Essen. Das Drama “Tod den Hippies! Es lebe der Punk“ kann in Tom Schilling und Wilson G. Ochsenknecht bekannte Köpfe vorzeigen, überzeugen tut es aber nicht.
„Wer sich erinnern kann, war nicht dabei“, lautet ein Slogan in Oskar Roehlers neuem Film „Tod den Hippies! Es lebe der Punk“. Was dann auch gleich widerlegt wird, denn Roehler war wohl selbst dabei, aber er scheint sich immer noch gut erinnern zu können. An die schillernden Berliner Nächte Anfang der 80er-Jahre, an den Anarchogeist der noch geteilten Stadt, an Sex und Drogen und Subkultur. Wie das so ist, wenn ein ungestümer Regisseur an alte Zeiten denkt und sie dabei rauschhaft verklärt.
Roehlers Film, voll von autobiographischen Bezügen, beginnt mit einem Ausstieg. Robert (Tom Schilling) wird es in der westdeutschen Provinz zu eng, wo angeblich überall Hippies an der Macht sind (wir hatten die eher ein Jahrzehnt früher verortet), er muss da dringend raus, um die freie Luft von West-Berlin zu atmen. Doch endlich mit Irokesenschnitt vor Ort, lernt er erst einmal die engen Kabinen einer Peep-Show kennen, die sein alter Kumpel Schwarz (Wilson Gonzales Ochsenknecht) leitet und in denen er nun sauber machen darf.
Tom Schilling kann mit Leitfigur nichts anfangen
Robert ist die Leitfigur, die uns durch das Nachtleben des Berlins von damals führt. Deshalb hängt er auch meist in einem angesagten Kreuzberger Club herum, in dem Musiker wie Blixa Bargeld (Alexander Scheer) oder Nick Cave verkehren und wo Fassbinder Hof hält. Und damit es auch jeder merkt: Wo Leben in der Bude ist, sind die Bilder schön bunt, auf den Straßen herrscht schwarzweiße Tristesse. Doch was nützt eine Leitfigur, wenn selbst ein guter Schauspieler wie Tom Schilling mit ihr lange Zeit nichts Rechtes anzufangen weiß. Ein wenig ändert es sich, wenn Roehler damit beginnt, wieder mal seine eigenen familiären Wunden zu lecken.
Da ist der Vater Klaus (Samuel Finzi), der in Berlin immer noch das Vermögen der RAF hütet, um das Robert und vor allem Schwarz ihn gern erleichtern möchten. Und da ist wieder mal die verhasste Mutter Gisela, die wir schon aus „Die Unberührbare“ kennen, wo Hannelore Elsner der Schriftstellerin und untauglichen Mutter Profil verliehen hat. Diesmal trägt Hannelore Hoger Giselas tiefschwarze Perücke und bedauert in einer Talkshow, dass sie ihren Balg nicht abgetrieben hat. Da weiß man, warum Roehler diesen Film eigentlich gemacht hat, der als „laut und witzig“ angepriesen wird, aber eigentlich nur rüde und nervend ankommt.
Wertung: zwei von fünf Sternen