Hamburg. Als Monica Lierhaus 2009 nach einer Gehirnoperation ins Koma fiel, war die Moderatorin eines der bekanntesten Gesichter der ARD-Sportschau. Ihr Auftritt 2011 bei der Goldenen Kamera rührte viele. Sie kämpft sich weiter zurück ans Mikrofon und ins Leben.

Mit kleinen Tippelschritten tastet sich Monica Lierhaus Schritt für Schritt vor. Dieses Mal über den Roten Teppich der Fischauktionshalle am Hamburger Hafen. Sie lächelt ein wenig scheu, verweilt lange für die Fotografen hinter der Absperrung und blickt sich etwas hilfesuchend um. Franz Beckenbauer und Henry Maske eilen zu ihr, sie hakt sich ein und verlässt im Zeitlupentempo die öffentliche Bühne bei der Preisverleihung der "Sport Bild"-Awards. "Das ist sehr anstrengend für mich, aber es macht mir auch Spaß", sagt die Sportmoderatorin am Montagabend der Nachrichtenagentur dpa.

"Es ist ein bisschen wie Klassentreffen", ergänzt sie und lächelt fast schüchtern in die Kameras. Das war früher anders. Sie war selbstbewusst und machte fast nie einen Fehler, wenn sie die Spielberichte der Fußball-Bundesliga anmoderierte oder Spitzenathleten interviewte. Die sportlich-elegante Frontfrau mit dem Hang zum Perfektionismus gibt es so nicht mehr. Das weiß Monica Lierhaus genau. Aber so wenig, wie sie sich bei ihren Moderationen kleine Patzer verzieh, so ehrgeizig ist sie bei der Rückkehr ins Alltags- und Berufsleben.

Ihre Schwester war stets an ihrer Seite

"Ich bin täglich drei bis vier Stunden in der ambulanten Rehabilitation. Logopädie, Osteopathie und Physiotherapie - ich bin nicht sehr geduldig", erzählt die 43 Jahre alte frühere Tennisspielerin. Vier Jahre, nachdem sie bei einer Gehirnoperation ins Koma fiel, kann sie immer noch nicht Auto fahren: "Ich arbeite daran, mit meiner Schwester übe ich viel."

Ihre Schwester war stets an ihrer Seite in den vergangenen vier Jahren. Gemeinsam macht die tägliche Tortur manchmal sogar Spaß, so wie die Trainingsstunden im Fahrzeug mit Automatik-Schaltung. Monica Lierhaus kann ihre Beine nur langsam und vorsichtig bewegen, die Schmerzen sind ihr anzusehen.

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Ihr Lebensgefährte Rolf Hellgardt stellt sich am Buffet an und bringt zwei gefüllte Teller mit in die Sofa-Ecke, in die sich das Paar etwas abseits der 800 Gäste nach der Preisverleihung zurückgezogen hat. Den öffentlichen Heiratsantrag, den sie ihrem Freund vor Millionen ZDF-Zuschauern bei der Goldenen Kamera vor zwei Jahren machte, hat sie inzwischen bereut. Sie fühlt sich noch nicht gesund genug zum Heiraten.

"Einmal in die Hölle und zurück"

Als persönliches Ziel und Motivation für die Schinderei ins Leben zurück hat sich Lierhaus die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien gesetzt. Sie möchte wieder dabei sein: "Es gibt schon Pläne, aber nichts Konkretes". Möglicherweise im Online-Bereich der ARD, deutet sie an. Derzeit sei sie zufrieden mit ihrem Engagement als Botschafterin der ARD-Fernsehlotterie und einigen Interviews wie mit Bundestrainer Joachim Löw für die "Sport Bild".

Sie sei viel weiter in ihren Fortschritten als die Ärzte es nach dem Schock prognostizierten, beteuern Weggefährten. Das Sprechen fällt ihr lange nicht mehr so schwer wie noch bei ihrem ersten emotionalen TV-Auftritt. Der Weg zurück ist schwer für Monica Lierhaus. Sie kämpft gegen körperliche Barrieren und Schmerzen, aber ihr Wille ist unglaublich stark. Ein Porträt über sich selbst würde sie mit dem Satz "Einmal in die Hölle und zurück" betiteln, sagte sie in einer Fernsehdokumentation über ihr Schicksal. (dpa)