Köln. Moderatorin Inka Bause, dem deutschen Fernsehpublikum bestens bekannt aus dem RTL-Format “Bauer sucht und Frau“, erhält neue Talkshow im ZDF und will wissen, was die Menschen bewegt. 80 Sendungen sind bis Weihnachten geplant.

Vielleicht, überlegt man nach ein paar Minuten, vielleicht wird sie ja nach Silben bezahlt. Kurz darauf fragt man sich, woher Inka Bause bloß die Luft nimmt, um so schnell und ohne Pause auf jede Frage zu antworten. Den halben Tag macht sie das nun schon, ist immer freundlich und zeigt nicht die geringsten Ermüdungserscheinungen.

Was ja nicht schaden kann, wenn sie nun im ZDF redet. Inka! heißt die neue tägliche Talkshow, mit der die 44-Jährige am Montag (15.05 Uhr) erstmals auf Sendung geht.

Fünfmal die Woche will sie nun nachmittags in die Wohnzimmer der Deutschen. Aus denen sich all die „Britts“ und „Veras“ längst verabschiedet haben. Ein Sendeplatz, der – vorsichtig ausgedrückt – als schwierig gilt. Zumal das ZDF mit Inka! nicht nur sein Stammpublikum, die ältere Zielgruppe, ansprechen will, sondern auch jüngere, „aktive Familienorientierte“, die sich am Nachmittag eine Erholungsphase gönnen wollen.

Bei RTL sucht sie wieder Frauen für einsame Bauern

„Ja, ja“, sagt Bause „der Nachmittag ist nichts für Feiglinge. Aber ich bin ja auch ein mutiger Mensch.“ Im Übrigen, so die gebürtige Leipzigerin weiter, „hat meine Sendung nichts mit dem Daily Talk von früher zu tun“. Drei bis vier Gäste sollen in jede Ausgabe kommen, darunter ein Prominenter. Nicht „tagesaktuell“ werden die Themen der Sendung sein, aber schon darauf eingehen, „was die Menschen bewegt“, sagt Bause und verspricht „sinnvolle, lustige Unterhaltung“.

80 Talks sind bis Weihnachten geplant, dann will man weitersehen beim ZDF. „Darauf habe ich bestanden“, stellt Bause klar. Um zu sehen, „klappt es oder klappt es nicht“. Wenn nicht, dann „ist Schluss“.

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Ist ja auch nicht so, als würde die Tochter des bekanntesten Schlagerkomponisten der ehemaligen DDR ansonsten langweilen. Manchmal macht sie eine Show im MDR und von Oktober an sucht sie natürlich auch wieder Frauen für einsame Bauern. Ja, Bause tanzt auf vielen Hochzeiten durch Private wie öffentlich-rechtliche Programme. „In diesem Herbst“, sagt sie, „bin ich tatsächlich ein wenig öfter auf dem Bildschirm. Aber dafür habe ich mich auch im Rest des Jahres rar gemacht.“

Und im Übrigen, das muss sie jetzt mal sagen, „ist es ja nicht so, dass ich alles annehme, was man mir anbietet“. Ganz im Gegenteil. Den „Fernsehgarten“ hat sie abgelehnt und, so wird gemunkelt, den Job als Co-Moderatorin bei „Wetten, dass…? ebenfalls.

Wahrscheinlich wird sich ohnehin keiner beschweren, wenn die Mutter einer Tochter in den kommenden Monaten öfter als üblich im TV auftaucht.

Hans Meiser

RTL, 1992 bis 2001 Als früherer RTL-Nachrichtenmann warf der TV-Altmeister vor mehr als 20 Jahren als Talk-Onkel seinen recht seriösen Ruf in die Waagschale und wurde zum Pionier eines für Deutschland völlig neuen Formats samt werktäglicher Ausstrahlung, nichtprominenten Gästen oder Diskussionsbeteiligung des Publikums.

Ilona Christen

RTL, 1993 bis 1999 Ein Jahr nach Hans Meiser startete RTL die zweite Nachmittags-Talkshow, ebenfalls monothematisch und mit unprominenten Gästen. Die stets mitfühlende Christen, die mit dem "ZDF-Fernsehgarten" (1986-1992) bekannt geworden war, starb 2009 im Alter von 58 Jahren in der Schweiz.

Arabella

ProSieben, 1994 bis 2004 Die Österreicherin Arabella Kiesbauer hatte ein ähnliches Konzept wie Meiser und Christen, zielte jedoch mit ihren Themen und flotterer Kamera auf ein deutlich jüngeres Publikum. Die Show neigte zeitweise zu Krawall, Kiesbauer zeigte sich 1995 im "Playboy". Heute moderiert sie nur noch selten.

