Wien/Berlin. . Sie wurde mit den “Sissi“-Filmen berühmt, emanzipierte sich danach als Charakterdarstellerin in Frankreich und starb viel zu früh: Romy Schneider. An diesem Montag würde sie 75 - so alt wie Götz George, mit dem sie zusammen vor 60 Jahren in ihrem ersten Film spielte.

"Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand", hat sie einmal über sich selbst gesagt: Romy Schneider. Die Schauspielerin ("Sissi", "Die Dinge des Lebens", "Trio Infernal") wurde an diesem Montag vor 75 Jahren in Wien geboren. Als eine der charismatischsten Stars der Filmgeschichte ist sie bis heute unvergessen. Sie starb, nach einigen Schicksalsschlägen, am 29. Mai 1982 in Paris - an Herzversagen, mit nur 43 Jahren.

"Für die Deutschen war sie eine Deutsche, für die Franzosen eine Französin und für die Österreicher eine Österreicherin: Romy Schneider gehörte allen und doch niemandem", analysierte jüngst die österreichische Nachrichtenagentur APA.

Mit 17 die "süße Sissi"

Zur Welt kam sie als Rosemarie Magdalena Albach, Tochter des österreichisch-deutschen Schauspieler-Ehepaars Wolf Albach-Retty und Magda Schneider. Nach der Trennung der Eltern verbrachte sie den Großteil der Kindheit bei Berchtesgaden in Bayern im Haus der Mutter.

Romy Schneider - Weltstar und Zerstörte

Daniela Sannwald ist die Kuratorin der Ausstellung
Daniela Sannwald ist die Kuratorin der Ausstellung "Romy Schneider. Wien - Berlin - Paris". © ddp
Zweieinhalb Jahre lang haben die Kuratorin und ihr Team die Sonderausstellung vorbereitet.
Zweieinhalb Jahre lang haben die Kuratorin und ihr Team die Sonderausstellung vorbereitet. © ddp
Romy Schneider, 1972, © Foto: Georges Pierre, Quelle: Cinemémathèque française
Romy Schneider, 1972, © Foto: Georges Pierre, Quelle: Cinemémathèque française
Romy und Magda Schneider, Berlin 1959, © Heinz Köster, Quelle: Deutsche Kinemathek
Romy und Magda Schneider, Berlin 1959, © Heinz Köster, Quelle: Deutsche Kinemathek
Romy Schneider, Berlin 1962, © Foto: Heinz Köster, Quelle: Deutsche Kinemathek
Romy Schneider, Berlin 1962, © Foto: Heinz Köster, Quelle: Deutsche Kinemathek
Romy Schneider, Berlin 1962, © Foto: Heinz Köster, Quelle: Deutsche Kinemathek
Romy Schneider, Berlin 1962, © Foto: Heinz Köster, Quelle: Deutsche Kinemathek
Romy Schneider, Berlin 1976. Während der Dreharbeiten zu
Romy Schneider, Berlin 1976. Während der Dreharbeiten zu "Portrait de Groupe avec Dame/Gruppenbild mit Dame", R: Aleksandar Petrovic, F/BRD 1976, © Foto: Robert Lebeck
Romy Schneider, Hamburg 1961, © Foto: F. C. Gundlach
Romy Schneider, Hamburg 1961, © Foto: F. C. Gundlach
Romy Schneider und Michel Piccoli, 1966. Während der Dreharbeiten zu
Romy Schneider und Michel Piccoli, 1966. Während der Dreharbeiten zu "La Voleuse/Schornstein Nr. 4", R: Jean Chapot, F/BRD 1966, © Foto: Heinz Köster, Quelle: Deutsche Kinemathek
Romy Schneider, 1966. Während der Dreharbeiten zu
Romy Schneider, 1966. Während der Dreharbeiten zu "La Voleuse/Schornstein Nr. 4", R: Jean Chapot, F/BRD 1966, © Foto: Heinz Köster, Quelle: Deutsche Kinemathek
Alain Delon und Romy Schneider in
Alain Delon und Romy Schneider in "La Piscine/Der Swimmingpool", R: Jacques Deray, F/I 1969, Foto/Quelle: Filmarchiv Austria, Wien
Romy Schneider und Alain Delon in
Romy Schneider und Alain Delon in "La Piscine/Der Swimmingpool", R: Jacques Deray, F/I 1969, Foto/Quelle: Deutsche Kinemathek
Romy Schneider und Harry Meyen, Salzburg 1965, © Foto: Heinz Köster, Quelle: Deutsche Kinemathek
Romy Schneider und Harry Meyen, Salzburg 1965, © Foto: Heinz Köster, Quelle: Deutsche Kinemathek
Romy Schneider und Claude Sautet bei den Dreharbeiten zu
Romy Schneider und Claude Sautet bei den Dreharbeiten zu "Une Histoire Simple/Eine einfache Geschichte", F 1978, Foto/Quelle: Yves Sautet, Paris
Hier ein Bild aus einer Filmsequenz, auf dem die Schauspieler Michel Piccoli und Romy Schneider in dem Film
Hier ein Bild aus einer Filmsequenz, auf dem die Schauspieler Michel Piccoli und Romy Schneider in dem Film "Die Dinge des Lebens" zu sehen sind. © ddp
Ein Besucher mit Portraits Schneiders.
Ein Besucher mit Portraits Schneiders. © ddp
das Medieninteresse an dem Star ist ungebrochen.
das Medieninteresse an dem Star ist ungebrochen. © ddp
Filmkostüm Krönungskleid aus
Filmkostüm Krönungskleid aus "Sissi, die junge Kaiserin" (1956), Crèmefarbener Brokat mit feinen Goldlinien und Tüllspitze, Perlen um Ausschnitt und Arme, goldener Paillettenstickerei, Knopfverschluss und Krinoline, Leihgeber: Lambert Hofer, Wien
Filmkostüm aus
Filmkostüm aus "La Banquiére" (1980), Schwarzer Rock, Gürtel mit großer Metallschnalle, weiße Bluse und Schal aus Seidenkrepp, Filzhut, Entwurf: Jacques Fonteray, Leihgeber: Collection Cinémathèque française
1/19

