Hamburg/Rostock. Auch im siebten Fall aus Rostock wird Kommissar Bukow wieder von seiner Vergangenheit eingeholt: Sein halbkrimineller Vater gilt als Hauptverdächtiger in einem Mordfall. Und auch das Verhältnis zu Kollegin König bleibt weiter hübsch kompliziert. Ein Gespräch mit Hauptdarsteller Charly Hübner.

Es ist schon eine besondere Beziehung zwischen den Rostocker "Polizeiruf 110"-Kommissaren Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander "Sascha" Bukow (Charly Hübner). Die Frau, die verzweifelt nach ihren Wurzeln sucht und der Mann, der seine Vergangenheit manchmal am liebsten einfach auslöschen möchte, verbindet eine Hassliebe. "Es gibt Momente, in denen die sich gegenseitig richtig verachten - so, wie es andererseits auch wirkliche Liebessehnsüchte zwischen den beiden gibt", erklärt Hübner Interview. Aber der einfachen Harmonie stehe immer irgendetwas im Weg.

Eine saubere Weste hat Bukows Vater (Klaus Manchen, M.) sicher nicht. Aber kann man ihm einen Mord zutrauen?
Eine saubere Weste hat Bukows Vater (Klaus Manchen, M.) sicher nicht. Aber kann man ihm einen Mord zutrauen? © NDR

So ist es auch im siebten Fall der Rostocker Kommissare, den das Erste am Sonntag (20. Januar) um 20.15 Uhr ausstrahlt. In "Polizeiruf 110: Fischerkrieg" werden die "beiden schwierigen Charakter", wie Hübner es beschreibt, einmal mehr mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Dabei geraten König und Bukow inmitten eines erbittert geführten Streits zwischen deutschen und polnischen Fischern um die besten Fanggründe. Denn Paul Thomsen, die graue Eminenz unter den Fischern in Warnemünde, ist ermordet worden.

Bukows Vater im Visier der Ermittler

Schnell stellt sich für die Ermittler die Frage, ob er ein Opfer der Fehde zwischen den Einheimischen und der Besatzung eines polnischen Trawlers geworden ist. Während sich König von der überraschend gut informierten Journalistin Nina Berger (Inga Busch) Hilfe erhofft, gerät Bukow in persönliche Schwierigkeiten. Gerade noch hat er seinen Vater am Imbissstand vergeblich gefragt: "Bei den Fischern ist Krieg, und Du weißt das nicht, 'Vadder'?" Da entpuppt sich dieser zwielichtige Veit Bukow (Klaus Manchen) wenig später als Auftraggeber für illegalen Fischfang und dringend tatverdächtig im Mordfall Thomsen.

Sascha Bukow weiß, dass sein Vater nicht ganz sauber ist. Schließlich bewegt sich auch der Polizist selbst zwischen Gut und Böse, war einst in der dunklen, der kriminellen Welt verankert. Doch traut er seinem "Vadder" auch einen Mord zu? Für Bukow, der inzwischen vom Fall abgezogen wurde, beginnt eine Art Sprachlosigkeit. Nicht einmal mit seiner Frau redet er, während er auf eigene Faust im Hafen nachforscht. "Er ist einsam in dieser Situation und hat niemanden, dem er sich anvertrauen kann - außer Katrin König", sagt Hübner ("Ladykracher"). Nur sei sie die Hauptermittlerin und verhöre Veit höchstpersönlich.

Da ist doch was... Zwischen Bukow (Charly Hübner) und Frau König (Anneke Kim Sarnau) knistert es, und manchmal fliegen auch die Fetzen. (Einer von uns, 2010).
Da ist doch was... Zwischen Bukow (Charly Hübner) und Frau König (Anneke Kim Sarnau) knistert es, und manchmal fliegen auch die Fetzen. (Einer von uns, 2010). © NDR

Der "Polizeiruf 11: Fischerkrieg" von Regisseur Alexander Dierbach ist ein Krimi zwischen stinkenden Kuttern, dunklen Kneipen und der weiten See. Das Rostocker Team hält an dem typisch rauen und robusten norddeutschen Charme der vergangenen sechs Folgen ebenso fest wie an dem Auf und Ab zwischen König und Bukow. Auch wird die Geschichte um Fangquoten zusehends von Bukow und seinem familiären Umfeld an den Rand gedrängt.

Hauptfiguren mit Brüchen und Widersprüchen

"Bukow ist in der Gegend, in der arbeitet, tief verwurzelt. Das kann ein Vorteil sein, aber auch ein Gefängnis", erklärt Hübner. Bukow müsse immer damit rechnen, dass er um eine Ecke komme, "Vadder" da stehe und schon alles aufgeräumt habe. "Es ist nicht nur der 'Mafiaboss', es ist auch noch der Papa", sagt Hübner. Und das mache Bukow wahnsinnig und hilflos. Er könne nicht mehr weglaufen, er müsse sich dem stellen.

So widersprüchlich die Figur des Alexander Bukow ist, so irritierend ist auch die von Katrin König. Seit Beginn der Reihe sucht sie nach ihrer wahren Herkunft und spannt den Bogen damit ebenso über die einzelnen Filme wie Bukows Kampf mit dem Gesetz. Voller Neugier und Angst zugleich tastet sich König an ihre Vergangenheit heran, an die sie sich nur bruchstückhaft erinnert. Sind ihre Eltern einst aus der DDR über die Ostsee geflohen? Hat nur sie überlebt? "Eigentlich hat Katrin König vor langer Zeit beschlossen, zu akzeptieren, dass sie ihre Eltern nicht kennt", sagt Sarnau ("Ein Mann ein Fjord").

Geschicktes Spiel mit der erotischen Spannung

Jetzt sei der Punkt erreicht, an dem Bewegung in dieses Thema komme. Mit König und Bukow hat der Norddeutsche Rundfunk (NDR) zwei Typen von Kommissaren kreiert, die einerseits ihre Ermittlungen hart führen und dabei andererseits in ihrem Privatleben fast verzweifeln. Das macht die Konstellation spannend - auch für weitere Filme aus der Rostocker Reihe. Ferner spielt das Format geschickt mit dieser erotischen Spannung zwischen den beiden Protagonisten. "Das Interessante für Anneke und mich ist nach wie vor, dass die beiden Figuren auf der dritten, vierten unterbewussten Ebene etwas ganz Intimes verbindet", sagt Hübner.

Das spürten die einfach, so, wie man das selbst auch kenne. "Man spürt eine Nähe zu einem Menschen, ohne, dass man in der Lage wäre, mit ihm leben zu können." Aber tief im Inneren wüssten König und Bukow, dass sie trotz ihrer Gegensätzlichkeit füreinander bestimmt seien. "Und das wird auch so weitergehen, dieses zusammen sein wollen, aber nicht können. Es wird ein Hin und Her bleiben", sagt Hübner. (dapd)