Essen. . Dass man als Show-Gastgeber gewöhnlich seinen Kandidaten den Vortritt lässt, hat Stefan Raab in seiner Show “Schlag den Raab“ geschickt ins Gegenteil gewendet. In seiner jüngsten Show trat er gegen eine Bundeswehr-Soldatin an. Doch die nahm die ganze Sache nicht so ernst.
Stefan Raab trat wie immer bei „Schlag den Raab“ an, um zu gewinnen. Das tat er auch. Doch selten waren die Zuschauer darüber aus diesem einen Grund froh: es bedeutete ein schnelles Ende der Sendung. Raab wurde zum stillen Sympathieträger – und das vor allem, weil sich alle anderen daneben benahmen.
Seit langer Zeit wählten die Zuschauer wieder eine Frau zu Raabs Gegnerin. Die Bundeswehroffizierin Caroline erklärte im Vorstellungsvideo, dass Sport beim Bund groß geschrieben werde. In den Wettkämpfen versagte sie aber vor allem auch in diesen Disziplinen.
Doch eigentlich blieben die einzelnen Spiele und Aktionen, der Punktestand und alle weiteren Regeln völlig blass. Denn es passierte dem Sendeformat das Einzige und Schlimmste, was einer Wettkampf-Show passieren kann: die Herausforderin nahm die ganze Sache nicht ernst.
Caroline verspielte schnell alle Sympathien
Statt Ehrgeiz zu zeigen im Angesicht von einem Millionengewinn, kicherte und grinste sie die ganze Zeit über ihre eigenen Fehler. Verlor Spiel um Spiel. Und es schien ihr völlig egal zu sein.
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Da ging sogar dem Kampfschwein Stefan Raab der Wille verloren, alles zu geben.Caroline brachte sich nicht ein. Bei den meisten Spielen wartete sie lediglich auf Fehler von Raab, um sich dann selbst zu applaudieren.
Nicht sonderlich sympathisch. Und so fehlte eben die Seite, für die es sich lohnte, mitzufiebern. Am Ende blieb da nur Stefan Raab, der zwar in typischer Raab-Manier alle Regeln mindestens dreimal hinterfragte und Moderator Steven Gätjen durch zu frühes Ausprobieren in den Wahnsinn trieb, doch er spielte fair und zeigte Interesse an Caroline.
Buschmann und Gätjen schmeißen mit Klischees um sich
Die hingegen zickte immer mal wieder gegen den Entertainer. Und leider machte sie es damit schwer, auf ihrer Seite zu sein. Und das, obwohl Kommentator Frank Buschmann und Moderator Steven Gätjen alles taten, um den Verteidigungs-Sinn oder wenigstens den Beschützer-Instinkt bei den Zuschauern zu wecken.
Die beiden verpassten keine Möglichkeit, um auch noch auf dem allerplattesten Frauen-Klischee herumzureiten. Beim ersten Spiel „Tassen“ ging es darum, einen Teelöffel so über einer Tasse abzuwerfen, dass dieser in der Tasse liegen blieb. Und alles, was dem, sonst ab und zu doch so spitzfindigen Gätjen einfiel, war der Kommentar in Richtung der Kandidatin: „Bei Geschirr musst du ja einen Vorteil haben.“
Das Privatfernsehen wird 30 Jahre alt
Buschmann erklärte, als Caroline beim Parcours, den sie zunächst vorwärts und dann rückwärts mit dem Auto durchfahren musste: „Hier werden wieder einmal alle Vorurteile erfüllt.“ Wessen? Buschmanns? Schade. Denn trotzdem Caroline das Spiel verlor, bei einem solchen Spiel, das ganz eindeutig zu Raabs Spezialitäten zählt, war selten jemand über lange Strecken derart auf Augenhöhe mit Raab.
Buschmann meldete sich noch während der Sendung via Twitter zu Wort: "Jetzt melden sich Feministinnen und unterstellen mir Sexismus, wegen Autofahrens??? Da wirst du doch bekloppt... #herrlich"
Twitterer vermuteten Jan Böhmermann hinter dem Desaster
Raab war nicht auf der Höhe. Ihm passierten viele Schusseligkeitsfehler, er wirkte oft unkonzentriert. Doch der Abend war im Endeffekt nur deshalb ein kompletter Reinfall, weil keine Spur von Kampfgeist zu spüren war. Caroline kicherte auch noch, als die silbrigen Konfetti auf Raab heruntersegelten.
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Schön, wenn einem Geld nicht so wichtig ist. Dabei sein ist alles und so weiter. Aber bei „Schlag den Raab“ geht es darum, dem ewig Überlegenen den Kampf anzusagen. Im Vorstellungsvideo schloss Caroline mit: „Ich schlag den Raab“. Was sie dann in der Sendung zeigte, war vielmehr: „Ich warte mal ab, ob ich so lange nichts machen kann, bis Raab von alleine verliert.“
Der enttäuschende Verlauf des Abends verleitete vieler Twitter-Nutzer dazu, nach dem „Blamieren oder Kassieren“-Streich, auch hier wieder Neo Magazin-Moderator Jan Böhmermann zu vermuten. Schön wäre es. Denn dann würde sich vielleicht doch noch ein Sinn für diesen sonst völlig verschwendeten Fernsehabend ergeben.