. Ein Sportlerdrama, in dem Sport eine untergeordnete Rolle spielt. Tatsächlich geht es in “Foxcatcher“ um menschliche Beziehungen und ihre Abgründe.

Gemeinhin funktionieren Sportler-Filme an den deutschen Kinokassen nur sehr begrenzt. Während in den USA Dramen über Baseball- oder Football-Helden immer eine sichere Bank sind, lässt sich diese Faszination kaum in unsere Grade exportieren. Bei „Foxcatcher“ jedoch ist alles anders. Es mag zwar hintergründig um den Ringersport gehen, selbst in den USA nicht gerade ein Straßenfeger, tatsächlich aber entfaltet sich hier das Drama dreier Menschen, die eine unheilige Allianz eingehen, die schließlich in einer rätselhaften Katastrophe endet.

Millionär mit seltsamen Marotten

Regisseur Bennett Miller hat mit „Moneyball“ (2002) zwar bereits ein Baseball-Drama inszeniert, in die Oberliga allerdings spielte er sich mit der Schriftsteller-Biographie „Capote“ (2006).

Schon dort bewies er ein Talent für die filigrane Beobachtung von Menschen, von langsam sich entwickelnden Krisen. Auch „Foxcatcher“ fordert dem Betrachter Geduld ab, denn die Geschichte eines psychisch labilen Multi-Millionärs, seiner seltsamen Marotten und seiner Leidenschaft für das Ringen passt so gar nicht in einen Filmbetrieb, in dem alles gleich klar und deutlich auf dem Tisch liegen muss. Basierend auf tatsächlichen Vorkommnissen beginnt der Film mit der Situation des Freistil-Ringers Mark Schultz (unerwartet gut: Channing Tatum), der bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles eine Goldmedaille holte, nun aber als Junggeselle ziellos seine Tage verlebt, immer in der Hoffnung auf einen neuen Anschub.

Ist es der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

Der kommt tatsächlich in Gestalt des reichen und exzentrischen Sportförderers John E. du Pont (krasser Rollenwechsel: Steve Carell), der auf seinem gigantischen Anwesen ein eigenes Ringer-Zentrum aufbauen möchte. Mark will der Millionär unbedingt dabei haben, er soll bereits in zwei Monaten bei der Weltmeisterschaft in Frankreich „Foxcatcher“ zum Begriff werden lassen. Es scheint der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die paar Merkwürdigkeiten in Duponts Verhalten stören Mark nicht weiter. Da ist zum Beispiel sein geradezu krankhafter Nationalismus, die befremdliche Beziehung zu seiner alten Mutter (Vanessa Redgrave), sein Verlangen nach absolutem Gehorsam sowie eine augenscheinlich krampfhaft unterdrückte Homosexualität. Dass er Mark persönlich trainieren will, zeigt seine Sehnsucht nach Kontakt mit verschwitzten Körpern.

Die Beziehung zwischen beiden nimmt Schaden, als Du Pont auch noch Marks Bruder Dave (Marl Ruffalo) nach dessen langem Zögern als Trainer engagiert und ihn samt Familie auf seinem Grund und Boden unterbringt. Auch Dave kann Medaillen aufweisen und war lange Zeit der einzige soziale Kontakt für den introvertierten Mark. Bei Du Ponts Absichten blickt man inzwischen schon lange nicht mehr durch: Will er sich beweisen, dass er jeden haben kann? Will er eine Brüder-Beziehung zerstören? Oder geht es ihm angesichts eines überzogenen Geltungsbedürfnisses nur um die wechselhafte Verteilung seiner Gunst?

Steve Carell mit sensationeller Leistung

Steve Carell, den man bisher hauptsächlich in Komödien wahrnahm, liefert als Du Pont hier eine sensationelle Leistung ab, bei der man den Wahnsinn dieses seltsamen Mannes wachsen sieht. In welchen Zimmern auch immer der Millionär sich aufhält, stets scheint er sie kleiner zu machen, scheint er den muffigen Schweißgeruch aus den Umkleidekabinen der Ringer einzuschleppen. Aber damit nicht genug: Kameramann Greig Fraser fotografiert die Räume auch meist so, dass ihnen etwas Bedrohliches, Bedrückendes anhaftet. Das gilt es auszuhalten, 134 Minuten lang.

Wertung: vier von fünf Sternen