Essen. Das Finanzsystem steht vor dem Kollaps. Martin Sonneborn, ehemaliger Titanic-Chefredakteur, möchte wissen, wie man dem begegnen kann. Bei „Sonneborn rettet die Welt“ auf ZDFneo zeigt er, wie absurd die Finanzwelt wirklich ist. Spätestens als ein Dozent empfiehlt, Wodka zu bunkern, glaubt man ihm.
Bezahlen wir unsere Brötchen bald mit Wodka? Was haben Hedgefonds mit elektrischen Zahnbürsten zu tun? Und warum wissen manche Menschen nicht, wie man einen Staubsaugerbeutel wechselt? Martin Sonneborn, ehemaliger Chefredakteur der Titanic, geht der Frage nach dem Zusammenbruch des Finanzsystems nach – auf seine eigene satirische Weise. „Sonneborn rettet die Welt“ lautet der Titel einer neuen satirischen Reportagereihe auf ZDFneo.
Eurokrise, Bankenkrise – die Menschen sorgen sich immer stärker, ob ihr Geld noch sicher ist. Aber vielleicht funktioniert die Welt auch ohne Geld. Martin Sonneborn möchte das herausfinden. Zunächst fragt er beim Club of Rome nach, dessen Mitglieder sich satzungsgemäß mit Zukunftsfragen beschäftigen. Dort bekommt er eine überraschende Antwort: Die Europäische Zentralbank sollte einfach eine Billion Euro drucken und sie an die ärmsten Menschen der Erde verteilen. So würde sich das Wirtschaftssystem automatisch stabilisieren. Ein gewagter Vorschlag, den Gregor Gysi (Linke) für Unsinn hält: „Ich glaube, dass der schlaue Club sich da irrt.“
Also fragt Sonneborn direkt bei den Banken nach, ob sie für sich eine Zukunft sehen. Der „Kommunikationsexperte“ der Deutschen Bank schickt ihm Fragen und Antworten, die sie gemeinsam in einem Interview vortragen. Darin vergleicht der Banksprecher die Finanzmärkte mit elektrischen Zahnbürsten. Hedgefonds? „Das ist so ein Begriff wo es echt Schwierigkeiten gibt, Gut und Böse auseinander zu halten“, erklärt der Banker. Martin Sonneborn lässt sich auf das Spiel ein: Mit todernster Miene übt er gemeinsam mit seinem Gesprächspartner das vorgefertigte Interview ein. Der Kommunikationsexperte merkt nicht, dass er vorgeführt wird. Eine absurde Situation, die zeigt, wie realitätsfern die Finanzwelt geworden ist. Der schöne Schlusssatz des gefakten Interviews: „Es kann jeder Bankkunde sein und es ist auch jeder Bankkunde, weil jeder eine Bank braucht.“
„Ich möchte die Ernährung meiner Kinder sicherstellen.“ Mit Wodka?
Als nächstes besucht Sonneborn ein Daytrader-Seminar. Wie zockt man erfolgreich mit Wertpapieren? Risikoreich spekulieren für Anfänger? Der Dozent Markus Fugmann gibt sich Sonneborn gegenüber offen. Er selber glaubt, dass das Finanzsystem bald zusammenbricht. Dann liefe Handel wieder nur über Tauschgeschäfte. „Was soll ich jetzt im Keller bunkern?“ möchte Sonneborn wissen. Fugmann empfiehlt Hochprozentiges, zum Beispiel Wodka. Seine Erklärung: „Ich habe zwei Kinder und ich möchte die Ernährung meiner Kinder sicherstellen.“ Mit Wodka?
Martin Sonneborn blickt in seiner Reportage aber nicht nur den Geldexperten auf die Finger, sondern sucht auch nach Alternativen zur herkömmlichen Geldwirtschaft. Tauschen könnte eine Möglichkeit sein, ohne Geld zu leben. Im Umsonstladen „Systemfehler“ in Berlin lässt er sich beschenken und verschenkt sofort weiter. Sie würden mehr Dinge erhalten, als die Leute mitnehmen könnten, erklären die Gründer des Ladens. Egal, wie angestrengt man Sonneborn bei dieser Station seiner Forschungsreise auch beobachtet: Ironie entdeckt man hier kaum.
Geld hat für jeden Menschen eine andere Bedeutung
Leider wird kurz darauf klar: Alternative Finanzsysteme funktionieren nicht, wenn Geld für jeden eine andere Bedeutung hat. Eine Umfrage im Berliner Nobelviertel Charlottenburg und dem sozial schwachen Bezirk Neukölln macht das deutlich. Für die einen sind Yachten „Kleinigkeiten, die man eben hat“, mit welchem Mittel sie ihr Spülbecken putzen oder wie man einen Staubsaugerbeutel wechselt, wissen sie allerdings nicht. Andere kennen den Hartz-IV-Satz auswendig, dafür aber nicht, wo der Dax gerade steht.
„Sonneborn rettet die Welt“ gibt keine Antwort auf eine Frage, an der sich Experten seit Jahren die Zähne ausbeißen. Sonneborns satirische Herangehensweise an das Thema stellt vielmehr die Experten selber infrage. Patentrezepte, so wird deutlich, gibt es nicht. Sonneborn lässt den Zuschauer mit mehr Fragen zurück.