumatische Erfahrung durchmachen.

Als Profi will er sie abschütteln, indem er damit beginnt, die Hintergründe dieses mysteriösen Mordanschlags zu er­forschen. Denn obwohl er Em­ma allein groß gezogen hat, weiß der Detective im Mo­ment rein gar nichts über das Lebensumfeld der so jung aus dem Leben gerissenen Physikerin. Er kennt nur das Ergebnis der Obduktion, nach dem der Körper des Opfers radioaktiv verseucht war.

„Auftrag Rache“ ist ein denkbar irreführender deutscher Titel für Martin Campbells eindringlichen Thriller „Edge of Darkness“, entstanden nach einer britischen TV-Miniserie und mit einem ungemein präzisen Mel Gibson in der Hauptrolle. Dies wird keine Racheorgie, wie ein Charles Bronson sie gern gefeiert hat.

Voll von tiefem Schmerz

Bond-Neuerer Campbell („Casino Royale“) liefert uns eher die Passion eines beharrlich nachfragenden Trauernden, der nur allmählich be­greift, in was für einem Spinnennetz seine Tochter da ge­zappelt hat. Und je weiter er vordringt, umso gefährlicher wird die Situation für ihn – aber auch für seine Gegner.

Gibson nutzt die Chance auf ein großes Comeback. Wie pa­ralysiert lässt er diesen Craven manchmal erscheinen, wenn er wieder einmal an Türen klopft, neu auftauchende Na­men überprüft, dem Rätsel ein weiteres Puzzlestück hinzufügt. Fast meint man da eine ge­wisse Todessehnsucht zu spüren, den Wunsch nach Nähe zu der geliebten Toten, deren Kinderbilder Craven auf seinem riskanten Weg begleiten.

Am Ende hat er sich ihr und ihrem Schicksal so weit angenähert, dass er schon das gleiche Krankheitsbild zeigt wie Emma. „Auftrag Rache“ ist ein Film voll von tiefem Schmerz.