“Jupiter Ascending“ ist das neue Science-Fiction-Werk der “Matrix“-Macher. Der Blick auf die Menschen ist hier stellenweise noch ernüchternder.

Einst in der „Matrix“-Trilogie war das Leben auf der Erde, so wie wir es kennen, nur eine Täuschung, eine Lüge der Maschinen, die längst die Herrschaft über eine verwüstete Welt übernommen haben und sich seither von der Wärme und der Energie der Menschen nähren. In „Jupiter Ascending“, dem neuen Science-Fiction-Epos der Wachowski-Geschwister Andy und Lana, sind die Menschen keine Gefangenen übermächtiger Maschinen mehr. Sie herrschen frei über ihre Geschicke und die der Erde. So scheint es wenigstens. Doch auch Freiheit kann eine Illusion sein.

Wie die meisten Menschen kommt Jupiter Jones (Mila Kunis) gar nicht auf die Idee, über das Wesen der Welt nachzudenken. Dafür fehlt ihr einfach die Zeit. Schließlich muss sie jeden Morgen vor fünf Uhr aufstehen, um zusammen mit ihrer Mutter die luxuriösen Häuser und Appartements der Reichen zu putzen. Für Menschen wie sie, die eigentlich nie eine echte Chance hatten, ist alles, gerade auch Freiheit, eine Frage des Geldes, und das ist in ihrer Familie äußerst knapp.

Ein außerirdischer Söldner legt sich mit den Aliens an

Um sich wenigstens einmal einen Traum zu erfüllen, lässt sich Jupiter auf einen dubiosen Vorschlag von ihrem Cousin ein und vereinbart einen Termin mit einem Gynäkologen, um ihre Eizellen zu verkaufen. Ausgerechnet in dessen Praxis wird sie einen ersten Einblick in die wahren Verhältnisse auf der Erde wie im Weltall erhalten. Caine Wise (Channing Tatum), ein außerirdischer Söldner, rettet sie aus den Fängen einiger Aliens, die sie im Auftrag von Balem Abrasax (Eddie Redmayne), dem wahren Herrscher über die Erde, töten sollen.

Auf den ersten Blick scheint „Jupiter Ascending“ kaum etwas mit den „Matrix“-Filmen zu verbinden. Statt einer düsteren Dystopie, die praktisch unsere gesamte Existenz in Frage stellt, haben Andy und Lana Wachowski diesmal zusammen mit ihrem Kameramann John Toll ein extrem buntes Science-Fiction- und Fantasy-Universum erschaffen. Alle drei Abrasax-Geschwister, Kalique (Tuppence Middleton), Titus (Douglas Booth) und Balem, die in Jupiter Jones eine Reinkarnation ihrer Mutter erkennen und sich dadurch in ihrer Macht bedroht fühlen, haben ihre ganz eigene Welt.

Eine ernüchternde Sicht auf die Menschen

Manchmal ist man fast versucht, an Filme wie „Guardians of the Galaxy“ zu denken. So fantasievoll und unbeschwert wirken die Szenen im Weltall. Wie „Guardians“ ist auch „Jupiter Ascending“ mit seinen allerdings etwas kleineren und bescheideneren Weltraumschlachten und seinem ständigen Hin und Her zwischen den Welten zunächst einmal ein großer Spaß. Eine atemlose Kino-Achterbahnfahrt in 3D. Doch unter der schillernden Oberfläche verbirgt sich eine Sicht auf die Welt und die Menschen, die vielleicht sogar noch ernüchternder ist als die in „Matrix“.

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Damals war, was wir Wirklichkeit nennen, nur ein Programm. Diesmal sind es die Menschen selbst, die sich ganz dem Geld und der Macht hingegeben haben. Nur ahnen sie dabei nicht, dass ihr Schicksal in den Händen ganz anderer Herrscher liegt, die nur auf den richtigen Zeitpunkt warten, um die gesamte Menschheit gewinnbringend auszulöschen. Es gibt eben immer noch jemanden, der einen noch größeren Profit im Auge hat. Eine tiefe Melancholie erfüllt die Szenen auf der Erde. Es ist fast so, als ob die Wachowskis uns mit jeder Einstellung fragen, warum verschwendet die Menschheit nur all ihre Gaben?

Extrem teure Großproduktionen

Das ewige Streben nach Profit gebiert in der Welt der Wachowskis nichts als Zerstörung, der sie kompromisslos die Kraft ihrer eigenen Phantasie entgegenstellen. Ihre Filme sind zwar extrem teure Großproduktionen, die alle Möglichkeiten der Traumfabrik ausschöpfen. Aber sie ordnen sich trotz ihrer genrebedingten Nähe zu anderen Blockbustern nie dem vorherrschenden Geschmack unter. So verzichten die Filmemacher ganz auf die für Marvel-Produktionen typische Ironie.

Bei ihnen ist alles pure Emotion und zugleich immer auch Teil einer großen Vision. Wie schon die seinerzeit extrem unterschätzte Adaption der Anime-Serie „Speed Racer“ träumt auch „Jupiter Ascending“ von einem anderen Leben, einem Leben, das nicht von Ausbeutung und Unterdrückung dominiert wird.

Wertung: vier von fünf Sternen