Berlin. .

Für die diesjährigen Oscars sorgen für einen Wettstreit der Krieger: „Avatar“ und „Tödliches Kommando - The Hurt Locker“ erhalten beide neun Nominierungen. Außenseit1er sind „Inglourious Basterds“ und „Up in the Air“. Gastgeber bei der Verleihung sind die Komiker Steve Martin und Alec Baldwin.

Auf der Leinwand beweist Hollywood ein Herz für Außenseiter, bei den Oscars versteht die Branche aber keinen Spaß. Dass ein Produzent des Kriegsdramas „Tödliches Kommando - The Hurt Locker“ per E-Mail gegen den ebenfalls neun Mal nominierten Mitkonkurrenten „Avatar“ gestänkert hat, kam bei der Academy of Motion Picture Arts and Sciences gar nicht gut an. Nun wird spekuliert, ob die Kampagne die Gewinnchancen des Dramas schmälern könnte. Denn der Kampf David gegen Goliath, Independentdrama gegen den kommerziell erfolgreichsten Film der Kinogeschichte, verspricht ein Fotofinish.

5 777 Stimmberechtigte wählen den besten Film

Mögliche Sanktionen gegen den Produzenten Nicolas Chartier will die Academy frühestens am Dienstag (2. März) bekanntgeben. Dann endet die Stimmabgabe für die Gala in der Nacht zum Montag. Die 5777 Stimmberechtigten treffen beim besten Film 2009 auch eine Wahl über grundlegend verschiedene Kinomodelle. Auf der einen Seite der in 3D gedrehte Blockbuster über einen Krieg auf einem fernen Planeten mit blauhäutigen Kriegern, auf der anderen Seite der handgemachte Thriller über einen Bombenentschärfer der US-Armee im Irak, der von Kritikern gefeiert wurde, weltweit aber nicht mal 14 Millionen Euro eingespielt hat.

Die Werke von James Cameron und Kathryn Bigelow gehen mit je neun Nominierungen als Favoriten in den Wettstreit um die wichtigsten Preise der Branche. Sie dürften die Oscars für den besten Film und die Regie unter sich aufteilen. In der Hauptkategorie treffen die Ex-Eheleute bei der 82. Oscar-Verleihung auf acht Konkurrenten. Angesichts sinkender Einschaltquoten der Fernsehübertragung wurde die Zahl der Nominierten verdoppelt, worüber sich in diesem Jahr Fans des Science-Fiction-Films „District 9“ freuen können. Lediglich Außenseiterchancen dürften auch Quentin Tarantinos Nazi-Satire „Inglourious Basterds“ und das Vielfliegerdrama „Up in the Air“ haben.

Jeff Bridges soll George Clooney ausboten

Die Wahl der Präsentatoren soll ebenfalls jüngere Zuschauer zum Einschalten verlocken. Das Gastgeberduo aus den Komikern Steve Martin und Alec Baldwin wird unterstützt von Teenie-Lieblingen wie Miley Cyrus sowie den „Twilight“-Darstellern Taylor Lautner und Kristen Stewart.In den Schauspielerkategorien scheinen die Entscheidungen bereits gefallen zu sein. Den Academy Award für den besten Nebendarsteller hat der Österreicher Christoph Waltz wohl sicher. Seit ihm die Rolle als charismatischer Judenjäger in „Inglourious Basterds“ im Mai in Cannes den Darstellerpreis eingebracht hat, konnte der 53-Jährige seinem Regisseur Tarantino bei gut zwei Dutzend Preisverleihungen für den internationalen Durchbruch danken.Einen emotionalen Höhepunkt verspricht die Verleihung des Oscars für den Hauptdarsteller.

Nach vier erfolglosen Nominierungen wird erwartet, dass der allseits beliebte Jeff Bridges als abgehalfterter Countrysänger in „Crazy Heart“ George Clooney („Up in the Air“) aus dem Rennen schlägt.Bei den Frauen dürfte der Wechsel zweier Komödiantinnen ins ernste Fach vergoldet werden: Sandra Bullock war als Ziehmutter eines Footballers im Drama „Blind Side“ bereits mit dem Golden Globe ausgezeichnet worden. Mo“Nique wird dank ihres furchtlosen Porträts einer brutalen Mutter im Sozialdrama „Precious“ der Konkurrenz wohl keine Chance lassen.

Nach 45 Sekunden ist Schluss

Mit dem Vorkriegsdrama „Das weiße Band“ von Michael Haneke hat Deutschland zum neunten Mal seit der Wiedervereinigung Aussicht auf den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film. BRD und DDR hatten hier zuvor gemeinsam weitere neun Nominierungen errungen. Erstmals ist dank Kameramann Christian Berger ein deutscher Beitrag für den Auslands-Oscar auch in einer weiteren Kategorie nominiert.

Aufgrund der doppelten Nominiertenzahl beim besten Film wird bei der diesjährigen Gala besonders auf Zeitersparnis geachtet. Die schon im vergangenen Jahr rundum erneuerte Verleihung verzichtet auf die Darbietung der nominierten Lieder. Außerdem sollen die Dankesreden rigoros nach 45 Sekunden mit Orchestermusik abgewürgt werden. Ihren zahlreichen Mitstreitern können die Preisträger nun hinter den Kulissen in einer zweiten Rede danken. (ddp)