Berlin. Jan Ole Gersters mit Minimalbudget gedrehtes Kinodebüt “Oh Boy“ heimst auf Anhieb den Deutschen Filmpreis ein. Tom Tykwers als Favorit gestartetes 100-Millionen-Dollar-Drama “Cloud Atlas“ hat das Nachsehen. Als beste Schauspielerin wurde bei der Gala im Friedrichstadt-Palast Barbara Sukowa für die Titelrolle in Margarethe von Trottas Filmbiografie “Hannah Arendt“ geehrt.

Die Tragikomödie "Oh Boy" ist mit dem Deutschen Filmpreis 2013 ausgezeichnet worden. Das in schwarz-weiß gedrehte Kinodebüt von Jan Ole Gerster holte bei der Filmpreisgala am Freitagabend in Berlin außerdem fünf weitere Lola-Trophäen.

Als beste Schauspielerin wurde bei der Gala im Friedrichstadt-Palast Barbara Sukowa für die Titelrolle in Margarethe von Trottas Filmbiografie "Hannah Arendt" geehrt. Zum besten Schauspieler kürte die Deutsche Filmakademie "Oh Boy"-Hauptdarsteller Tom Schilling, der in dem Film einen melancholischen, scheinbar ziellos durch Berlin treibenden Studienabbrecher spielt.

"Cloud Atlas" gewinnt nur in Nebenkategorien

Auch die Preise für Regie, Drehbuch und Filmmusik gingen an "Oh Boy". Michael Gwisdek wurde für seine Rolle in dem Film außerdem als bester Nebendarsteller geehrt. Er setzte sich damit gegen seinen in der selben Kategorie nominierten Sohn Robert Gwisdek durch. Das mit neun Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangene Drama "Cloud Atlas" von Tom Tykwer und den US-Regisseuren Lana und Andy Wachowski gewann fünf Filmpreise, allerdings nur in Nebenkategorien.

Mit einer Silbernen Lola wurde in der Kategorie Spielfilm von Trottas "Hannah Arendt" ausgezeichnet. Die bronzene Spielfilm-Lola ging an das Kriegsdrama "Lore" von Cate Shortland. Als beste Nebendarstellerin nahm die Theater- und Filmschauspielerin Christine Schorn den Preis für ihre Leistung in "Das Leben ist nichts für Feiglinge" (Regie André Erkau) entgegen.

Goldene Lola für "Oh Boy"

