Essen. Mit „inka!“ will das ZDF den verwaisten Talk-Thron am Nachmittag neu besetzen. „Bauer sucht Frau“-Moderatorin Inka Bause soll da weitermachen, wo Arabella & Co. einst aufgehört haben. Bei der Premiere feierte ausgerechnet die Königin des Biedersinns alternative Lebensentwürfe. Udo Walz, Ralf Möller & Co. applaudierten.

Irgendwie sind sie alle Rebellen in dieser Show. Nichts hassen sie mehr als die Durchschnittsdeutschen mit ihrer Fantasielosigkeit und den ewigen Bedenken. Gut, dass es jetzt „inka!“ gibt. Wo könnte man alternative Lebensentwürfe besser zelebrieren als nachmittags im ZDF, bei der Moderatorin von „Bauer sucht Frau“?

„Viele sind so angepasst heute“, klagt Inka Bause. Bodybuilder Ralf Möller findet, dass in Deutschland zuviel „aber“ gesagt wird. Einfach mal machen, das wäre besser! Promi-Coiffeur Udo Walz applaudiert. Endlich sagt es mal einer. Für das Publikum hat Walz einen Tipp: „Ich habe das Wort 'aber' aus meinem Wortschatz gestrichen. Da hat man immer gute Laune!“

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Natascha Ochsenknecht und der Mut zur Frisur

Besonders gute Laune kriegt man in Gesellschaft anderer Querdenker. Natascha Ochsenknecht, zum Beispiel. Die hat immer so verrückte Frisuren. Eine davon soll Walz beurteilen. Auf dem Foto hat Ochsenknecht einen schwarzen Streifen auf dem Kopf.

„Ist doch besser, als am Fenster zu sitzen und Autos aufzuschreiben“, lobt Walz-Freundin Gaby Decker kryptisch. Bause denkt nach. Mehr Mut zur Frisur, weniger Denunziantentum? So könnte es gehen.

Später kommt Christiane Hagn hinzu, eine junge Frau, die wegen einer Ferienliebe nach Indonesien gezogen ist. Über diese Geschichte hat sie ein Buch geschrieben. Es trägt den Titel „Macht's gut, ihr Trottel!“ Alle hätten ihr von der Auswanderung abgeraten, sagt Hagn. Nun lebt sie trotzdem in einer Bambushütte, zusammen mit ihrem Freund, einem südafrikanischen Fischer. Bause findet das toll.

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Dass Hagn ihre Freundinnen vermisst, im muslimischen Dorf als Freak angesehen wird, und keine Kinder auf der Insel großziehen würde, hat die Moderatorin überhört.

Auch MC René passt in das Aussteigerschema

Letzter Gast in der Talkrunde ist MC René. Bause stellt ihn als „Rapper aus den 90ern“ vor – so, als hätte er gerade ein Zeittor durchschritten und müsste nach der Sendung wieder zurück in sein Jahrhundert. MC René ist eingeladen, weil er in das Aussteigerschema passt, das Bause heute feiert.

Der Ex-Rapper hat keinen festen Wohnsitz, dafür eine Bahncard 100. Nun reist er durch Deutschland und berichtet davon. Hat er schon Bahnchef Grube getroffen, will Bause wissen. Walz grätscht dazwischen: „Dem schneid ich die Haare!“ Für Sarah Jessica Parker hat er mal Gulasch gekocht, erfahren wir später. Lady Gaga kennt er auch. Die versteht, sich zu inszenieren.

Hans Meiser

RTL, 1992 bis 2001 Als früherer RTL-Nachrichtenmann warf der TV-Altmeister vor mehr als 20 Jahren als Talk-Onkel seinen recht seriösen Ruf in die Waagschale und wurde zum Pionier eines für Deutschland völlig neuen Formats samt werktäglicher Ausstrahlung, nichtprominenten Gästen oder Diskussionsbeteiligung des Publikums.

Ilona Christen

RTL, 1993 bis 1999 Ein Jahr nach Hans Meiser startete RTL die zweite Nachmittags-Talkshow, ebenfalls monothematisch und mit unprominenten Gästen. Die stets mitfühlende Christen, die mit dem "ZDF-Fernsehgarten" (1986-1992) bekannt geworden war, starb 2009 im Alter von 58 Jahren in der Schweiz.

