München. Sie waren einst zusammen auf der Schauspielschule und gehören heute zu dem Besten, was das deutsche Fernsehen zu bieten hat: Devid Striesow und Lars Eidinger sind gemeinsam in dem ARD-Drama “Der Prediger“ zu sehen. Nicht nur die Besetzung macht den Film besonders.
Es ist schon 15 Jahre her, dass Devid Striesow und Lars Eidinger gemeinsam die Bank der Schauspielschule "Ernst Busch" in Berlin drückten. 1999 machten sie ihren Abschluss - und jetzt sind sie gemeinsam im deutschen Fernsehen zu sehen. Die ARD zeigt an diesem Mittwoch (20.15 Uhr) den Film "Der Prediger", ein mutiges Kammerspiel, das vor allem von einem lebt: den hervorragenden Hauptdarstellern.
"Der Prediger" erzählt eine durchaus brisante Geschichte: Die katholische Kirche befindet sich in einer Bredouille, nachdem die Presse Wind davon bekommen hat, dass ein verurteilter Mörder im Gefängnis Theologie studieren und sich zum Priester weihen lassen will. Er sei von Gott erleuchtet worden, sagt er. Er wolle seine Glaubenserfahrung weitergeben. Der Bischof setzt seinen Referenten Ralf Remberg (Striesow) auf den Fall an.
Zweifel an der Schuld des Mörders
Während es dem Kirchenfürsten in erster Linie darum geht, in der Öffentlichkeit eine möglichst gute Figur abzugeben, geht es Remberg bald um mehr - nicht mehr und nicht weniger als die Wahrheit. An der Schuld des verurteilten und undurchsichtigen Mörders Jan-Josef Geissler (Eidinger) kommen nämlich Zweifel auf.
Doch es geht weniger um die konkrete Frage nach Schuld oder Unschuld, sondern vielmehr um den Umgang der Kirche mit denen, die sie Sünder nennen. Ist Vergebung, dieses hohe christliche Gut, mehr als nur eine hohle Phrase? Kann die Kirche ihre eigenen moralischen Grundsätze einhalten, wenn es drauf ankommt?
PR-Krise wird zur persönlichen Krise
"Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten" wird zum wichtigsten Satz in der Auseinandersetzung zwischen Remberg und Geissler. Und so wird die PR-Krise der Kirche vor allem zu einer persönlichen Krise Rembergs, der - anscheinend zum ersten Mal in seinem Leben - über seinen Glauben ins Grübeln gerät.
Es ist ein Experiment, das Regisseur Thomas Berger da wagt. Minutenlang lässt er die Antagonisten Remberg und Geissler allein. Er gibt ihnen Raum zu sprechen über Schuld und Unschuld, Glaube und das, was er in der Praxis heißt. Weil er die beiden Hauptrollen mit Schauspiel-Giganten besetzt hat, ist das eine gute Idee. Striesow und Eidinger nutzen den Platz, dieses Geschenk, das ihnen im Fernsehen selten geboten wird, mit großer Präsenz. Dadurch bekommt ihre Schauspielkunst eine Macht wie man sie nicht oft sieht im deutschen Fernsehen. Der Film wird so zu einem spannenden Kammerspiel - mit guten Dialogen und exzellenten Schauspielern. (dpa)