Essen. Im neuen Polizeiruf 110 darf Bukow, dieser Rostocker Rüpel, zeigen, was für ein sensibler Typ er sein kann: Nach einem Angelausflug mit seinen Söhnen liest er ein kleines verstörtes Mädchen im Wald auf - ihre Mutter wurde erschlagen. Doch der Krimi fesselt nicht wirklich und findet irgendwann auch eine banale Auflösung.

Was für ein Glück, dass es diesen Kommissar gibt. Alexander Bukow ist zu dick, liebt aber trotzdem enge T-Shirts. Er verhört Verdächtige mit der Sensibilität eines Schredders, er grölt mit einem Dutzend Schnäpsen im Blut Nirvana-Hits in der Karoke-Bar und ist trotzdem ein doller Papa, der Popcorn mit seinen beiden Jungs macht und mit ihnen auf dem Sofa vor der Flimmerkiste wegschnarcht. Da verschmerzt man sogar, dass der neue „Polizeiruf 110: Zwischen den Welten“ (ARD, 20.15 Uhr) doch ziemlich bieder daherkommt, so wie ein Sonntagskrimi aus den 70ern.

Erschlagene Jura-Studentin

Bukow, dieser Rostocker Rüpel, darf gleich mal zeigen, was für ein sensibler Typ er sein kann, als er nach einem Angelausflug mit den Söhnen ein kleines verstörtes Mädchen im Wald aufliest. Die Mutter, eine Jura-Studentin, ist in der Nähe erschlagen worden, und die drei Drehbuchautoren versammeln eine ganze Batterie von Verdächtigen zum klassischen „Wer war’s denn“-Spielchen.

Motive gibt es satt, denn die hübsche Frau aus dem spießigen Reihenhäuschen hat nebenbei als Teilzeitprostituierte in einem schicken Apartment ihr Geld verdient. Der Ehemann, ein konfuser Verlierertyp (Philip Hauß) mit chronischer Geldnot, wirkt zwar so schwach, als könnte er nicht mal ein Blatt Papier zerreißen, aber wer weiß schon, wozu Verzweifelte fähig sind? Oder wusste er es wirklich nicht?

Die Herren wurden erpresst

Der Nachbar (Aurel Manthei) fand sie offenbar ganz sexy, ihr Professor (Andreas Schröders) war Kunde, ihr Kanzleichef (André Szymanski), bei dem sie zur Aushilfe arbeitete, feuerte sie, als er von ihrer Nebentätigkeit beim Besuch ihrer durchtriebenen Kollegin und Uni-Freundin Lisa (Alice Dwyer) erfuhr, und irgendwie wurden die Herren allesamt mit ihrer Hurerei erpresst.

Das liefert reichlich Stoff für Verhöre und falsche Fährten, für Bekenntnisse und Lügen. Es fesselt aber nicht wirklich und findet irgendwann auch eine banale Auflösung. Aber Charly Hübner, der uns mit Bukow diese herrlich unkorrekte Type serviert, die bei Sympathie mit einer Gaunerei auch mal fünfe gerade sein lässt, und Anneke Kim Sarnau als seine Kollegin Katrin König würzen diesen etwas faden Krimi doch so intensiv, dass man ganz gerne dabei bleibt.

Bukows Ehe zerbricht

Während König mit den Gespenstern ihrer DDR-Kindheit ringt, zerbricht bei Bukow gerade die Ehe mit seiner Vivian (Fanny Staffa), ohne dass er es eigentlich so richtig mitbekommt. Dass sie sich nun ausgerechnet mit einem seiner Kollegen (Josef Heynert) heimlich trifft und herumknutscht, dürfte genügend Sprengstoff für den nächsten Rostocker Polizeiruf bieten. Dann darf aber auch der eigentliche Krimi wieder etwas origineller sein.