Essen. In Woody Allens Komödie “Magic in the Moonlight“ spielt Oscar-Preisträger Colin Firth einen überheblichen Snob, der eine Schwindlerin überführen soll.

Wenn Woody Allen, inzwischen auch schon 78 Jahre alt, irgendwann einmal an seine natürlichen Grenzen stößt, dann wird unser Leben nicht mehr das gleiche sein. Denn Jahr für Jahr hat dieser passionierte Filmemacher seit 1969 den Kinogängern mit großer Verlässlichkeit ein Lebenszeichen seiner Kunst zukommen lassen. Das mögen bei diesem kontinuierlichen Ausstoß nicht immer makellose Perlen gewesen sein, aber selbst Allens schwächere Arbeiten fügen sich noch wunderbar ein in einen filmischen Kosmos, der Seinesgleichen sucht. Das wird man bald auch von „Magic in the Moonlight“ sagen, einer sommerlich beschwingten, nostalgischen Komödie, die schon eine gewisse Fallhöhe aufweist zum letztjährigen Meisterwerk „Blue Jasmin“ und dessen pessimistischer Weltsicht. Was die gute Laune des Zuschauers jedoch in keiner Weise beeinträchtigt.

Alles vom Feinsten

Beim neuen Film ist alles vom Feinsten, das Wetter in Südfrankreich ebenso wie die Garderobe der hier residierenden Upper Class und die geschliffenen Dialoge der feinen Herrschaften. Hier findet sich 1928 der als Illusionskünstler Wei Ling Soo quer durch Europa tourende Brite Stanley Crawford (Colin Firth) bei der reichen US-Familie Catledge ein, um eine ungewöhnliche Aufgabe zu bewältigen. Ein Freund hat ihm von der jungen Amerikanerin Sophie Baker (Emma Stone) berichtet, die angeblich ein echtes Medium sein soll und deshalb von den Catledges eingeladen wurde, den Kontakt zu einem lieben Verstorbenen herbeizuführen. Stanley glaubt in keiner Weise an derartige Übersinnlichkeit, er hat selbst genug solcher Scharlatane überführt. Sophie hält er im Vergleich für einen leichten Gegner.

Die Dinge jedoch laufen anders, als der Skeptiker sich das vorgestellt hat. Nicht nur, dass die junge Dame Dinge von ihm weiß, die sie niemals hätte wissen dürfen. Auch bei der angesetzten Séance kann er dem hübschen Medium keinerlei Betrug nachweisen. Und in den zahlreichen Gesprächen mit ihr erweist sich Sophie derart schlagfertig allen Anfeindungen und Unterstellungen gewachsen, dass Stanley nach diversem Ausbeißen der Zähne schließlich kapituliert. In einer Pressekonferenz gesteht er seine Niederlage ein und preist gleichzeitig die unanfechtbaren Fertigkeiten der Amerikanerin. Der Zuschauer, geschult an dem Humor eines Woody Allen, bleibt skeptischer.

Zwischen edlem Porzellan und noch edlerem Champagner

Wenn man sonst eher zurückschreckt angesichts purer Dekadenz, so bereitet die Art und Weise wie Kameramann Darius Khondij sie hier mit seinen lichtdurchfluteten Bildern überhöht, schon eher Vergnügen. Wie auch das Spiel der Darsteller, die hier zwischen edlem Porzellan und noch edlerem Champagner ihre Dialog-Duelle austragen. Colin Firth („The King’s Speech“) ist geradezu hinreißend als überheblicher britischer Snob, der seinem Zynismus freien Lauf gewährt. Emma Stone, bisher viel zu sehr auf ihren „Spiderman“-Auftritt reduziert, wehrt sich wacker gegen solche Art von Herablassung und schießt scharf zurück. Da ist eine Chemie zwischen diesen Sparringspartnern spürbar, die den großen Altersunterschied zwischen beiden schier vergessen lässt.

Zwischen all den anderen Figuren des Films, die nur mehr oder weniger als Stichwortgeber fungieren, ragt allein noch Hamish Linklater als Sohn des Hauses heraus. Und das auch nur, weil er Sophie mit seiner Ukulele fortgesetzt derart grausliche Ständchen bringt, dass man schon bis Jerry Lewis zurückgehen muss, um Vergleiche anstellen zu können.

Wertung: 4 von 5 Sternen