Berlin. Auf den meisten Smartphones sind Apps zu finden. Deutsche Fernsehmacher wollen die begehrten Alleskönner für sich nutzen - und legten mit ihren Ideen bisher eher Bruchlandungen hin. Woran liegt das? Moderator Jörg Pilawa hat die Theorie, Interaktivität sei vielleicht gar nicht erwünscht.
ARD-Moderator Jörg Pilawa hält die interaktiven Fernsehshows in Verbindung mit Smartphone-Apps für noch nicht ausgegoren. "Interaktivität ist ja so ein Schlagwort. Vielleicht wollen das viele Leute gar nicht", sagte der 48-Jährige im Interview. Vielleicht hätten die Menschen manchmal den Wunsch, einfach nur dazusitzen, sich unterhalten zu lassen und zu entspannen.
Jüngstes Beispiel: Die RTL-Show "Rising Star" legte vergangene Woche einen mauen Start hin. Nur 2,25 Millionen Zuschauer sahen zu, was einem Marktanteil von 8,4 Prozent entsprach, am Samstag waren nur noch 1,75 Millionen (7,0 Prozent) dabei.
Bei der interaktiven Talentshow stimmten nach Angaben von RTL über eine halbe Million "Juroren" über die Musiktalente auf der Bühne ab. Und auch die Jurymitglieder Anastacia, Gentleman, Joy Denalane und Sasha wischten eifrig über ihre Smartphones, wenn ihnen ein Talent gefiel.
Pannen-Show "Quizduell"
Neben "Rising Star" kämpfte auch die Talentsendung "Keep Your Light Shining" auf ProSieben mit schlechten Quoten - und wurde nach der ersten Staffel abgesetzt. Die App-Shows bedeuten nicht nur technisch großen zusätzlichen Aufwand. Auch aus rechtlichen Gründen müssen die Macher ganz genau hinschauen. So erscheinen bei "Rising Star" auf einer riesigen Wand zahllose Fotos der Abstimmenden. "Ok, wer von euch schickt ein Pimmelfoto hin?", witzelte ein Nutzer vor dem Sendestart auf Twitter. Damit das nicht passiert, schaltet nach Angaben einer RTL-Sprecherin vorher ein Team die Bilder frei. "Damit da keine Kinder, Katzen oder Nacktbilder zu sehen sind, sondern nur Selfies."
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Mit ganz anderen Problemen hatte die ARD im Mai beim "Quizduell" mit Jörg Pilawa zu kämpfen. Mit einer App sollten Nutzer live gegen Kandidaten im Studio spielen können. Technische Fehler machten die interaktive Live-Sendung von Anfang an zur Pannen-Show. Allerdings stieg das Zuschauerinteresse. Beim Finale beteiligten sich laut ARD insgesamt mehr als 390 000 Mitspieler. "Es ist vielleicht beim Quizduell noch einfacher, Interesse herzustellen", sagte Pilawa. Im Gegensatz zu den Talentshows könne man aktiv miträtseln und Geld gewinnen. Mit der Sendung soll es 2015 auch weitergehen.