Essen. . Martin Armstrong ist „The Forecaster“. Er sagte den Börsencrash voraus und rechnet im Oktober mit dem Ende des Euros. Nun kommt die Doku in die Kinos.

Herrlich, schon dieser Einstieg: Da geht der Börsenguru zum Wahrsager in Bangkok und lässt sich die Zukunft vorhersagen: „Sie haben Ärger – mit Menschen, der Polizei, Soldaten“. Oh ja, Martin Armstrong hat jede Menge Ärger gehabt – zwölf Jahre saß er in New York im Gefängnis. Ohne dass je Anklage gegen ihn erhoben worden wäre. Armstrongs Theorie: Sie, die CIA, wollten seine magische Formel, mit der er so erschreckend genau den Börsencrash vorhergesagt hatte – und dies weiterhin tut.

In Breitbandbildern und mit kühlem Soundtrack folgt der Film über anderthalb spannende Stunden der Karriere Armstrongs, zeichnet den Aufstieg des Münzsammlers zum Finanzspezialisten nach, an Schauplätzen überall auf der Welt und mit Mitstreitern und Angehörigen. Die magische Formel Armstrongs fußt auf einer scheinbar simplen Einschätzung: Entwicklungen an Märkten sind zyklisch, folgen der Kreiszahl Pi und lassen sich offenbar entsprechend vorhersagen.

Börsencrash vorhergesagt

Der Mann kann sich immerhin zu Gute halten, den Börsencrash Ende der 1980er-Jahre, das Platzen der Technologie-Blase und auch die Marktturbulenzen nach der Lehman-Pleite zutreffend vorhergesagt zu haben.

Das ist spannend, und der Mittsechziger mit Halbglatze kann solche Dinge auch fesselnd erzählen. Widerspruch bekommt er im gesamten Film jedoch nicht. Es ist ein durchaus liebevolles Porträt, das die Filmemacher da entwickelt haben, vielfach so packend wie ein Spielfilm, aber eben auch recherchiert wie ein Spielfilm: Alles im Sinne der spannenden Verschwörungstheorie, keine Gegenrede, kein „Es könnte aber auch sein, dass. . .“.

Lektion mit Augenzwinkern

So kann Armstrong auch mit dickem Edding aufmalen, welche Verschwörung mit dem finsteren Russland dahintersteckte, dass er der Entwicklung eines Schneeballsystems bezichtigt wurde. Auch da kommt keine andere Seite zu Wort. Andererseits: Eine Anklage

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gegen Armstrong haben die Ermittler auch nicht zustande bekommen. Auch der Rausschmeißer nach dem Abspann ist durchaus geeignet, dem Orakel aus Delphi noch ein wenig mehr Glaubwürdigkeit zu verpassen: Schon vor dem Frankenschock erklärte er in Berlin, dass eine Wette auf den Abschied der Schweiz von der Kursbindung an den Euro eine todsichere Sache sei.

So erteilt uns Armstrong mit dem sanften Schmunzeln ein paar ganz gute Lektionen: Außer Rumänien irgendwann in den 1950ern hat nie irgendein Staat auf dieser Welt je seine Schulden zurückgezahlt. Und das, so Armstrong, wird dem Euro das Genick brechen. Und zwar am 1. Oktober 2015. Bis dahin kann man die Euros ja für eine Kinokarte ausgeben. In diesem Fall kein schlechtes Investment.
Wertung: vier von fünf Sternen