Essen. Auffallen um jeden Preis oder ganz viel Gefühl zeigen - zwischen diesen beiden Extremen pendelten die Teilnehmer beim 9. Bundesvision Song Contest von Stefan Raab auf ProSieben. Das Gefühl hat gewonnen. Bis zuletzt stritten sich Bosse aus Niedersachsen und Johannes Oerding aus Hamburg um den Sieg. Bosse setzte sich schließlich durch.
Ein Rapper, der nicht rappen will, Crackhuren im Kofferraum, zwei Männer, die sich küssen – der neunte Bundesvision Song Contest aus Mannheim hatte einige Höhepunkte zu bieten. Einer war sicherlich der Auftritt von Bosse aus Niedersachsen, der sich mit seinem Lied „So oder so“ und einer schweißtreibenden Choreografie zum Sieg sang. Nordrhein-Westfalens Vertreter Pohlmann schnitt mit dem zwölften Platz hingegen schlecht ab.
16 Acts im Schnelldurchlauf, dann ein kurzer Auftritt von Xavier Naidoo, 16 Punktevergaben, ein Siegersong im Papierschnipselregen und zwischendurch jede Menge Werbepausen – das war der neunte Bundesvision Song Contest. Wer den für Stefan Raab typischen TV-Marathon durchhielt, erlebte einige lustige und auch unterhaltsame Momente.
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Beispielsweise den Auftritt des Brandenburger Duos „Keule“, bestehend aus Claus und Sera. Verkleidet als Brautpaar betraten sie die Bühne des Bundesvision Song Contest. Ihr Motto: „Wenn wir heute gewinnen, haben wir nichts mehr zu verlieren.“ Ihr Lied „Ja genau“ wurde im Karaoke-Stil untertitelt. Keine schlechte Idee, schließlich handelte der Text von hohlen Versprechungen und anderen Illusionen. Höhepunkt des romantischen Auftritts: Ein Kuss, der an den legendären Auftritt von Britney Spears und Madonna erinnerte. Sogar Stefan Raab zeigte sich überrascht: „So etwas hat es im deutschen Fernsehen noch nicht gegeben.“ Der Lohn: Platz 4.
Der Bundesvision Song Contest
MC Fitti ergattert dank Unterstützung aus dem Netz den dritten Platz
In die Kategorie „schräg, aber erfolgreich“ gehört auch MCFitti aus Berlin. Der bärtige Rapper mit der Sonnenbrille hat über Youtube, Facebook und Co in den letzten Jahren so viele Unterstützer um sich versammelt, dass er schließlich den dritten Platz belegte. Und das trotz eines Songs, der es bis zum Ohrwurm noch sehr, sehr weit hat.
Trotz Favoritenrolle und Heimvorteil beim Bundesvision Song Contest konnte Max Herre, der gemeinsam mit der Sängerin Sophie Hunger seinen neuen Song „Fremde“ sang, bei den Zuschauern nicht punkten. Sein Auftritt wirkte ziemlich lustlos und seine Duettpartnerin zuckte beim Singen so heftig mit dem Kopf, dass man ganz vergaß, sich auf das Lied zu konzentrieren. Für seine Verhältnisse ziemlich abgeschlagen landete Max Herre für Baden-Würtemberg auf Platz 8.
Ebenso enttäuschend war der Abend wohl für Pohlmann, der NRW beim Bundesvision Song Contest vertrat. 2007 war er schon einmal beim Bundesvision Song Contest angetreten. Jetzt gab es von Raab jede Menge Vorschusslorbeeren: „Und seitdem ist er noch viel viel besser geworden.“ Die Zuschauer sahen das anders: Mit insgesamt 20 Punkten reichte es nur für Platz 12.
DCVDNS spielt mit dem Rapper-Klischee beim "Bundesvision Song Contest"
„Wer Message in Liedern will, der kann ein Buch lesen“, sagte der Saarländer Rapper DCVDNS vor seinem Auftritt. Sein Outfit – hellblaues Hemd und beige Hose – wirkte eher wie die Alltagskleidung eines Geschichtsstudenten denn wie das eines Gangster-Rappers. DCVDNS spielt mit dem Klischee. Umso erstaunlicher: Sein Song „Eigentlich wollte Nate Dogg diese Hook singen“ ging ins Ohr und richtig gut rappen kann der Saarländer auch. Für so viel Selbstironie und Lässigkeit spendierten die Zuschauer ihm den fünften Platz.
Schon sehr früh wurde klar, dass zwei Schmusesänger den Sieg unter sich ausmachen würden. Bosse hatte für Niedersachsen eine fast schon rasante Show hingelegt. Gemeinsam mit vier Tänzerinnen fegte er bei seinem Lied „So oder so“ über die Bühne, traf dabei jeden Ton und vergaß auch keine Zeile seines wie immer sehr textreichen Liedes. Weniger bewegungsreich, dafür umso gefühlvoller präsentierte Johannes Oerding aus Hamburg seinen Beitrag „Nichts geht mehr“. In der Bewertung des Bundesvision Song Contest lieferten die beiden sich dann das berühmte Kopf-an-Kopf-Rennen.
So lag Oerding lange Zeit vorne. Es waren die Punkte 7 bis 10, die entscheidend waren, denn die ultimativen 12 Punkte behielten die meisten Bundesländer für sich. Langsam aber sicher sammelten Bosse und Oerding ihre Punkte zusammen, bis sie am Ende nur fünf Punkte auseinander lagen. Die Berliner Wertung war also das Zünglein an der Waage: Mit 153 Punkte landete Bosse schließlich nur acht Punkte vor Johannes Oerding (145). 2014 wird der Bundesvision Song Contest damit in Niedersachsen stattfinden.