Essen. Mit der neuen Doku „Abgewürgt und ausgebremst“ sucht Vox in der Sommerpause immer dienstags ab 20.15 Uhr den schlechtesten Autofahrer Deutschlands. Auf dem Sendeplatz von Daniela Katzenbergers „Natürlich blond“ beweist das neue Format, dass es noch trashiger geht als mit der Blondine.

Das Sommerloch ist ein Problem – für die Fernsehsender, die auf einige verreiste Familien als Zuschauer verzichten müssen, aber auch für die Zuschauer, die daheim geblieben sind. Das beweist Vox einmal mehr mit einer neuen Autofahrer-Show. Mit „Abgewürgt und ausgebremst“ geht der Sender dienstags um 20.15 Uhr auf die Zuschauer los. Fraglich ist jedoch, wie hoch die Einschaltquote am Ende der Sendung noch ist.

Denn die erste Folge am Dienstagabend zog sich wie ein altes Kaugummi ohne Geschmack in die Länge. Das „Konzept“ des Formates ist schnell erklärt: Sieben Kandidaten treten gegeneinander an, stellen sich bei Aufgaben beim Autofahren möglichst schlecht an, denn nur so können sie die Show gewinnen. Sieger ist nämlich der Schlechteste von ihnen.

Als Belohnung dafür, dass er sich bei seinem Unvermögen hat über die Schulter gucken lassen, bekommt der „schlechteste Autofahrer Deutschlands“ von Vox eine Bahncard 100 - damit in Zukunft die Menschheit vor ihm sicher ist. Wer sich am wenigsten verbessert, der fliegt.

Bei „Abgewürgt und ausgebremst“ werden alle Klischees erfüllt

Als Beifahrer sitzen aber keine Fahrlehrer neben den Kandidaten. Nein, die könnten den Kandidaten ja womöglich noch was beibringen. In Szene setzen darf sich der Vater, der Freund oder auch der Sohn, der den Kandidaten für die Sendung angemeldet hat. So sind private Konflikte zwischen den beiden Autofahrern programmiert – ganz im Sinne der Inszenierung.

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Bei der Auswahl der Kandidaten hat Vox darauf geachtet, alle Klischees zu besetzen. Von Inka Bause in „Bauer sucht Frau“ kennt man Bezeichnungen wie „der pfiffige Pferdewirt“ oder der „gutmütige Getreidebauer“, die es dem Zuschauer leichter machen, den Charakter des Protagonisten zu erfassen. Auch Vox hilft schon im Vorfeld mit einer solchen Zuordnung und macht hierfür die Schubladen ganz weit auf.

Fünf von sieben Kandidaten der Vox-Show kommen aus NRW

Aline, die Chaosfahrerin, Tatjana, die Hilflose oder auch Steven, der Raser. Die Rollen werden besetzt und die Kandidaten in aller Ausführlichkeit vorgestellt. Auffällig: Fünf der sieben Kandidaten kommen aus NRW. Ob das daran liegt, dass die schlechtesten Autofahrer einfach aus Nordrhein-Westfalen kommen oder weil das Trainingscamp in der nahegelegenen Eifel liegt, wird nicht beantwortet.

Kandidation Bine aus Gelsenkirchen (r.) mit der Moderatorin Panagiota Petridou.
Kandidation Bine aus Gelsenkirchen (r.) mit der Moderatorin Panagiota Petridou. © Vox

Prollige Charaktere wie „die Aufbrausende“ Bine aus Gelsenkirchen scheinen bei den Verantwortlichen aber gut angekommen zu sein und ins Klischee zu passen.

Zwei Aufgaben müssen die Kandidaten in der ersten Folge bewältigen: Erst bekommen sie eine Wegbeschreibung und müssen ohne Navigationssystem eine 15 Kilometer lange Strecke zum Übungsgelände finden. Dann folgt ein Parcours mit Slalom und einer Parklücke zum Einparken – rückwärts.

Vox-Kandidatin nutzt Spiegel sonst nur zum Schminken 

Doch spätestens nach dem dritten Kandidaten, der die Hindernis-Strecke bewältigt hat, wird es einfach nur langweilig, auch noch den anderen zuzusehen. Klar, die Felgen, die absichtlich kaum sichtbar am Boden liegen, werden teilweise umgefahren. Ja, und auch das Klischee „Frauen können nicht Autofahren, geschweige denn Einparken“ wird bedient. Manche Zuschauer mag dies also freuen.

Die eine hyperventiliert fast und kreischt kameratauglich (vielleicht wird sie noch für eine andere Soap entdeckt?), die andere fragt sich, wie sie beim Einparken denn die Außenspiegel einsetzen kann. „Ich guck' nie nach Spiegeln – außer zum Schminken“, sagt die 18-jährige Blondine Jill.

Der Ernstfall der Sendung ist Tatjana aus Köln. Die 51-Jährige hat zwar seit 21 Jahren den Führerschein, ist aber seit fünf Jahren nicht mehr gefahren. Ihr Mann hat sie nach eigenen Angaben angemeldet, weil die Versicherung verboten hat, dass seine Frau das Auto noch mal fährt – zu viele Unfälle. Kein Wunder, wenn man nicht weiß, welches Pedal wofür da ist: „Ich verwechsle Gas und Bremse“, sagt sie ganz nebenbei.

Der vorsichtige Fahrer Dogan aus Düsseldorf erzielt Sympathien

Ans Herz geht hingegen der „Angsthase“ Dogan aus Düsseldorf. Der 26-Jährige fährt immer sehr vorsichtig und langsam. Zu belasten scheint ihn, wie die Hobbypsychologen unter den Zuschauern schnell merken dürfen, dass sein Vater selbst Fahrlehrer ist und er es ihm unbedingt recht machen möchte. So sagt er nach der Bewältigung des Parcours: „Wenn mein Vater zufrieden ist, wenn er das sieht, bin ich es auch.“

Wenn viele Zuschauer dieses Zitat gegen Ende der Sendung noch gesehen haben, wird auch Vox zufrieden sein. Sollte dies nicht so sein, lag es zumindest nicht an der dramatischen Inszenierung durch Musikunterlegung und eine kommentierende Männerstimme. Sie haben ihr Bestes gegeben. Aber es täuscht nicht darüber hinweg, dass Vox die Sendung auch „Einschalten und einschlafen“ hätte nennen können.