Essen. . In dem Horrorfilm „Der Babadook“ von der australischen Regisseurin Jennifer Kent wird ein Siebenjähriger von einem furchteinflößenden Wesen verfolgt.

Stephen King findet den Film „verstörend“, William Friedkin („Der Exorzist“) will gar „noch nie einen derart furchteinflößenden Film gesehen haben“. Man könnte das als übliches Jahrmarktgeschrei abtun, wenn Jennifer Kents in vielfacher Hinsicht beunruhigendes Werk „Der Babadook“ sich nicht tatsächlich als ein Film von ungeheuer Intensität erweisen würde. Die Australierin braucht nicht viel, um kriechendes, langsam sich ausbreitendes Unbehagen zu evozieren. Es genügen ein düsteres Haus voller Schatten, ein extrem nervender Siebenjähriger namens Samuel (Noah Wiseman) und mit Amelia (Essie Davis) eine völlig überfordert wirkende, alleinerziehende Mutter.

Monster unter dem Bett

Anfangs schreit der Junge schier pausenlos nach Mami, weil er Monster unter seinem Bett vermutet. Später nimmt diese nie abschwellende Furcht noch zu, wenn ein bedrückendes Pop-Up-Bilderbuch mit dem Titel „Mr. Babadook“ auftaucht und das schrecklich anzusehende Wesen darin eine Ausgeburt der finster wirkenden Räume des Hauses zu sein scheint. Die liebevoll kreierte Figur, die an die Scherenschnitte einer Lotte Reiniger erinnert, steigert die Obsession des Kindes, der den Babadook immer größer und entsetzlicher wahrnimmt.

Die Mutter ist Samuel keine Hilfe, je mehr er ihre Nähe sucht, umso stärker wendet sie sich von ihm ab. Sie wird verfolgt von den Bildern jenes Unfalls, bei dem ihr Mann starb, als er seine Frau zur Entbindung ins Krankenhaus bringen wollte.

Jennifer Kent ist ein Film gelungen, der gekonnt mit dem Genre spielt. Er baut ein Monster auf, von dem man nicht weiß, ob es überhaupt existiert, weil man es nur aus der Perspektive von Samuel sieht. Er zeigt eine Mutter, deren wachsende Hysterie Ausdruck ist eines traumatischen Ereignisses und die mit der Zeit immer mehr an Piper Laurie als Fanatikerin in der Verfilmung von Stephen Kings „Carrie“ erinnert.

Wenn der Wahnsinn am Ende immer mehr um sich greift, selbst dann glaubt der hinlänglich erfahrene Zuschauer, dass er auch jetzt noch alles überschauen kann. Was für ein Irrtum. Wertung: vier von fünf Sternen