Essen. . Das kunterbunte Animationsabenteuer „Home – Ein smektakulärer Trip“ verströmt nicht nur wegen seiner schönen Bilder einen zauberhaften Charme .
Die Boovs sind zwar Außerirdische, aber ihre Ähnlichkeit mit den kleinen gelben Minions aus den beiden „Ich – Einfach unverbesserlich“-Filmen lässt sich kaum verleugnen. Sie sehen mit ihren fünf Stummelbeinen und ihren an Apfelschnecken erinnernden Ohren nur eben noch eine Spur bizarrer aus als die winzigen Helfershelfer, die mit „Minions“ noch in diesem Jahr ihren ersten eigenen Film bekommen werden. Diese offensichtliche Ähnlichkeit hat etwas Entwaffnendes. Tim Johnson und sein Team versuchen gar nicht erst, auf Originalität zu setzen. „Home – Ein smektakulärer Trip“, ihre Adaption von Adam Rex’ Kinderbuch „Happy Smekday oder Der Tag, an dem ich die Welt retten musste“, ist fast so etwas wie ein „Best of“ der erfolgreichen Animationsfilme der vergangenen Jahre.
Eine Katze namens Schwein
Die elfjährige Tip ist eine typische Kinderfilm-Heldin. Zudem gibt es noch Tips Katze, die auf den ungewöhnlichen Namen „Schwein“ hört und allem Anschein nach noch mehr Lasagne verdrückt als Garfield. Und die Freundschaft, die zwischen dem Menschenmädchen Tip und dem Alien Oh erwächst, ist seit Steven Spielbergs „E.T.“ ein Klassiker.
Nichts Neues also. Aber genau das ist das Prinzip hinter Tim Johnsons Animationsabenteuer. Er und sein Team bedienen sich jedoch nicht einfach nur freigiebig bei anderen Familienfilmen. Sie zitieren sich wild durch die jüngere Filmgeschichte und basteln dabei eine Welt zusammen, die eben noch einen Tick bizarrer und bunter ist als alles zuvor. Die gelben Minions standen unverkennbar Pate für die lilafarbenen Aliens, die wie Chamäleons je nach Gefühlszustand ihre Farbe wechseln. Nur sind die Boovs auch ein Gegenentwurf zu den treuherzigen Mini-Schurken.
Oh nimmt menschliche Eigenschaften an
So niedlich diese viel zu klein geratenen Außerirdischen auch wirken mögen, in Wahrheit sind sie eine überaus gefährliche Spezies. Aus der ihnen wesenseigenen übermäßigen Furchtsamkeit und ihrem Impuls, ständig die Flucht zu ergreifen, erwächst ein extremer Egoismus. Als sie sich wieder einmal vor ihren Erzfeinden, den Gorgs, verstecken wollen, rauben sie zu Beginn erst einmal den Menschen die Erde. Mit einer an riesige Staubsauger erinnernden Technologie saugen sie die Menschen aus ihren Wohnungen und Büros und versetzen sie in eine winzige Enklave irgendwo in Australien. Fortan gehört der Rest der Welt den Boovs. Doch dann unterläuft Oh, den eine für seine Art untypische Sehnsucht nach Freundschaft antreibt, ein schwerwiegender Fehler. Eine von ihm versandte E-Mail könnte die Gorgs auf die Erde aufmerksam machen. Also wird Oh zum Gejagten. Gemeinsam mit Tip macht er sich auf den Weg rund um die Welt und nimmt dabei dann einige sehr menschliche Eigenschaften an.
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Allzu viele Gedanken über Logik sollte man sich bei „Home – Ein smektakulärer Trip“ wirklich nicht machen. Johnsons Film, der vor allem in den ausgiebigen Flugszenen mit einigen spektakulären 3D-Effekten aufwartet, gleicht im Endeffekt dem bunten Vergnügungspark, in den die Aliens nahezu die gesamte Menschheit umsiedeln. Dafür bietet der Film einfach zu viele optische Reize. Ständig gibt es etwas zu entdecken. Sei es nun das Gesicht des Boov-Herrschers Captain Smek auf der Freiheitsstatue oder ein Nachthimmel, der ganz deutlich dem Van Gogh-Gemälde nachempfunden ist, das Tip kurz zuvor aus den Händen eines gefräßigen Boovs gerettet hat. Es sind all diese liebevoll gestalteten Details, die Johnsons Animationsfilm einen bezaubernden Charme verleihen.
Natürlich verzichtet auch Johnson nicht auf eine kindergerechte Moral, die Tip und Oh mit ihrer Freundschaft über alle Grenzen hinweg verkünden. Aber letztlich ist die Botschaft nur Beiwerk in einem Film, der seine Geschichte konsequent in Bildern und Farben auflöst. So gleicht „Home“ letztlich einem psychedelischen Trip für Kinder.
Wertung: drei von fünf Sternen