Essen. Zwei gegensätzliche Familien treffen in “Zweite Chance“ aufeinander. Doch leider ist der dänische Film kaum mehr als ein arg konstruiertes Drama.

Das plakative Kino der Dänin Susanne Bier ist voll von Menschen in tiefen Konflikten und Ausnahmezuständen. Mit solchen Melodramen hat sie sich einen festen Platz im europäischen Film verschafft, verstärkt durch den „Oscar“ 2012 für „In einer besseren Welt“. An ihrem neuen Film „Zweite Chance“ kann man sich nun wieder reiben.

Da wäre zunächst die Festsetzung von Sauber und Schmutzig. Auf der einen Seite haben wir den Polizisten Andreas (Nikolaj Coster-Waldau), der in einem schmucken Heim eine Musterehe mit Anne (Marie Bonnevie) führt, die nun auch noch von einem Sohn gekrönt wurde. Auf der anderen Seite wälzt sich das Dealer- und Junkie-Pärchen Tristan (Nikolay Lie Kaas) und Sanne (May Andersen) in seinem häuslichen Dreck, während der verwahrloste kleine Sohn im Kleiderschrank mit seinem Kot spielt. Als der Sohn von Andreas plötzlich stirbt, reift in dem Beamten der wahnwitzige Plan, die gleichaltrigen Kinder einfach zu vertauschen.

Gegensätzliche Paare

Wie reibungslos alles vonstattengeht, wie Andreas in die Wohnung der Junkies eindringt, wie er dort schalten und walten kann, das sind Drehbuchkapriolen, die man schlucken muss. Selbst wenn man das geschafft hat, funktionieren von diesem Augenblick an die Akteure nur noch wie manipulierbare Marionetten.

Die beiden Mütter sind dafür das beste Beispiel: Während die „saubere“ Anne allmählich immer mehr in Hysterie entgleist, mutiert die „schmutzige“ Fixerin Sanne wenig glaubhaft zum kämpfenden Muttertier – und damit auch zum Sympathieträger. Am Schluss gibt es eine überraschende Wendung, aber auch die rettet so recht keinen Film mehr, der unter seiner Ideen-Konstruktion längst zusammengebrochen ist.

Wertung: Zwei von fünf Sternen