Essen. . An ihm scheiden sich die Geister. Für die einen ist Til Schweiger eine Zumutung, für die anderen der einzige Grund, bei einem ARD-Tatort überhaupt einzuschalten. Im Netz erntete Schweiger bei seinem zweiten Einsatz als Hamburger Kommissar Nick Tschiller aber vor allem Häme. Gelobt wurde ein anderer.
Ist das vielleicht der klügste Satz des ganzen Schweiger-Tatorts? "Der bringt Klicks und geile Zeilen", sagt Tschillers Partner Yalcin Gümer (Fahri Yardim) über den schießwütigen Kommissar, der den örtlichen Medien mit seiner unkonventionellen Arbeitsweise stetig neues Futter liefert. Schöne Pointe, die mit dem realen Hype um Schweiger spielt. Und die am Sonntagabend auf Twitter und Facebook prompt ihre Bestätigung findet.
Denn zu ihm hat offenbar jeder was zu sagen. Auch wenn das nicht zwangsläufig etwas Gutes sein muss. "Ich hab's versucht. Aber wenn ich Schweiger sehe, muss ich immer hysterisch lachen", twittert @sinnundverstand, kaum dass der Tatort begonnen hat. "Peinlich", "machoesk", "unrealistischer Action-Quatsch", urteilen andere Nutzer. Dabei hat Regisseur Christian Alvart zuvor noch höchstselbst davor gewarnt, dass der Schweiger-Krimi Spuren von Fiktion enthalten könne: "ACHTUNG: Der nun folgende #Tatort ist keine realistische Darstellung alltäglicher Polizeiarbeit!"
Twitterer machen sich über das Drehbuch lustig
Doch zu groß ist anscheinend die Versuchung, über die Story des zweiten Tschiller-Falls herzuziehen. "Das Drehbuch für den heutigen Tatort stammt übrigens aus der Märchenwerkstatt der "Kita Mäusebande" in Hamburg-Elmshörnchen", witzelt etwa @ImreGrimm. Da müsste bei der Erziehung allerdings einiges schief gelaufen sein, so blutig wie der Tatort war. 19 Leichen waren angekündigt, 19 Leichen liefern Tschiller & Co. Mit verfeindeten Drogen-Clans hat man es aber auch einfach nicht leicht.
Noch mehr Spott als das Drehbuch kassiert nur der Hauptdarsteller selbst. "Der Hintern ist die beste schauspielerische Leistung von Schweiger seit Jahren", twittert @Schnolg, nachdem Schweigers blanker Allerwertester für zwei Sekunden zu sehen war. @beymebloggt stößt ins gleiche Horn: "Spannung pur! Ich warte darauf, dass Til Schweiger seinen zweiten Gesichtsausdruck aufsetzt." Und natürlich dürfen auch Kommentare zur artikulatorischen Fähigkeit des Mimen nicht fehlen: "Wer die Nuschelei nicht versteht im #tatort: Videotextseite 150 für #Untertitel. Da nich für", schreibt Julia Probst.
Fahri Yardims Fangemeinde wächst
So viel Hohn wie auf Schweiger einprasselte, so viel Nettes wusste die Twitter-Gemeinde über Fahri Yardim zu berichten. "Wie wär's mit einem Solo-Tatort für Fahri Yardim? Durchaus sympathisch! Werde von Fall zu Fall größerer Fan", bekennt sich zum Beispiel @Cnolle. Andere kommen auch hier nicht ohne Seitenhieb auf Schweiger aus: "Fahri Yardim ist wirklich n Guter. Warum stellt man ihm nur so eine Flachpfeife zur Seite", fragt BrandyU2".
Aber, man höre und staune, es gab durchaus auch Twitterer, bei denen der etwas andere Tatort gut ankommt. "Finde es klasse, dass wenigstens einmal im Jahr ein Tatort kommt, der nur unterhalten und nicht als verdrehtes Sozialdrama punkten will", schreibt einer. Ein anderer ringt sich immerhin zu Folgendem durch: "Wenig tiefsinnig, aber flott und unterhaltsam."
Manche nörgeln über das Nörgeln
Und dann gibt es da noch die Meta-Kommentierer. Die, die über das Nörgeln nörgeln. Auf Facebook schreibt eine Nutzerin: "Jaja, lästern um des Lästerns willen.. Mal objektiv bleiben! Das ist typisch deutsche Nörgelmentalität. Hat jemand richtig Erfolg, ist Neid angesagt." Und eines muss man Til Schweiger sowieso lassen. Er ist den Deutschen nicht egal. "Alle meckern, höchste Einschaltquoten, finde den Fehler", hält ein weiterer Facebook-Kommentator der Netzgemeinde den Spiegel vor.
Neuer Lästerstoff steht derweil schon in Aussicht. Ein dritter und vierter Tschiller-Tatort werden noch in diesem Jahr gedreht, die Ausstrahlung soll dann 2015 folgen. Aber auch ohne Tatort liefert Schweiger bis dahin sicher noch einige gute Schlagzeilen.