Essen. Celine Dion muss bei “Wetten, dass...?“ jodeln. Miley Cyrus erklärt ihr Nacktvideo. Der Essener Johannes Witzenrath verblüfft mit seinem Fußballwissen sogar Lukas Podolski. Und Markus Lanz lässt jedes zweite Fettnäpfchen aus – so angenehm ist die Show schon lange nicht mehr verlaufen.

So mancher Zuschauer wird geglaubt haben, dass das ZDF „Wetten, dass…?“ kurzfristig durch den Musikantenstadl ersetzt hat. Denn es wurde gejodelt und die Harmonika gespielt, was das Zeug hielt. Florian Silbereisen, der erst zur zweiten Hälfte der Show auf die Bühne kam, war das offenbar auch aufgefallen: „Ich fühle mich wie daheim“, sagte er. Eigentlich spielte die Musik bei der Sendung aus Halle an der Saale aber nur die zweite Rolle hinter dem Sport. Grund dafür war ein 23-jähriger Essener, der sich an 9000 Tore (in Worten: Neuntausend) erinnern konnte. In diesem Moment störte sogar die eigenwillige Moderation von Markus Lanz nicht mehr.

Lukas Podolski kann sich nur deshalb an jedes seiner Tore erinnern, weil er sie auf DVDs sammelt. Das gestand er Markus Lanz. An das Spiel aus dem Jahr 2011 gegen seinen Heimatverein, den 1. FC Köln, erinnert er sich nur dunkel. Johannes Witzenrath aus Essen hingegen braucht keine technischen Hilfsmittel. In seinem Kopf sind zehn Jahre Bundesliga abgespeichert, 3060 Spiele mit über 9000 Toren. Und er kennt sie alle. Weiß, wann ein Spieler eingewechselt wurde, in welcher Spielminute er passt und wessen Fuß zuletzt den Ball berührte, bevor er ins Netz ging.

„Ich habe das nicht mit Absicht gelernt“, sagt der 23-Jährige. Er sei einfach nur ein sehr, sehr großer Fußballfan. Ganz knapp und doch ziemlich souverän gewinnt er seine Wette und wird zum Schluss verdient Wettkönig. Sein Fanblock kann es kaum glauben. Mit den 50.000 Euro will er seine Kumpels nach Las Vegas einladen. Lange Gesichter hingegen gab es bei den beiden Männern, die mit ihren Baggern sechs Socken auf eine Leine hängten. Dabei liegen Baggerwetten in der Gunst der Zuschauer sonst immer ganz weit vorne.

"Ich wollte wissen wie es sich anfühlt, nichts anzuziehen.“ 

So verblüffende Momente wie bei dieser Wette waren im Rest der Sendung eher spärlich verteilt. Fast möchte man die Schuld an den Gesprächen schon wieder Moderator Markus Lanz in die Schuhe schieben. Allerdings waren auch nicht alle Gäste so locker uns gesprächig wie Celine Dion. Lanz hat in den vergangenen Monaten reichlich Gegenwind bekommen, sorgte er doch immer wieder für peinliche Szenen. Es ist bewundernswert, wie Lanz nach all diesen schlechten Kritiken noch immer so locker bleiben kann. Trotzdem blieben dem Zuschauer einige typische Lanz-Momente nicht erspart.

Beispielsweise sein Gespräch mit Sängerin und Werkzeugliebhaberin Miley Cyrus. Wer denn auf die Idee gekommen wäre, sie in dem Video zu ihrer neuesten Single „Wrecking Ball“ nackt auf eine Abrissbirne zu setzen, will er wissen. Man sieht das Mitleid mit der armen, vom Musikbusiness bedrängten 20-Jährigen in seinen Augen. „Das war meine eigene Idee“, plaudert Miley Cyrus jedoch frei drauf los. „Ich wollte wissen wie es sich anfühlt, einmal nichts anzuziehen.“

Hat da etwa jemand eine beginnende Textilallergie? Vielleicht sollte sie sich mal mit Micaela Schäfer unterhalten. Markus Lanz Urteil fällt milder aus als das vom Rest der Welt. „Wrecking Ball“ sei ein „sehr ästhetisches Video“ und die Sängerin eine „bodenständige junge Frau“, die vielleicht wegen ihrer Vergangenheit als Kinderstar nicht erwachsen werden wolle. Darauf könnte auch ihr lächerliches Erdbeeren-Outfit hinweisen. Oder ihre Vorliebe für Teddybären, die sie bei den MTV Music Awards umtanzt haben.

Elyas M’Barek macht aus Rache lautstark Werbung für seinen Film 

Konversationspatzer können bisweilen eine Kettenreaktion auslösen. So geschehen bei einem weiteren Gast, dem Schauspieler Elyas M’Barek. Sein Beweggrund, sich auf die berüchtigte Drehcouch zu setzen: Seit ein paar Tagen läuft sein neuer Film „Fack ju Göhte“ in den Kinos. Der muss natürlich umworben werden. Fragen zu seinem Privatleben verbittet er sich aber. Beispielsweise zu seiner Herkunft. Lanz zählt auf: Geboren in München, Mutter Österreicherin, Vater Tunesier -- „aber römisch-katholisch? Sprichst du Arabisch?“

Das ist dem Schauspieler, der seit der Serie „Türkisch für Anfänger“ des Öfteren Türken spielte, dann doch zu viel. Lanz versucht, die Situation zu retten: „Ich finde du bist der falscheste echte Türke, den wir je in der Sendung hatten.“ Ziel verfehlt, Herr Lanz. Später wagt er trotzdem noch die Frage nach einer Freundin. Also revanchiert sich Elyas M’Barek.

In seiner Wette behauptet ein junges Paar, dass er mithilfe eines Kusses erkennen kann, welche Zahnpasta sie zuvor benutzt hat. Dafür reicht ein Bussi nicht aus. Während der Mann also die Mundhöhle seiner Freundin auf der Suche nach Zahnpastaresten mit der Zunge erforscht, macht M’Barek weiter lautstark Werbung für seinen Film – und wird von Lanz sofort ermahnt, doch bitte leiser zu sein.

Celine Dion jodelt mit Andreas Gabalier

Meistens jedoch hatte Lanz die Situation im Griff – und wenn ihm keine Floskel mehr einfallen wollte, forderte er seine Gäste einfach dazu auf, etwas auf Deutsch zu sagen oder zu jodeln. So jodelte Celine Dion, die trotz mehrfacher Nachfrage von Seiten des Moderators kein Deutsch spricht, nein, leider wirklich nicht, gemeinsam mit Alpenrocker Andreas Gabalier. Die beiden begleiteten die Kinderwette, bei der ein Junge und ein Mädchen Gabaliers Lieder nur anhand der Tastengeräusche einer stummen Harmonika erkannten.

Lukas Podolski weigerte sich, bayrische Töne von sich zu geben und musste stattdessen einen Karnevals-Kalauer singen. Auch bei Sting fiel Markus Lanz nichts ein außer „Sprichst du Deutsch?“. Glücklicherweise kannte Sting sogar ein deutsches Lied und gab nach seinem Auftritt noch ein kurzes Ständchen. Schauspieler Armin Rohde lässt sich ebenfalls zu einem kurzen Jodler zwingen. Nur Florian Silbereisen, der es doch eigentlich am besten können müsste, weigert sich. Beim Musikantenstadl hätte es das jedenfalls nicht gegeben.