Essen. Der Thriller “The Drop – Bargeld“ enführt den verstorbenen Schauspieler James Gandolfini in seiner letzten Rolle in die Unterwelt von Brooklyn.

Die Verfilmungen von „Mystic River“, „Gone Baby Gone“ und „Shutter Island“ haben den US-Schriftsteller Dennis Lehane berühmt gemacht. Im Vergleich zu diesen großen Romanen ist die Kurzgeschichte „Animal Rescue“ nur ein Nebenwerk in seinem Schaffen. Aber auch diese Petitesse, die er nun selbst für das Kino unter dem Titel „The Drop – Bargeld“ adaptiert hat, verströmt noch dieses typische Lehane-Feeling.

Zusammen mit dem belgischen Filmemacher Michaël Roskam entführt einen Lehane in die Unterwelt des New Yorker Viertels Brooklyn. Figuren wie der etwas unbedarft wirkende Barmann Bob Saginowski (Tom Hardy) und dessen Boss Marv (James Gandolfini) gehören wie auch der brutale tschetschenische Gangsterboss Chovka (Michael Aronov) und die verschlossene Einzelgängerin Nadia (Noomi Rapace) zum klassischen Typen-Arsenal des (modernen) Film noir.

Lehane und Roskam greifen diese Genreklischees allerdings nur auf, um sie dann konsequent zu unterlaufen. So lassen sie sich erst einmal unendlich viel Zeit, in der kaum etwas passiert. Dass Bob eines Nachts einen Hundewelpen in einer Mülltonne entdeckt, ist hier wichtiger als der Überfall auf Marvs Kneipe, der auch die tschetschenische Mafia auf den Plan ruft.

Der äußere Schein trügt

Tom Hardys Bob geht nicht durchs Leben. Er scheint vielmehr fortwährend traumzuwandeln. Und so nimmt kaum jemand diesen Barmann wirklich ernst. Doch irgendetwas stimmt nicht mit diesem seltsamen Jedermann. Trotz seiner sanften und ruhigen Art strahlt Tom Hardy etwas Bedrohliches aus. Eine Andeutung von Gefahr und Gewalt umgibt ihn wie auch den ganzen Film.

Lehane und Roskam erweisen sich als Meister atmosphärischer Details. Der äußere Schein trügt. Selbst Marv, der zunächst noch wie ein Gegenentwurf zu James Gandolfinis „Sopranos“-Image wirkt, erweist sich als doppelbödiger Charakter. In ihm steckt durchaus ein Tony Soprano. Nur konnte Marv in der Welt des organisierten Verbrechens nicht mithalten, und das macht ihn umso gefährlicher.

Wertung: Vier von fünf Sternen