Essen. Ganz ehrlich, der Titel „Putins Spiele“ ist eine Mogelpackung. Aber sonst gibt es nur wenig zu meckern an der ARD-Dokumentation, die am Montag um 22.45 Uhr läuft. Moment-Aufnahmen erzählen viel über Russland vor den Sotschi-Spielen – von Putin bis hin zum Panzer-Biathlon.
Es ist ein Kurztrip durch das Universum nennenswerterer russischer Probleme: Korruption, Umweltskandale, Terrorismus, die Schinderei der Wehrpflichtigen, die Rückständigkeit Sibiriens. Und noch ein paar. „Putins Spiele“ (ARD, 22.45 Uhr) nehmen die kommende Winterolympiade nur als Aufhänger, um alles mögliche aus Russland zu erzählen, was man mal erzählen wollte. Das aber gut. Nur über Sotschi 2014 erfährt man fast nichts: ein extrem teueres Prestigeprojekt mit Sicherheitsproblemen, zu dem die Leute unterschiedlich stehen.
Einmal sieht man ihn mit der olympischen Flamme – er ist gerührt
Mehr ist diese Dokumentation wie eine Ausgabe des „Weltspiegels“, die ausschließlich in Russland spielt. Viel Zeit widmet sie etwa den Rentier-Nomaden im hohen russischen Norden, die im 18. Jahrhundert leben und für die die Olympiade so weit weg ist, als wäre sie auf Jupiter. Kurzweilig ist auch der Besuch in Tscheljabinsk, dem vormaligen Tankograd (da wurden, man ahnt es schon, viele Panzer gebaut): Hier bereiten sich die Panzersoldaten auf eine populäre Fernsehübertragung vor, nämlich das beliebte – Panzerbiathlon.
Und spannend wird es in Dagestan im Nordkaukasus, wo ein Bürgerkrieg glimmt und wo, wenn junge Männer verschwinden, man nicht unbedingt weiß: Sind sie tot, untergetaucht, verhaftet, ausgereist, bei den Terroristen oder bei der Spezialpolizei?
Vier Jahre nach Putins Spielen kommt Putins Fußball-Weltmeisterschaft. Einmal sieht man den Präsidenten in diesem Film mit der olympischen Flamme. Und, ganz im Ernst: Der Kerl wirkt echt gerührt.