Essen. Paul Haggis' Drama “Dritte Person“ serviert dem Zuschauer gepflegtes Episodenkino mit Starbesetzung. Der große Wurf gelingt Haggis damit jedoch nicht.

Paul Haggis war im ersten Milleniumsjahrzehnt dank seines Drehbuchs für „Million Dollar Baby“, seines Regiedebüts „L.A. Crash“ und dem Drehbuch für den Comeback-Bond „Casino Royale“ der Überflieger Hollywoods. Aber nicht für lang.

Der Bond-Job „Ein Quantum Trost“ und das Remake „72 Stunden – The Next Three Days“ wurden als Enttäuschungen gewertet und die nächste, bislang letzte Regiearbeit blieb nach der Premiere auf dem Filmfest Toronto im September 2013 über ein halbes Jahr auf Eis. Jetzt wurde „Dritte Person“ doch noch in die deutschen Kinos geholt und man erkennt schnell, warum Sympathievergabe für das Haggis-Kino mittlerweile eher schwer fällt.

Liam Neeson spielt Michael, einen amerikanischen Schriftsteller, der in Paris an einem Roman arbeitet und Entspannung in den Armen seiner Geliebten Anna (Olivia Wilde) sucht. In Rom verliebt sich ein Modeeinkäufer (Adrien Brody) in eine Roma (Moran Atias), deren Kind in der Gewalt von Verbrechern ist, und beschließt der Frau zu helfen.

In New York trägt eine junge Frau (Mila Kunis) schwer daran, dass ihr nach einem Moment der Schwäche das Sorgerecht für ihren kleinen Sohn entzogen wurde. Nun versucht sie über eine Anwältin (Maria Bello) verzweifelte Annäherung, was der Vater, ein Künstler (James Franco), zu verhindern trachtet.

Gepflegtes Arthouse-Kino mit Starbesetzung

Paul Haggis sucht mittels Rückbesinnung Anschluss an die Großform seiner Arbeiten für Clint Eastwood und sich selbst. Das Resultat sind über zwei Stunden Episodenkino, das seine Handlungsfäden lange parallel zueinander verlaufen lässt und erst ganz am Schluss zusammenführt.

Der Film serviert gepflegtes Arthouse-Kino mit Starbesetzung, ist gut gemacht, lehnt sich mit ein bisschen Nacktheit recht weit aus dem US-Fenster und gibt den Schauspielern Raum in intensiven Gefühlsszenen zu glänzen. Vor allem aber protzt er dabei immer wieder mit der eigenen Cleverness, wenn er den Zuschauer mit abrupten Szenenwechseln zu beständiger Aufmerksamkeit zwingt und am Ende stolz den Schein aus dem Sein subtrahiert. Für sich ist das sicher virtuos, aber es ist eben auch schiere Angeberei und das ist einfach nicht sympathisch.

Wertung: Zwei von fünf Sternen