Hamburg. . Der Privatsender RTL zeigt demnächst die Qualifikationsspiele der deutschen Nationalkicker. Das birgt für einige Fernsehzuschauer Tücken - sie werden in die tote Röhre schauen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Seit am Mittwoch bekannt wurde, dass RTL den Zuschlag für die Übertragung der Qualifikationsspiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zur EM 2016 und WM 2018 bekommen hat, sind viele Fans in Sorge, dass sie die DFB-Kicker nicht mehr wie bisher sehen können. Manche sorgen sich nicht ohne Grund.
Der Deutsche Fußballbund (DFB) versichert, es werde sich nichts ändern. Stimmt das?
Nur für Zuschauer, die ihr TV-Programm via Kabel, Satellit oder Internet bekommen bleibt alles beim Alten. Wer allerdings über DVB-T, also über Antenne, schaut, hat Pech. Denn Ende 2014 steigt RTL aus Kostengründen aus diesem Übertragungsweg aus.
Wie viele Menschen sind davon betroffen?
Schwierig zu sagen. Laut Verbraucherzentrale NRW nutzen 14 Prozent der 8,2 Millionen Fernsehhaushalte in NRW das Antennenfernsehen als ersten Empfangsweg, weitere fünf Prozent setzen DVB-T für Zweit- oder Drittgeräte ein. Die regionalen Unterschiede sind aber groß.
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Während Antennenfernsehen im Sauer- und Siegerland sowie am Niederrhein mangels Empfangbarkeit kaum eine Rolle spielt, empfängt im Ruhrgebiet mehr als jeder vierte Haushalt TV über Antenne. RTL dagegen sagt, der Antennenempfang trage nur mit 4,2 Prozent zum Marktanteil der Sendergruppe bei.
Was kann ich machen, wenn ich betroffen bin?
Auf eine der anderen Empfangsarten umsteigen. Die günstigste Alternative ist die Satellitenschüssel, weil bei dieser Empfangsart keine monatlichen Gebühren anfallen. Schüssel und Empfänger gibt es bereits im zweistelligen Eurobereich. Sollen mehrere Fernseher versorgt werden, kann es teurer werden. Und wohnt man zur Miete, darf man nicht ohne weiteres eine Schüssel an die Wand dübeln.
Gibt es sonst noch eine Änderung?
Ja. Kostenlos sind die Länderspiele bei RTL nur in der Standardauflösung (SD) zu empfangen. Extrascharfe HD-Bilder bekommt nur auf den Bildschirm, wer 55 Euro extra im Jahr zahlt. Dafür kommen bei HD+ dann auch fast alle privaten TV-Sender in hoher Auflösung ins Haus.
Wird es mehr Werbung bei den Übertragungen geben?
Dazu hat RTL noch nichts gesagt. Wer die Box- oder Formel-Eins-Übertragungen des Senders kennt, dürfte allerdings ahnen, was auf ihn zukommt. Eine ausgedehnte Berichterstattung rund um das Spiel – unterbrochen von vielen Spots.
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Ob sich RTL traut, auch während des Spiels auf einem Teil des Bildschirms Werbung zu zeigen, bleibt abzuwarten.
Warum haben die Öffentlich-Rechtlichen nicht geboten?
Das haben sie. Nur nicht genug. RTL zahlt angeblich 100 Millionen für die 20 Spiele. Das war den Öffentlich-Rechtlichen offenbar zu viel. Weil sie stets mit Geldern aus der Gebührenkasse zahlen und längst nicht jeder Deutsche gerne Fußball sieht. Offiziell klingt das so: „ARD und ZDF hatten sich mit einem fairen und marktgerechten Angebot um die Übertragungsrechte beworben, aber auch gemeinsam eine klare finanzielle Obergrenze definiert.“ Hätten sie die überschritten, hätte es auch wieder Kritik gehagelt.
Könnten auch WM- und EM-Endrundenspiele künftig bei RTL oder gar nur noch im Bezahlfernsehen laufen?
Für die Fußball-Europameisterschaft 2016 und die Weltmeisterschaft 2018 haben ARD und ZDF die Rechte bereits erworben. Danach kann jeder mitbieten. Für Pay-TV-Sender sind große Fußballturniere allerdings uninteressant, weil sie dafür derzeit keine Exklusivrechte erwerben können. Wie die Olympischen Spiele müssen nämlich alle Spiele mit deutscher Beteiligung, das Eröffnungsspiel, die Halbfinale und das Finale frei zu sehen sein.