Essen. Im Olympia-Bob reichte es nur für Platz 29, doch bei der Wok-WM ließen die Jamaikaner alle hinter sich. Eine Regeländerung sorgte bei Stefan Raabs Sport-Spektakel auf ProSieben für einen überraschend ausgeglichenen Wettkampf. Man konnte also durchaus ein spannendes Finale sehen - wenn man nicht vorher einnickte.
So ist das wohl, wenn man in die Jahre kommt: Die Wok-WM, Mutter aller Raabschen Großereignisse, zeigte in ihrer mittlerweile zwölften Auflage doch arge Abnutzungserscheinungen. Sicher, es kommt einem noch immer ein bisschen irre vor, sich in einer asiatischen Bratpfanne eine Eisbahn hinunterzustürzen. Ja, es gehört auch ganz bestimmt sportliches Können dazu, bei fast 100 Kilometern pro Stunde nicht aus der erstbesten Kurve zu fliegen.
Doch die witzige Idee alleine zieht im Jahr 2014 nicht mehr. Da braucht es schon mehr an Unterhaltung drumherum als lahme Moderatoren-Witze und peinliche Einspieler. Schade eigentlich, denn zum Ende wurde es tatsächlich noch mal spannend. Nur das Durchhalten fiel bis dahin verdammt schwer.
Matze Knop bedient jeden noch so stereotypen Nationen-Gag
Aber wie will man auch die Stimmung halten, wenn die Dauerwerbung nur sporadisch von Show unterbrochen wird? Und wenn dieser Show dann auch noch jene Elemente fehlen, die sie erst zu einer solchen machen? Musik-Acts, zum Beispiel, gab es überhaupt nicht mehr. Dafür angebliche Schalten zu ausländischen Fernsehsendern, die lustige Parodien sein sollten, stattdessen aber nur Länder-Stereotype bedienten. Besonders verdient in Sachen traurige Nationen-Gags machte sich Co-Moderator Matze Knop, denn natürlich schmieren die Türken ihre Woks mit Ayran und die Schweizer mit Käse.
Dabei sein ist alles? Nicht für Stefan Raab!
Dabei war das doch diesmal streng verboten, das Präparieren der Woks. Die neue Regel: Alle fahren mit dem gleichen Gerät. "Damit allein die Fahrkünste zählen", sagte Stefan Raab. Was er aber eigentlich meinte war: "Damit der Hackl Schorsch mir nicht ständig haushoch überlegen ist." Tatsächlich hatten vor dem zweiten Durchgang im Einer-Wok gleich vier Starter die Chance auf den Titel. Oder wie es Kommentator Ron Ringguth ausdrückte: "Ein Dreikampf zwischen Joey Kelly, Armin Zöggeler, Lucy und dem Hackl Schorsch."
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Anders als erhofft konnte Raab von seiner neuen Regel selbst gar nicht profitieren. Ein verkorkster erster Durchgang machte seine Ambitionen im Einer-Wok zunichte. So blieb er zum siebten Mal in Folge ohne Einzelmedaille. Dabei sein ist alles? Das olympische Motto gilt selbstverständlich nicht für einen Stefan Raab. Und so war die Schuldfrage denn auch schnell geklärt: "Im ersten Durchgang war doch die Uhr kaputt!"
Raab kann Niederlage gegen Jamaika verschmerzen
Ein bisschen ging seine Rechnung aber trotzdem auf. Denn nichts war es am Ende mit dem zehnten Wok-Gold für Georg Hackl. Der Rekordweltmeister und erfolgreichste Wokfahrer der Geschichte hat diesmal seinen Meister gefunden. Zum zweiten Mal nach 2006 lenkte der mittlerweile zum Inventar der Raab-Shows gehörende Joey Kelly seinen Wok am schnellsten ins Ziel. Dritter wurde der italienische Rennrodler Armin Zöggeler.
Eine Medaille für Raab gab es immerhin im Vierer-Wok. Allerdings verpasste er unter anderem gemeinsam mit Rodel-Olympiasieger Felix Loch das vierte Gold in Folge. Der Sieg ging an vier Neulinge im Woksport, den Olympia-Bob aus Jamaika. Kamen sie in Sotschi nicht über den vorletzten Platz hinaus, durften sie jetzt doch noch jubeln. Und selbst der sonst so verbissene Raab hatte dabei gut Grinsen. Ein sensationeller Tag für den Woksport sei ihr Sieg, verkündete er nach dem Rennen.
Wie viel Zukunft dieser Sport allerdings noch hat, sollte sich der selbsternannte Präsident der Wok World Union in nächster Zeit mal durch den Kopf gehen lassen.