Köln. Trotz einfallsreicher Show und einem gut auflegten Oliver Pocher kam „Alle auf den Kleinen“ erneut nur langsam in Fahrt. Das lag vor allem an den Kandidaten, die meist nur Statisten in Pochers One-Man-Show waren und blass blieben. Vier Stunden Sendezeit für die RTL-Sendung erwiesen sich als zu lang.
So langsam findet Oliver Pocher zu seiner gewohnten Spritzigkeit. Nach einer langweiligen Premiere von „Alles auf den Kleinen“ im Januar und einer nicht viel aufregenderen zweiten Sendung im Juni, ging's am Samstagabend zur besten Sendezeit in den dritten Versuch. Moderiert von Sonja Zietlow, die immer ein Spur zu gut gelaunt wirkt, begannen vier Fernseh-Stunden, die sich mal endlos zogen, mal einigermaßen unterhaltsam waren.
Pocher, der das letzte Duell gegen seine vier Kontrahenten gewann, sonnte sich zu Beginn noch einmal im vergangenen Erfolg. Und RTL wäre nicht RTL, wenn dann nicht auch sogleich Klatsch und Tratsch auf dem Programm ständen. Wer würde sich dafür besser anbieten, als Pocher selbst, der seine Noch-Ehefrau Alessandra wieder als Unterstützung für das Paar-Spiel eingeladen hatte. Bisher gelang es den beiden noch nie, ein Spiel gemeinsam zu gewinnen.
„Wenn wir es dieses Mal schaffen, darf sie wieder bei mir einziehen“, bot Pocher großzügig an. Moderatorin Zietlow bemerkte an dieser Stelle spitz an, dass Alessandra diejenige gewesen sei, die ausgezogen sei. Dieses Schema zog sich durch die Sendung: Die Trennung und eine Wiederannäherung des Paares sind ein dauerhaftes Thema, wobei sich das Paar selbst dazu in Schweigen hüllte oder bissige Wortwechsel austauschte.
Blasse Gegner bei "Alle auf den Kleinen"
Einfallsreiche Spiele werten „Alle auf den Kleinen“ auf
Ebenso mühselig kamen die Kandidaten daher. Sascha Grabowski ist ein singegnder Marinesoldat aus Bremerhaven, Eik Schönbörner ist Inhaber einer Werbeagentur, leidenschaftlicher Tennisspieler und schwul, und Melanie Hoffmann ist deutsche Fußball-Nationalspielerin und träumt von einem eigenen Blumenladen. „Eine Frau, die definitiv besser Fußball spielt als du“, warnte Zietlow den Fußball-Fan Pocher. „Und wir haben in ihr sogar eine Person gefunden, die kleiner ist als du, gar nicht so einfach.“
Aufregender als die Kandidaten, die irgendwie immer nur als schmückendes Beiwerk daher kommen, waren da schon die Spiele selbst. Schon im ersten Durchgang wurde es unterhaltsam, Pocher und Kandidatin Melanie mussten mit Hamstermützen auf dem Kopf durch ein Hamsterrad laufen, wo sie am Ende Nüsse einsammeln mussten. Wer am schnellsten zurück kam und die meisten Nüsse gesammelt hatte, konnte den ersten Punkt mitnehmen. Das war niedlich anzusehen, Melanie erwies sich beim Krabbeln durch das Hamsterrad als fitter als das TV-Großmaul und bescherte Pocher einen klassischen Fehlstart.
Oliver Pocher überzeugt beim Golfspiel ohne Arme und Beine
Das machte das Showtalent aber schnell wieder wett. Beim Golfspiel mit Kontrahent Eik durften weder Arme noch Beine benutzt werden, der Golfschläger hing an einem Band, das zwischen den Beinen der beiden baumelte. Ein zwangsläufig lustiger Anblick, zumal die Hände am Hinterkopf bleiben mussten. Pocher konnte sich hier durchsetzen. „Wahrscheinlich, weil er die die Bewegung so gut beherrscht“, mutmaßte Alessandra.
Wenn es hingegen um Spiele mit viel Kraftaufwand ging, zog Pocher meist den kürzeren. Gegen den Marinesoldaten Sascha verlor er im Tornadoball. 60 Kontakte in kürzester Zeit mit dem drei Kilogramm schweren Ball schaffte das Muskelpaket deutlich schneller als Pocher.
Ebenso kurzweilig war die Partie Klingelball, bei der man mit verbundenen Augen nur dem Geräusch des klingelnden Balles folgen konnte. Auch hier verlor Pocher, konnte aber in den folgenden Spielen einen Vorsprung aufbauen. Warum RTL ihm die Chance für eine neue Spiel-Show zur Primetime gab, bewies der „Kleine“ beim Tanzspiel.
Während Kandidatin Melanie Mühe hat, gleichzeitig Standardtänze auf das Parkett zu legen und Zietlows Quizfragen zu beantworten, macht Pocher sein eigenes Ding. Mühelos lässt er die Profitänzerin, die ihn führen soll, in der Ecke stehen und tanzt wild drauf los und beantwortet gleichzeitig in Rekordgeschwindigkeit Fragen zur Musikwelt.
Pochers Show bleibt trotz guter Spiele schlechtere Version von „Schlag den Raab“
Beim Paar-Spiel mit Alessandra, das dieses Mal im Wasser stattfindet, muss er sich jedoch erneut geschlagen geben. „Bei uns klappt's noch nicht einmal hier in der Sendung“, witzelte Pocher. Seinem Sieg tat das am Ende keinen Abbruch. Im letzten Spiel konnte er sich gegen seine Kontrahenten durchsetzen, denen die 100.000 Euro Siegprämie so verwehrt blieben.
Größtes Problem der RTL-Show bleibt, dass alles zu lange dauert. 240 Sendeminuten für Spielchen, bei denen sich eigentlich immer alles um den Showmaster selbst dreht, sind einfach zu viel. Statt der vier angesetzten Runden und dem zusätzlichen Finale würden auch drei Runden völlig ausreichen und ein Mitfiebern der Zuschauer garantieren.
Am Ende bleibt das Gefühl, dass „Alle auf den Kleinen“ ein Abklatsch von ProSiebens „Schlag den Raab“ ist. Die Gegner sind dort besser, Stefan Raab ist ehrgeiziger und die Spiele weniger albern. Am Samstagabend lief die Raab-Show übrigens zum ersten Mal zeitgleich zu „Alle auf den Kleinen“. Mit Spannung kann also erwartet werden, wer das Quoten-Duell für sich entscheiden konnte.