Herne. Das Spielezentrum in Herne beherbergt die größte ausleihbare Spielesammlung der Welt. 15.000 Spiele dürfen nach Herzenslust ausprobiert werden.
Es ist bunt. Orange und Gelb strahlen von den Wänden im Spielezentrum Herne und sagen dem trüben Winterwetter den Kampf an. Einmal im Monat öffnet das Zentrum auch sonntags seine Türe, um den Spielwütigen Einlass zu gewähren.
Innerhalb weniger Minuten ist das Spielecafé gut besetzt; Kinder, junge Erwachsene und auch ältere Ehepaare schnappen sich Kaffee, Cola und ein Stück Kuchen, werfen ihre Jacken auf die alten Holzstühle und machen sich beschwingt auf in das Herzstück des Gebäudes: die Spielothek.
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Dutzende schwere Holzregale tragen rund 6000 Brettspiele in allen Formen und Farben des Regenbogens. Hier werden die Augen von Jung und Alt mit einem Schlag größer – während die Stammgäste zielstrebig in den Stapeln nach dem nächsten Spielvergnügen suchen, stehen die Neulinge fasziniert inmitten der bunten Kartons. „Dabei lagert hier nur ein Drittel unseres Bestands“, meint Thomas Moder, der Leiter der Einrichtung.
In Herne lagern 15.000 Spiele unter einem Dach
Denn das Spielezentrum, das von außen betrachtet doch relativ unscheinbar daherkommt, beherbergt einen besonderen Schatz: Insgesamt 15.000 Spiele lagern unter dem Dach. Damit ist die Sammlung die größte ausleihbare Spielekollektion der Welt. Gespielt werden darf jedes einzelne davon; entweder direkt im Zentrum oder einfach Zuhause. Was nicht in Sichtweite ist, kann online im Katalog nachgeschlagen und dann angefragt werden. Zu 95 Prozent werden die Spiele gespendet – entweder von den Verlagen oder von Bürgern, die ihre Spiele loswerden möchten. „Nur selten müssen wir Spiele selbst kaufen. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt der Einrichtungsleiter.
Hier wird jeder Traum von nicht-digitalem Spielespaß Wirklichkeit; Klassiker wie Monopoly, Cluedo oder Risiko reihen sich an die neuesten und verrücktesten Spiele, so wie „Azul“ und „Just One“, die beide in jüngster Vergangenheit zum „Spiel des Jahres“ gekrönt wurden. „Der Hype zieht natürlich immer“, weiß Thomas Moder. „Besonders von ‘Azul’ mussten wir im letzten Jahr ordentlich nachbestellen.“ Wer sich im Haus umsieht, traut seinen Augen kaum. Ob im Büro, im Keller oder unterm Dachboden – jeder freie Meter bis unter die Decke ist mit Spielkartons bestückt.
Deutsche und Weltmeisterschaften in „Carcassonne“ und „Catan“
Neben dem normalen Spielbetrieb richtet das Zentrum auch noch die Meisterschaften für „Carcassonne“, „Catan“ und „7 Wonders“ aus. Manchmal sogar die Weltmeisterschaften: „Deshalb haben wir auch ‘Catan’ auf russisch oder griechisch auf Lager.“ Ein richtiges System gibt es aber nicht mehr; im August soll das Spielezentrum in die ehemalige Hauptschule auf der anderen Straßenseite einziehen. Dann wird die Aula zu einer riesigen Spielothek umgewandelt.
„Unser jetziges Haus ist in die Jahre gekommen und wir platzen aus allen Nähten“, erklärt Moder. Dabei hat das Haus eine besondere Geschichte: „Ein Jugendzentrum war es schon immer. Mit der Errichtung 1943 allerdings noch für die Hitlerjugend.“ Auf dem Dachboden sind immer noch Spuren der Schießbahnen zu sehen, die dort einmal installiert waren. Das Spielezentrum nutzt den Platz nun effizienter und lagert dort alle Spiele für die Turniere und Meisterschaften. Seit 1992 ist das Jugendhaus eben auch ein Spielezentrum – geschuldet ist das dem ehemaligen Leiter, der seine private Leidenschaft mit ins Haus brachte.
Stammgäste und Neulinge beim Spielecafé
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Das Spielecafé, das einmal im Monat stattfindet, lockt jedes Mal Neugierige, aber auch Stammkunden an. So wie Familie Becker. Seit zwei Jahren kommen Vater Jens, Mutter Neri und Tochter Lara Nil (13) fast jeden Monat aus Gelsenkirchen her. Dieses Mal haben sie sich das Spiel des Jahres „Just One“ vorgenommen. „Wir mögen die Idee vom Spielecafé“, erzählt Jens Becker. „Wir können uns hier entspannt hinsetzen und zwei, drei Spiele in Ruhe ausprobieren. Auch die Leute hier sind nett.“
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Nicht wenige der Spiele ziehen dann auch in die heimische Sammlung ein. Jens Becker ist begeisterter Brettspieler, kam schon zu Studienzeiten ins Herner Spielezentrum – und hat seine Familie später mit angesteckt. „Bevor wir herkommen, recherchiere ich schon, was wir spielen können.“ Zusätzlich gibt das Zentrum drei Spielgruppen ein Zuhause. Regelmäßig treffen sich hier der „Herner Spieleclub“, der Verein „Herner Burg“ und die „Müslipiraten“.
Im August kommt das erste eigene Spiel
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Das Team besteht aus vier Angestellten und einigen studentischen Hilfskräften, die beim Alltagsgeschäft helfen; von montags bis donnerstags bietet das Zentrum ein Programm für Kinder von sechs bis zwölf Jahren an. Mal wird gebastelt, mal wird gekocht, mal wird gespielt. Außerdem ist das Spielezentrum jährlich mit einem großen Stand auf der „Spiel“-Messe in Essen vertreten und veranstaltet eine eigene Messe, den „Spielewahnsinn“, im Herner Kulturzentrum.
Im August kommt das erste eigene Spiel der Einrichtung auf den Markt. Auch wenn noch nicht zu viel verraten werden darf: Das Krimi-Spiel wird sich mit der Cranger Kirmes beschäftigen. Und dann sicherlich auch ein Zuhause in den vielen Regalen des Spielezentrums finden. Das Spielezentrum Herne hat von Montag bis Donnerstag zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet. An jedem zweiten Sonntag im Monat findet das Spielecafé von 14 bis 17 Uhr statt. Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite des Spielezentrums.