Köln. . Bisher war Christoph Maria Herbst ein ProSieben-Gesicht, “Stromberg“ sei Dank. Jetzt dreht der Schauspieler das erste Mal für die ARD. In Köln entsteht eine Komödie, in der Herbst in einer Zwillingsdoppelrolle zu sehen ist. Funktioniert das? Und ob. Ein Besuch am Set.

Der Star trägt Bademantel und Filzpuschen. Es gehört zu seiner Rolle. Gerade hat Christoph Maria Herbst eine Szene abgedreht. Schweißperlen glänzen auf seiner Stirne. Sie kommen von der überraschend warmen Spätsommersonne und vom Kunstlicht am Set. Der 48-jährige Schauspieler dreht in Köln die Komödie „Besser als Du“ – seine erste für die ARD-Filmtochter Degeto.

„Die Degeto“, weiß Katrin Kuhn von der Hürther Produktionsfirma filmpool fiction, „will ihr Programm moderner und ihre Geschichten lebensnäher gestalten, und da passt Christoph Maria Herbst super. Er war ja bisher ein ProSieben-Gesicht.“ ProSieben ist der Sender mit dem jüngsten Publikum in der Top 20 der deutschen Fernsehliga.

Herbst selbst hat sich diebisch gefreut, dass die Degeto auf ihn zukam. Beide Seiten profitieren. Herbst, weil er jenseits seiner klassischen „Stromberg“-Rolle neue Facetten zeigen kann, und die Degeto, weil sie bisher verschrieen war für biederstes Fernsehen.

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„Besser als Du“ soll ein Vorzeigefilm werden. Deshalb schrieb ein Grimme-Preisträger das Drehbuch: Stefan Rogall. Deshalb führt eine Grimme-Preisträgerin Regie: Isabel Kleefeld. Und deshalb wurde ein Mann engagiert, der sich auf Spezialeffekte versteht: VFX-Experte Frank Schlegel. Beinahe nebensächlich zu erwähnen, dass die Degeto dem Projekt auch mehr Drehtage als üblich spendiert hat: 24 sind es. Zum Vergleich: Ein „Tatort“ muss heutzutage üblicherweise in 21 Tagen abgedreht sein. Zeit ist Geld. Eine Binse, mag sein, aber wahr.

Er darf nicht in die "Stromberg"-Falle tappen

„Besser als Du“ mixt Verwechslungskomödie und Zwillingskomödie. Zwei Brüder, eineiig, waren lange getrennt. Der Zufall bringt sie wieder zusammen. Sie ähneln sich zwar aufs Haar, sind aber grundverschieden, auf den ersten Blick. Der eine ist ein verklemmter Logopäde, der in Köln mühsam über die Runden kommt. Der andere ist ein lockerer Vogel, ein Künstler und Lebenskünstler, der sich in Essen durchschlägt. Herbst spielt beide. „Das ist eine Herausforderung“, sagt er mit frech blitzenden Augen. „Das weckt meinen Spieltrieb.“

Natürlich weiß er selbst am besten, dass er nicht in die „Stromberg“-Falle tappen darf. Und er weiß, dass die Zwillinge sich einerseits ähneln, sich aber zugleich unterscheiden müssen. Ob das gelingt?

Frank Schlegel ist sich da ganz sicher. Im Wohnzimmer des Logopäden-Hauses klappt er seinen Rechner auf und zeigt erste „VFXen“. Das sind Szenen, in denen per Digital-Technik, der doppelte Herbst zu sehen ist. So ist der Schauspieler gleich zweimal im Auto zu sehen: am Steuer als steifer Sakkoträger und auf dem Beifahrersitz als lockerer Lederjacken-Fan. „Der Wagen“, verrät Schlegel, „war aufgebockt, dass er beim Dreh nicht wackeln konnte. Wir haben Christoph zwei Mal gefilmt und dann die Szenen per Split-Screen (geteiltes Bild, Red.) zusammengefügt.“

Katze kommt per Zufall an Nebenrolle

In Szene gesetzt werden der Stars und seine beiden Filmpartnerinnen Sophie von Kessel und Ulrike C. Tscharre von Kameramann Alexander Fischerkoesen. Er begreift sein Handwerk als Sport. Er produziert im besten Sinn bewegte Bilder, in dem er seine Kamera kurzerhand schultert.

Eine Nebendarstellerin kam per Zufall ins Geschäft: die Katze des Hauses. Der getigerte Stubentiger schlich sich auf leisen Sohlen ans Team heran. Regisseurin Kleefeld erkannte ihre Chance und nutzte sie. „Wenn man eine Katze mit Kinderstimme anspricht, hat man ihr Vertrauen.“ Die Katze vertraute der Regisseurin, und die Regisseurin vertraute der Katze. Sie wurde kurzerhand als Nebendarstellerin verpflichtet. Ihre Gage wird in Brekkies ausgezahlt.