Essen. In der Komödie „Der Nanny“ sucht ein aalglatter Bauunternehmer ein neues Kindermädchen für seine Sprösslinge – und findet einen Mann namens Rolf.

Matthias Schweighöfer ist neben Til Schweiger der eine andere Filmstar hierzulande, der sich selbst vor der Kamera in Szene setzt und Erfolge einfährt, weil er ganz konkret und ungeniert der Gunst des Publikums zuarbeitet. Der jüngste Wurf heißt „Der Nanny“ und soll die Reihe der kassenträchtigen Eigenproduktionen „What a Man“, „Schlussmacher“ und „Vaterfreuden“ fortsetzen. Schweighöfer hat sich wieder voll eingebracht, er schrieb am Drehbuch mit, produzierte und führte (wie schon bei „Schlussmacher“ und „Vaterfreuden“) zusammen mit Torsten Künstler Regie. Vor der Kamera spielt er gegen die Erwartung nicht die Titelrolle, sondern einen gelackten Antihelden.

Clemens Klina ist Bauunternehmer. All seine Ressourcen und Hoffnungen hat er auf das eine Projekt gesetzt, den Abriss des gemütlichen Fischerkiezviertels zugunsten eines neuen Hochpreis-Wohnkomplexes in bester Spreelage. Die Erziehung der beiden Kinder Winnie und Theo hat Clemens gerade nach dem Tod seiner Frau sträflich vernachlässigt. Die Rangen, 11 und 13 Jahre alt, haben fast schon sämtliche professionellen Nannys (u.a. Veronica Ferres, verunstaltet mit Hochsteckfrisur und Gesichtswarzen) aus dem Haus geekelt. Aber als an diesem Morgen Clemens‘ Zeitplan besonders eng drückt, da schneit nicht etwa Mary Poppins ins Haus, sondern Rolf Horst. Der entstammt dem gefährdeten Fischerkiez, hat erst letzte Nacht seine Wohnung an eine Abrissbirne verloren und will eigentlich die rächende Faust schwingen, lässt sich stattdessen vom Fleck weg als Betreuungsperson für die Kinder engagieren. Clemens hat zwar viel vor an diesem Tag, immerhin steht ein intimes Treffen mit einer sexy Co-Investorin an; allerdings wirkt er zu keiner Sekunde so gestresst und verzweifelt, dass er spontan irgendjemand ins Haus Geschneiten seinen Kindern zum Fraß vorwirft.

Auch interessant

Drei Autoren waren am Drehbuch beteiligt, aber niemand sah sich imstande, solche Behauptungen und Ungereimtheiten auszubügeln. Sowas ist leichtfertig, weil solche Kröten selbst im Zusammenhang einer leichten Komödie nur sehr schwer zu schlucken sind. Irgendwie findet Rolf (Milan Peschel mit viel Augenrollen und schriller Stimme) Zugang zu den Klina-Kids, weshalb die finale Moral, dass Menschlichkeit wichtiger ist als Geld, letztlich zu ihrem Recht kommen kann.

Drogen im Begrüßungskaffee

Die Lacher auf dem Weg dahin müssen sich selbst in simplen Slapstickmomenten hart erarbeitet werden. So bekommt Clemens von Rolf eine Drogendosis in den Begrüßungskaffee verpasst, die Kinder hingegen schenken Rolf zum Willkommen einen verdauungsfördernden Pfeffertrunk ein. So wie das hier inszeniert ist, gibt es keinen Grund, dass die offenkundig merkwürdig schmeckenden Getränke bis zum letzten Tropfen geleert werden.

Auch interessant

Das ist genauso Spaßmache mit der Brechstange wie der Umstand, dass Dialoge grundsätzlich eher gebrüllt als gesprochen werden. Und wenn gar nichts mehr geht, arbeitet sich die Regie an unnützen Attraktionen (Autostunts, eine Explosion, Demonstranten unterm Wasserstrahl, aber auch eine Sexszene im Alkoholrausch) ab und ignoriert grundsätzlich, dass es stets die leisen Momente sind, die den Film sympathisch machen. Schweighöfer hat sich mit Erfolg eine gute Marke als Volksschauspieler aufgebaut. Diese Karte scheint vorläufig ausgereizt.

Wertung: zwei von fünf Sternen