Essen. Die Doku „Scorpions – Forever and a Day“ ist als Werbefilm für die Stadionrockband eine runde Sache. Kritisches stand nicht auf der Liste des Erlaubten.

The Scorpions sind die weltweit erfolgreichste deutsche Rockband. Nach über 40 Jahren Bandbestehen kommen aber auch diese bewährten Recken zu der Einsicht, dass es mal gut sein darf. „Scorpions – Forever and a Day“ ist der Titel eines Filmporträts, das zwischen Tourneetagebuch, Fan-Poesiealbum und liebevollem Blick zurück den Begriff Kuschelrock auch als Filmgenre salonfähig macht.

Dabei ist es ja grundsätzlich völlig in Ordnung, die Scorpions als Band gut zu finden. Ihre Aufnahmen aus den 70er-Jahren sind komplex strukturiert und bissig im Vortrag, ab den 80er-Jahren steigen sie zur festen Größe für den hart gesottenen Stadionrockmarkt auf und haben ein Vierteljahrhundert später fast alle Konkurrenzunternehmen überlebt. Und weil Erfahrung im Rock genau so wichtig ist wie im Fußball, können die Scorpions auf ihrer Abschiedstournee auch deshalb überzeugen, weil sie es sich nicht nur auf Nostalgie- und Legendenstatus gemütlich machen.

Katja von Garnier, Mitte der 90er-Jahre mit der kessen Komödie „Abgeschminkt!“ hoch gehandeltes Regietalent, seit dem enttäuschenden Girl-Band-Drama „Bandits“ im künstlerischen Niemandsland versandet, bietet dem Untersuchungsgegenstand Scorpions den denkbar geringsten Widerstand. Bei einem Multi-Millionenunternehmen geben sich die Stars zwar gern freundschaftlich jovial und sind auch allemal angenehmer im Umgang als etwa die Gallagher-Brüder.

Viel Nähe auf der Bühne

Bad Guys waren die Jungs nie, eher sind sie liebe Jungs von nebenan und Sänger Klaus Meine sieht mit seiner Sonnenbrille wie ein guter Freund von Biene Maja aus, aber Kritisches oder Unbotmäßiges stand dann nicht auf der Liste des Erlaubten. Zum Dank für den Puderkurs gibt es viel Nähe auf der Bühne, Backstage und manchmal auch privat. Als Werbefilm eine runde Sache, nicht nur für Fans der ersten Stunde.

Wertung: drei von fünf Sternen