Arabella

ProSieben, 1994 bis 2004 Die Österreicherin Arabella Kiesbauer hatte ein ähnliches Konzept wie Meiser und Christen, zielte jedoch mit ihren Themen und flotterer Kamera auf ein deutlich jüngeres Publikum. Die Show neigte zeitweise zu Krawall, Kiesbauer zeigte sich 1995 im "Playboy". Heute moderiert sie nur noch selten.

Fliege

ARD, 1994 bis 2005 Der evangelische Theologe Jürgen Fliege war jahrelang der Talk-Seelsorger im Ersten. Fiel dann ein bisschen in Ungnade und gilt manchem als zu esoterisch. Nach Fliege heißen heute auch eine Zeitschrift oder ein Internet-Kanal.

Bärbel Schäfer

RTL, 1995 bis 2002 Die blonde Moderatorin prägte das Talk-Genre, zog sich dann aber nach mehr als 1500 Sendungen zurück. Bärbel Schäfer macht heute zum Beispiel Radio beim Hessischen Rundfunk und ist die Frau des Publizisten Michel Friedman.

Vera am Mittag

Sat.1, 1996 bis 2006 Vera Int-Veen war der Talk-Fels in der Mittagsbrandung - mehr als 2000 Ausgaben moderierte sie. Worte von ihrer Homepage zum Phänomen Daily Talk: "Ich bin mir sicher: Das Interesse der Zuschauer an individuellen, persönlichen Geschichten und Diskussionen besteht weiterhin."

Sonja

Sat.1, 1997 bis 2001 Konflikte und Emotionen lautete die Devise bei Sonja Zietlow, die Millionen heute vor allem als kühle Kommentatorin beim RTL-Dschungelcamp ("Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!") kennen.

Birte Karalus

RTL, 1998 bis 2000 Ihre Show galt als besonders hart, bei Birte Karalus wurden auch mal Alkoholiker oder Minderjährige in ziemlich komplizierten Situationen vorgeführt.

Jörg Pilawa

Sat.1, 1998 bis 2000 Karrierestation des heute beim ZDF und bald wieder bei der ARD arbeitenden, erfolgreichen Konsens-Moderators Jörg Pilawa.

Andreas Türck

ProSieben, 1998 bis 2002 Bei ihm trafen sich meist Menschen, die sich kannten und sich dann gerne angingen ("Bäh, du stinkst..."). Der Moderator war meist wenig moderat: Andreas Türck machte sich oft mit dem Publikum lustig über seine schrägen Gäste.

Oliver Geissen

RTL, 1999 bis 2009 Der smarte Oliver Geissen kam als Nachfolger der tantigen Ilona Christen ins Programm und wandte sich eher an Jüngere. Umstritten waren zum Beispiel Vaterschaftstests, die in seiner Sendung gemacht wurden.

Sabrina

RTL, 1999 bis 2000 Vormittags-Talk-Zwischenspiel der Journalistin Sabrina Staubitz, die heute kaum noch auftritt und mit dem "Zeit"-Chefredakteur und "3nach9"-Talker Giovanni di Lorenzo liiert ist.

Britt

Sat.1, 2001 bis 2013 "Britt - Der Talk um eins" übernahm den Sendeplatz von Sonja Zietlows Talkshow. Das Format war bekannt für Familien-Zoffs und Treue-Tests. In der Abschiedsshow 2013 musste Britt Hagedorn dann endlich auch mal selber an den oft eingesetzten Lügendetektor.

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Das Gespräch droht jetzt ein wenig zu zerfasern. Zur Auflockerung hat Bause ihre „Bauer sucht Frau“-Connections ausgespielt und einen gewissen Dieter Hooß eingeladen. Er ist von Beruf „cow fitter“. Wenn irgendwo Nutztiere prämiert werden, muss Hooß sie frisieren, er ist der Udo Walz der Kühe. Beim Stichwort „Kühe“ bricht auch Bodybuilder Möller sein halbstündiges Schweigen. Russell Crowe hat auf seiner Farm in Australien 500 davon, viele kennt er sogar beim Namen! Ein verrückter Typ.