Berlin. . Helmut Schmidt hat bei „Beckmann“ das Vorgehen des Oberlandesgerichts bei der Vergabe der Presseplätze im NSU-Prozess kritisiert. „Eine Lösung wäre gewesen, die Verhandlung des Gerichts zu übertragen in einen zweiten und einen dritten Saal.“ Dazu seien die Richter offenbar nicht schlau genug.
Immer noch ein Garant für klare Worte – und Zigarettenqualm: Altkanzler Helmut Schmidt hat das Vorgehen des Münchner Oberlandesgerichts bei der Vergabe der Presseplätze im NSU-Prozess kritisiert. Die Umstände bei der Platzvergabe seien „einigermaßen beschämend“, sagte Schmidt am Donnerstagabend in der ARD-Sendung „Beckmann“. „Eine mögliche Lösung wäre gewesen, die Verhandlung des Gerichts zu übertragen in einen zweiten und einen dritten Saal. Dazu sind aber offenbar unsere Richter nicht von sich aus schlau genug“, so der 94-Jährige.
Zugleich warnte der Altkanzler in der Talkrunde vor einem Zerfall Europas. „Die Europäer sind sich der Gefahren nicht wirklich bewusst. Das macht die Situation gefährlicher, als sie ohnehin schon ist.“ Europa betreibe „eine Politik des Durchwurschtelns“.
Größenwahnsinnige Finanzinstitute
Schmidt beklagte „enorme Versäumnisse“ der Politik in der Europäischen Union: „Wir haben viel zu schnell und viel zu viel Länder aufgenommen. Wir haben absolut versäumt, für eine gemeinsame Finanzpolitik zu sorgen. Und wir haben absolut versäumt, für eine Aufsicht der größenwahnsinnig gewordenen Finanzinstitute zu sorgen.“ Die Stimmung in Europa habe sich gewandelt, die Deutschen drohten zum Buhmann zu werden. „Nachdem Frau Merkel vorher allen Europäern Ratschläge gegeben hat“, so Schmidt, „sind diese jetzt auf dem Marsch, uns Ratschläge zu geben.“
Promi-Raucher aufgepasst!
Eigentliches Thema des Abends war allerdings weder Deutschland noch Europa. Geladen waren Schmidt und sein langjähriger Berater, der heute 82-jährige Sinologie-Professor Yu-Chien Kuan, um über Chinas Weg vom Entwicklungsland zum Wirtschaftsgiganten zu sprechen. Altkanzler Helmut Schmidt sieht in China die entscheidende Weltmacht des 21. Jahrhunderts. Bei „Beckmann“ berichtete er zudem über Begegnungen auf seiner letzten großen Reise ins Reich der Mitte, die der 94-jährige vergangenes Jahr unternahm. (dpa)