Essen. In dem neuen Format „Circus Halligalli“ räumt ProSieben seinen neuen Moderatoren Joko und Klaas große Freiräume ein – und nimmt die Verarschung des eigenen Senders in Kauf. Leider ist „Circus Halligalli“ auch sonst wenig mehr als ein dauerironischer, und ziemlich flacher, Medienwitz. Da hilft auch Talk-Gast Helge Schneider nichts.

Es fängt alles so gut an bei „Circus Halligalli“: Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf sitzen im Kinosessel. Ein Mann im weißen Kittel hat sie gefesselt. Ihre Augenlider werden mit Klammern aufgehalten, wie in Kubricks „Clockwork Orange“. Der verrückte Professor lacht hysterisch, dann springt der Filmprojektor an. Winterscheidt und Heufer sehen grauenhafte Bilder: braungebrannte Moderatoren auf Steroiden, schwindsüchtige Models, Après-Ski-Partys in Sölden, erwachsene Männer in Wok-Töpfen. Es ist das Programm von ProSieben. Da sind Joko und Klaas jetzt auch gelandet.

Beim Zuschauer regt sich Hoffnung. Könnte „Circus Halligalli“ das sein, was die „Simpsons“ auf „Fox“ sind? Eine Show, die den eigenen Sender aufs Korn nimmt? Die Hoffnung hält so lange wie der Prolog im Kinosessel: zwei Minuten.

Dann geht die eigentliche Sendung los – und vieles schief. Man ahnt, was „Circus Halligalli“ sein will: superironisches Meta-TV für die Generation Youtube. Bewusst oder unbewusst gehen die Macher davon aus, dass man den abgezockten Internet-Kids mit den alten Formaten sowieso nicht mehr zu kommen braucht. Was zum Teil ja auch stimmt.

"Circus Halligalli“ parodiert bei ProSieben leere Medienrituale

Cro gehört zu den Premiere-Gästen des Circus Halligalli.
Cro gehört zu den Premiere-Gästen des Circus Halligalli. © ProSieben/Claudius Pflug | Unbekannt

In den besten Momenten parodiert „Circus Halligalli“ leere Medienrituale. Gelungenes Beispiel: das „Interview“ mit Helge Schneider. Den obligatorischen Dada-Antworten ihres Talkgasts kommen Joko und Klaas mit absurden Fragen aus Teenie-Magazinen („Eifersucht und Zickereien – was ist Dein No-Go?“), Klatschheften („Gehen Sie auf Promi-Events?“) oder Bewerbungsgeprächen („Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“) zuvor.

Andere Versuche der Mediensatire bleiben flach. So der Besuch von Musiker Olli Schulz auf einer Berlinale-Party. Der Plan, hier irgendeiner grellen Schischi-Gesellschaft „die Maske zu entreißen“ bricht unter zwei Lagen Ironie zusammen. Da wird die vermeintlich eitle Filmwelt verarscht, die eigene Kritik daran aber auch. Am Ende verschüttet Olli Schulz eine Menge Sekt – provoziert aber nicht mal einfache Ziele wie Til Schweiger zu Überreaktionen. Die alte Party-Crasher-Nummer, sie lief auch schon mal besser.

Das Show-Konzept von Joko und Klaas enttäuscht

Da konnte auch Helge Schneider nichts ändern - der Start von Joko und Klaas mit Circus Halligalli bei ProSieben enttäuschte.
Da konnte auch Helge Schneider nichts ändern - der Start von Joko und Klaas mit Circus Halligalli bei ProSieben enttäuschte. © ProSieben/Claudius Pflug | Unbekannt

Mag sein, dass ein Zirkus von der Vielfalt seiner Attraktionen lebt und keinen roten Faden braucht. Wenn das so sein sollte, dann ist „Circus Halligalli“ immer noch zu unlustig. Über weite Strecken ist die Sendung eine Aneinanderreihung selbstreferentieller Medienwitze. Da steht Olli Pocher vor dem Studio und will rein. Weil er keine Jobs mehr kriegt? Als nächstes fährt ein Spielzeugzug mit Zwergenschaffner durchs Tor, im Anhänger ein junger Mann, der über Thüringer Klöße singt. Wer das dazugehörige Youtube-Video nicht kennt, hat verloren. Dann folgt eine Demonstration der neuartigen Interneteinbindung von „Circus Halligalli“: „Wir stellen Essens-Bilder ins Netz, legen einen Filter drauf und posten das.“

Und so wirkt schließlich die ganze Sendung "Circus Halligalli" mit Joko und Klaas: wie eine Serie unverbundener Facebook-Clips – mal mehr, meist weniger komisch. Als Show-Konzept ein bisschen wenig. Beim Fernsehpublikum kam die Premiere mit 16,9 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen gut an.