Gemeinsam mit Mama Magda drehte sie bereits 1953 ihren ersten Film: "Wenn der weiße Flieder wieder blüht". An ihrer Seite war ein weiteres Schauspieler-Kind zu sehen: der gleichaltrige Götz George. Der Durchbruch im Filmgeschäft kam für Romy dann 1955 im Alter von 17 Jahren als süße "Sissi". Als Verkörperung der österreichischen Kaiserin Elisabeth (historisch Sisi) gelangte sie mit drei Filmen zu Weltruhm, oder zumindest europaweiter Bekanntheit.

Der kitschig-kaiserliche Trubel wurde der jungen Aktrice jedoch bald zu viel. Einen vierten "Sissi"-Teil von Regisseur Ernst Marischka lehnte Schneider trotz angebotener Millionengage ab.

Sie würde zum Hassobjekt der Boulevardpresse

Im deutschen Sprachraum kämpfte Schneider in den folgenden Jahrzehnten immer wieder gegen das eindimensionale Bild der royalen Romy. Konservative fühlten sich provoziert von den wechselnden Beziehungen des einstigen Backfischs, der nun angeblich eine deutschenfeindliche Diva geworden war.

Auch interessant

Ihre Teilnahme an der "Stern"-Titel-Aktion "Wir haben abgetrieben" 1971 schockte manchen; ebenso, dass sie im Wahlkampf für Willy Brandt und die SPD Partei ergriff. Nacktfotos in Magazinen oder aber 1974 ihr Auftritt in der Talkshow "Je später der Abend...", bei dem sie vor laufender Kamera für den Bankräuber Burkhard Driest schwärmte ("Sie gefallen mir, Sie gefallen mir sehr") machten sie zum Thema, gar Hassobjekt, der Boulevardpresse.

In Frankreich gelang "La Schneider" dagegen der Wandel zur gefeierten und ausgezeichneten Charakterdarstellerin. Ihr Aufbruch zu neuen Ufern hatte mit den Dreharbeiten zur Schnitzler-Verfilmung "Christine" (1958) begonnen, bei denen sie sich in den französischen Schauspieler Alain Delon verliebte. Sie ging mit ihm nach Paris.

Während der leidenschaftlichen Romanze mit Delon lernte sie in Künstlerkreisen den italienischen Star-Regisseur Luchino Visconti kennen, der sie zum Schauspielunterricht und auf die Bühne brachte ("Schade, dass sie eine Dirne ist") und es schließlich wagte, sie mit "Boccaccio 70" auch als Femme fatale zu inszenieren.

Höhen und Tiefen im Privatleben

Für Viscontis Film "Ludwig II" (1972) mit Helmut Berger in der Rolle von Bayerns exzessivem Märchenkönig schlüpfte sie sogar erneut in die verhasste Rolle der Kaiserin Elisabeth, jedoch unverkitscht.

Legendär in ihrer Filmographie ist bis heute der erotische Thriller "Der Swimmingpool" (1969), in dem Schneider an der Seite ihres Ex-Partners Delon spielte - der Film war ein verruchtes Kino-Comeback nach zwei Jahren als Hausfrau und Mutter in Berlin.

Auch interessant

Überhaupt ihr Privatleben: Es war voller Höhen und Tiefen. Nach dem Ende der Beziehung mit Delon heiratete sie 1966 den deutschen Schauspieler und Theaterregisseur Harry Meyen und bekam im selben Jahr Sohn David. Nach der Scheidung ging Schneider wieder nach Frankreich. Auch ihre zweite Ehe mit dem Franzosen Daniel Biasini scheiterte. Mit ihm bekam sie 1977 eine Tochter. Sarah Biasini sieht noch heute ihrer Mutter ähnlich und arbeitet auch als Schauspielerin.

Mit Harry Meyens Suizid 1979 begann für Romy eine Reihe schrecklicher Schicksalsschläge: Im Mai 1981 bekam sie nach jahrelangem Tabletten- und Alkoholmissbrauch eine Niere entfernt, im Juli 1981 verunglückte ihr 14-jähriger Sohn David tödlich an einem Zaun. Nur wenige Monate später starb die Schauspielerin in der Wohnung ihres Lebensgefährten Laurent Pétin.

Gemeinsam mit ihrem Sohn ist Romy Schneider im kleinen Örtchen Boissy-sans-Avoir in der Nähe von Paris begraben. (dpa)