Berlin. Der Entertainer Olli Schulz wird am Montag in der zweiten Folge seiner ProSieben-Show “Schulz in the Box“ zu sehen sein. Im Interview erklärt der Komiker, warum er bestimmte Reality-Shows demütigend findet und warum er nie eine Online-Petition gegen Markus Lanz starten würde.
Unbekannte Clubs waren jahrelang die Bühne von Olli Schulz. Jetzt tritt er als Sidekick in der ProSieben-Sendung "Circus Halligalli" auf, am Montag (3. Februar) zeigt der Sender die zweite Folge von "Schulz in the Box". Viele TV-Kritiker sehen in dem Komiker "den Erneuerer" des deutschen Fernsehens. Die Nachrichtenagentur dpa sprach mit Schulz über Erfolg, Markus Lanz und Scripted Reality.
Was bedeutet Ihnen der Erfolg, den Sie haben? Sind sie froh darum?
Schulz: Klar. Wenn du Künstler bist und auf die Bühne gehst, dann machst du das, um Leute zu erreichen. Alle, die etwas anderes behaupten, sind Spinner oder Lügner oder haben schon zu viel Geld verdient. Aber: Gut ist es, wenn man mit dem Alter so eine gewisse Coolness erreicht. Ich glaube, mit dem Erfolg wäre ich vor zehn oder fünfzehn Jahren anders umgegangen, und hätte mich ein bisschen geiler gefühlt. Jetzt ist man froh, dass man überschaubares Geld verdient.
Aber der Erfolg tut doch immer noch dem Ego gut, oder?
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Schulz: Klar. Aber mein Ego war schon immer ganz gut. Ich war nie der beste Sänger, ich bin auch nicht der perfekte Fernsehtyp. Das ist alles ein bisschen eigen. Da musst du schon ein dickes Fell haben. Es gab von Anfang an Leute, die gesagt haben: Das ist Scheiße. Jetzt schreiben mich Leute an: Echt schade, dass du momentan so erfolgreich bist, jetzt kommen (auf Konzerte) die ganzen Idioten. Da kann ich nur zurückschreiben: Nur weil mehr kommen, heißt es nicht, dass früher alles geiler war.
Verrückt, dass man dafür kritisiert wird, Erfolg zu haben.
Schulz: Leider ist das immer schlimmer geworden, weil du heute diese ganzen medialen Möglichkeiten hast, Leute schnell mal zu kritisieren. Ich war mit zwanzig selbst der größte Musik-Nazi und hab alles aufgeteilt zwischen Gut und Scheiße, deswegen nehme ich das den Leuten nicht so übel, wenn sie jung sind. Man weiß ja auch: Das ist so hingerotzt. Die Leute schreiben eher, wenn sie was doof finden, als wenn sie was gut finden.
Erinnert ein wenig an die Online-Petition gegen Markus Lanz.
Schulz: Ich meine: Wenn du ihn nicht sehen willst, dann schaltest du nicht ein. Ich komme seit Jahren sehr gut ohne Markus Lanz aus, aber auch ohne viele andere Fernsehsendungen. Trotzdem würde ich nie eine Petition gegen ihn fordern.
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Viele Leute mögen ihn dafür, dass er so ein glatter Typ ist.
Schulz: Und viele Leute mögen ihn dafür nicht, das ist auch völlig okay. Aber dass so eine Frau einfach sagt, sie macht jetzt eine (Petition) - das finde ich ziemlich arm. In der jetzigen Zeit, wo es echt genug andere Probleme gibt. Es gibt im Fernsehen so viel Schrott, da wird so viel gedemütigt, so viel unter die Gürtellinie gehauen. Da gibt es Formate wie "The Biggest Loser", wo es um Leute geht, die erniedrigt werden. Dann gibt es "Bauer sucht Frau". Solche Konzepte, wo einfache Leute vorgeführt werden, wo das auf verschiedenen Ebenen läuft. Da gibt es so viel - und sich dann drüber aufregen, wenn einer mal ein Scheißinterview macht. Und Sahra Wagenknecht hat in ihrem Leben auch nicht immer nur geil abgeliefert.
Sie finden Reality-Shows unter der Gürtellinie?
Schulz: Wenn da zwanzig dicke Leute im Fernsehen sind und die Sendung heißt "The Biggest Loser" - ich glaube nicht, dass das eine Sendung ist, die zur besseren Ernährung aufrufen soll.
Aber die Leute wissen doch, wo sie da mitmachen, oder?
Schulz: Ja, die Leute sind aber teilweise verzweifelt, brauchen Geld, sind arm, was weiß ich. Die werden vielleicht vorgeführt und kriegen es gar nicht mit. Ich habe neulich "Deutschland sucht den Superstar" gesehen. Da sagt Kay One zu einer Frau, die gesungen hat: "Du kannst nicht singen, ich sehe deine Zukunft mehr hinterm Herd mit zwei Kindern und einem Mann, gib dir Mühe, solange wirst du auch nicht mehr hübsch aussehen." Das ist doch die größte Erniedrigung! Und die läuft im Fernsehen. (dpa)