Fliege

ARD, 1994 bis 2005 Der evangelische Theologe Jürgen Fliege war jahrelang der Talk-Seelsorger im Ersten. Fiel dann ein bisschen in Ungnade und gilt manchem als zu esoterisch. Nach Fliege heißen heute auch eine Zeitschrift oder ein Internet-Kanal.

Bärbel Schäfer

RTL, 1995 bis 2002 Die blonde Moderatorin prägte das Talk-Genre, zog sich dann aber nach mehr als 1500 Sendungen zurück. Bärbel Schäfer macht heute zum Beispiel Radio beim Hessischen Rundfunk und ist die Frau des Publizisten Michel Friedman.

Vera am Mittag

Sat.1, 1996 bis 2006 Vera Int-Veen war der Talk-Fels in der Mittagsbrandung - mehr als 2000 Ausgaben moderierte sie. Worte von ihrer Homepage zum Phänomen Daily Talk: "Ich bin mir sicher: Das Interesse der Zuschauer an individuellen, persönlichen Geschichten und Diskussionen besteht weiterhin."

Sonja

Sat.1, 1997 bis 2001 Konflikte und Emotionen lautete die Devise bei Sonja Zietlow, die Millionen heute vor allem als kühle Kommentatorin beim RTL-Dschungelcamp ("Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!") kennen.

Birte Karalus

RTL, 1998 bis 2000 Ihre Show galt als besonders hart, bei Birte Karalus wurden auch mal Alkoholiker oder Minderjährige in ziemlich komplizierten Situationen vorgeführt.

Jörg Pilawa

Sat.1, 1998 bis 2000 Karrierestation des heute beim ZDF und bald wieder bei der ARD arbeitenden, erfolgreichen Konsens-Moderators Jörg Pilawa.

Andreas Türck

ProSieben, 1998 bis 2002 Bei ihm trafen sich meist Menschen, die sich kannten und sich dann gerne angingen ("Bäh, du stinkst..."). Der Moderator war meist wenig moderat: Andreas Türck machte sich oft mit dem Publikum lustig über seine schrägen Gäste.

Oliver Geissen

RTL, 1999 bis 2009 Der smarte Oliver Geissen kam als Nachfolger der tantigen Ilona Christen ins Programm und wandte sich eher an Jüngere. Umstritten waren zum Beispiel Vaterschaftstests, die in seiner Sendung gemacht wurden.

Sabrina

RTL, 1999 bis 2000 Vormittags-Talk-Zwischenspiel der Journalistin Sabrina Staubitz, die heute kaum noch auftritt und mit dem "Zeit"-Chefredakteur und "3nach9"-Talker Giovanni di Lorenzo liiert ist.

Britt

Sat.1, 2001 bis 2013 "Britt - Der Talk um eins" übernahm den Sendeplatz von Sonja Zietlows Talkshow. Das Format war bekannt für Familien-Zoffs und Treue-Tests. In der Abschiedsshow 2013 musste Britt Hagedorn dann endlich auch mal selber an den oft eingesetzten Lügendetektor.

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Bause gilt als sympathisch, ist schlagfertig, wirkt warmherzig. Ist immer freundlich, besitzt weder Vorurteile, Berührungsängste oder einen Sinn für Ironie. Lacht gerne, tröstet aber auch, wenn es nötig ist. Ist halb Kummerkastentante, halb Mutmacherin – mit einer Kurzhaarfrisur, die oft aussieht, als sei sie mit Elektrizität in Berührung gekommen.

In der DDR war sie schonmit 16 Jahren ein Schlagerstar

In der DDR ist sie schon mit 16 ein Schlagerstar, im vereinten Deutschland fängt sie wieder bei Null an und kämpft sich mit unerschütterlichem Optimismus nach oben. Moderiert hier, singt dort, bis sie 2005 bei RTL zur Meisterin der Alliteration wird und versucht, herzliche Hessen oder muntere Münsterländer mit eigenem Hof unter die Haube zu bringen. Und das trotz Kritik vom Deutschen Bauernverband mit zeitweise grandiosen Quoten.

Die wird es am Nachmittag im ZDF nicht geben. Aber das muss nichts heißen. Schließlich ist derzeit großes Stühlerücken im Zweiten. Und Bauses Name fällt derzeit bei vielen Shows und Sendungen. Sie will weder etwas dementieren, noch bestätigen. „Dazu sage ich nichts.“ Nur soviel: „Egal, welche Sendungen ich mache. Ich werde mir nie untreu werden.“