Hamburg. . Wenn Til Schweiger im „Tatort“ durchlädt, bleibt keine Patrone im Magazin. Autos explodieren, das Blut fließt reichlich, und ja, beim Handschellensex mit der schönen Staatsanwältin (Edita Malovcic) lacht auch mal das nackte Schweiger-Hinterteil in die Kamera.
Auf dem Weg zur Abrechnung mit dem kurdischen Clan-Killer lässt man den Dienstausweis lieber gleich im Handschuhfach. Kennt man doch von Mel Gibson, dieses „Heute bin ich kein Polizist“. Und wenn Til Schweiger im „Tatort“ durchlädt, bleibt auch keine Patrone im Magazin, wie man sich denken kann.
Autos explodieren, das Blut fließt reichlich, und ja, beim Handschellensex mit der schönen Staatsanwältin (Edita Malovcic) lacht auch mal das nackte Schweiger-Hinterteil in die Kamera, wie Boulevardzeitungen seit Tagen staunend berichten.
Irgendwer hat in „Kopfgeld“ (ARD, 20.15 Uhr) schon die Leichen gezählt, 19 sollen es sein und damit so viele wie noch nie in der Reihe. Das mögen manche als Werbung, andere als Abschreckung verstehen.
Was auch immer: Diesem LKA-Ballermann Nick Tschiller würde man es kaum abnehmen, wenn er mit einem Hausdurchsuchungsbeschluss wedelte oder Verhörprotokolle in den Computer tippte. Bei mehr als 20 Tatort-Kommissaren dürfte die Fernsehkrimiseele eine schnoddrige Actiontype verkraften. Und wer den „Tatort“ grundsätzlich schmäht, weil er ihn als deutschen Biedermeier empfindet, den mag das sogar locken.
Der Kompagnon darf ans Rechtssystem erinnern
Tschillers pfiffiger Kompagnon Yalcin Gümer (Fahri Yardim) darf die Humorreste zusammenkehren und zwischendurch ans deutsche Rechtssystem erinnern, wenn Schweiger mal wieder den Charles Bronson macht und dazu grimmiger guckt, als es einem Regisseur lieb sein darf. Aber lohnt es noch, über Schweigers mimische Fertigkeiten zu debattieren?
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Fatalerweise kann auch ein seriöser Polizist wie Gümer nicht verhindern, dass ein Anwaltsschmierlappen dem übelstmöglichen Verbrecher in der Stadt ein Alibi herbeilügt. Nein, dieser kurdischen Brutalo-Familie, die Hamburg mit Drogengeschäften in Besitz nehmen will, kommt man mit sauberen Methoden nicht bei.
„Wir sind die Verlierer, wir waren zu deutsch, zu korrekt“, stöhnt ein desillusionierter Ermittler (Ralph Herforth), der nach all den Frustjahren mit Magenkrebs gestraft ist. Das ist schon ein bisschen billig in seiner Plakativität und eher das Gesetzesverständnis, wie man es in amerikanischen Actionstreifen gerne verbreitet.
Es ist aber logischerweise das Fundament für einen Krimi, der so funktionieren soll wie dieser, in dem die Bösen Sätze formulieren wie „Um dein Leben zu betteln ist zwecklos, denn du bist schon tot“. Und wenn der Kommissar (Tim Wilde) meint „Wir können halt nichts machen“, dann sagt Schweigers Gesichtsausdruck natürlich das Gegenteil.
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50.000 Euro für das Herz des LKA-Mannes
Und so schickt Christoph Darnstädts Drehbuch Tschiller auf einen Rachefeldzug gegen den Clan, der seine Staatsanwältin verprügeln und vergewaltigen ließ. Der Boss (Erdal Yildiz) sitzt im Knast, hat aber ein Kopfgeld auf den LKA-Mann ausgesetzt mit dem unappetitlichen Zusatz, dass er 50.000 Euro für dessen Herz zahle.
Dem Dauerlauf um Leben und Tod, prallvoll mit Gewalt, fehlt eine Dramaturgie, in der Spannung und Entspannung den Rhythmus herstellen, den ein guter Krimi eigentlich braucht. Regisseur Christian Alvart drückt stattdessen aufs Tempo und reiht eine Bedrohung an die andere, bis sein schwer verletzter Held zu guter Letzt mit übermenschlichen Kräften auch noch im OP-Hemdchen zuschlägt.
Eine Sensation sei dieser Film, dröhnte Til Schweiger bei der Premiere in einem Hamburger Kino vor einigen Tagen. Und der Hauptdarsteller ist so bescheiden, möchte man hinzufügen.