Essen. Von nackten Tatsachen, Beschimpfungen und inszenierten Skandalen in den vergangenen 40 Oscar-Jahren. Marlon Brando und der Boykott, David Niven und der Flitzer.

In Amerika ist Hollywoods Filmpreis ein sicherer TV-Quotenbringer, in Deutschland nur bedingt. Tatsächlich wird die Oscar-Verleihung erst seit 1991 komplett ausgestrahlt. Davor gab es nur kommentierte Zusammenschnitte.

Natürlich ist nicht jede Veranstaltung gleich spannend. 2004 holte der dritte Teil von „Der Herr der Ringe” in allen elf nominierten Kategorien auch einen Preis ab. Es war der erste komplette Durchmarsch, aber spannend war es nicht. Da war die Verleihung 1973 aus anderem Holz. Acht Oscars gingen ans Musical „Cabaret”, doch der Gewinnerfilm war mit nur drei Preisen Coppolas Mafia-Epos „Der Pate”. Masse ist eben nicht alles.

Skandal aber auch nicht. Die modischen Aufreger mit durchsichtigen Garderoben (1969 Barbra Streisand und 1988 Cher) bewirkten nichts. Die meiste Zeit aber laufen die Damen in drögen Abendkleidern in Pastelltönen zwischen lindgrün und lachsrosa mit Wonderbra-Dekollete auf.

Die Indianerin war keine

Manchmal ist Oscar politisch gewesen. Marlon Brando lehnte den Preis 1973 ab und gab dafür die Benachteiligung der Ureinwohner im Filmgeschäft an. Stellvertretend schickte er eine Indianerin auf die Bühne, die gar keine war.

Ehrlicher war da George C. Scott, der 1970 als Erster überhaupt den Oscar öffentlich schon im Vorfeld ablehnte und konsequent fern blieb, als er ihn dann doch gewann. Sehr politisch giftete Dokumentarfilmer Michael Moore 2003 wegen des Irakkriegs gegen George W. Bush: „Schande über Sie, Mr. President!” Das war live. Seither wird die Verleihung mit zehn Sekunden Zeitverzögerung ausgestrahlt, um solche Auswüchse im Zweifel wegzupiepsen.

Insofern wird es auch nicht mehr zu jener Szene kommen, als David Niven 1974 einen Preis verleihen wollte und plötzlich hinter ihm ein nackter Mann quer über die Bühne flitzte. Niven kommentierte das elegant: „Ist es nicht faszinierend, dass dieser Mann den vielleicht einzigen Lacher in seinem Leben dafür erntet, dass er in der Öffentlichkeit seinen kleinsten Mangel entblößt hat?” Viel später wurde bekannt, dass die Sache inszeniert war.

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