Poetisch, melancholisch und wunderbar selbstironisch: Die in schwarz-weiß gedrehte Tragikomödie
Poetisch, melancholisch und wunderbar selbstironisch: Die in schwarz-weiß gedrehte Tragikomödie "Oh Boy" ... © dpa
... hat die Goldene Lola für den besten deutschen Film gewonnen. Doch das Kinodebüt von Jan Ole Gerster holte am Freitagabend im Berliner Friedrichstadt-Palast ...
... hat die Goldene Lola für den besten deutschen Film gewonnen. Doch das Kinodebüt von Jan Ole Gerster holte am Freitagabend im Berliner Friedrichstadt-Palast ... © dpa
... nicht nur den Deutschen Filmpreis in der Königskategorie. Neben dem Hauptpreis gingen fünf weitere ...
... nicht nur den Deutschen Filmpreis in der Königskategorie. Neben dem Hauptpreis gingen fünf weitere ... © dpa
... Trophäen an den kleinen, jazzigen Berlin-Film über einen in den Tag hinein lebenden Studienabbrecher.
... Trophäen an den kleinen, jazzigen Berlin-Film über einen in den Tag hinein lebenden Studienabbrecher. © dpa
Das mit neun Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangene ...
Das mit neun Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangene ... © dpa
... Reinkarnationsdrama
... Reinkarnationsdrama "Cloud Atlas" von Tom Tykwer und den Hollywoodregisseuren Lana und Andy Wachoswki holte ... © dpa
... immerhin fünf Lolas. Allerdings wurde der mit 100 Millionen Dollar teuerste deutsche Film aller Zeiten ...
... immerhin fünf Lolas. Allerdings wurde der mit 100 Millionen Dollar teuerste deutsche Film aller Zeiten ... © dpa
... ausschließlich in Nebenkategorien wie Schnitt, Kostümbild und Maskenbild ausgezeichnet. Vielleicht reagierte die Filmakademie mit dieser Zurückhaltung auf Kritik im Vorfeld. Der mit US-Unterstützung entstandene englischsprachige Film
... ausschließlich in Nebenkategorien wie Schnitt, Kostümbild und Maskenbild ausgezeichnet. Vielleicht reagierte die Filmakademie mit dieser Zurückhaltung auf Kritik im Vorfeld. Der mit US-Unterstützung entstandene englischsprachige Film "Cloud Atlas", in dem Stars wie Tom Hanks und Halle Berry mitspielen, sei gar kein "echter" deutscher Film, wurde vielfach beanstandet. © dpa
Die Preise in den wichtigen Kategorien von Regie und Drehbuch bis zu den Darstellerpreisen gingen alle an die Lowbudget-Produktion
Die Preise in den wichtigen Kategorien von Regie und Drehbuch bis zu den Darstellerpreisen gingen alle an die Lowbudget-Produktion "Oh Boy". Hauptdarsteller Tom Schilling ... © dpa
... nahm für seine Rolle des scheinbar ziellos in der deutschen Hauptstadt umherstreifenden knapp 30-jährigen Niko die Goldene Lola als bester Schauspieler entgegen.
... nahm für seine Rolle des scheinbar ziellos in der deutschen Hauptstadt umherstreifenden knapp 30-jährigen Niko die Goldene Lola als bester Schauspieler entgegen. © Getty Images
Der 71-jährige Michael Gwisdek wurde als desillusionierter Berliner Nachtschwärmer in
Der 71-jährige Michael Gwisdek wurde als desillusionierter Berliner Nachtschwärmer in "Oh Boy" zum besten Nebendarsteller gekürt. © Getty Images
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll", meinte der bereits vor Bekanntgabe des Hauptpreises völlig überwältigte Regisseur Gerster (Jahrgang 1978), als ... © Getty Images
... er für seinen Berlin-Film eine Lola nach der anderen entgegen nahm.
... er für seinen Berlin-Film eine Lola nach der anderen entgegen nahm. "Es ist ein sehr präziser und genauer Blick auf Berlin, so wie man ihn selten im Film sieht", hatte Schilling im dpa-Interview zum Filmstart die Faszination des Werks erklärt. "Die Schroffheit und Kargheit, die Einsamkeit der Stadt, das hat "Oh Boy" ganz gut gezeigt", so der Schauspieler. © dpa
Bereits zum dritten Mal und wieder für eine Rolle in einem Film von Margarethe von Trotta erhielt die 63-jährige Barbara Sukowa ...
Bereits zum dritten Mal und wieder für eine Rolle in einem Film von Margarethe von Trotta erhielt die 63-jährige Barbara Sukowa ... © Getty Images
... den Preis als beste Schauspielerin. Nach Ehrungen für
... den Preis als beste Schauspielerin. Nach Ehrungen für "Die bleierne Zeit" (1982) und "Rosa Luxemburg" (1986) holte Sukowa dieses Mal die Lola für die Titelrolle in "Hannah Arendt". Von Trottas Filmbiografie über die deutsch-jüdische Philosophin wurde außerdem mit der Silbernen Lola in der Kategorie Spielfilm ausgezeichnet. © dpa
Vergeben wurde erstmals auch wieder ein Publikumspreis, für den die Zuschauer unter den an der Kinokasse erfolgreichsten Filmen wählen konnten. Gewinner war Matthias Schweighöfer ...
Vergeben wurde erstmals auch wieder ein Publikumspreis, für den die Zuschauer unter den an der Kinokasse erfolgreichsten Filmen wählen konnten. Gewinner war Matthias Schweighöfer ... © Getty Images
... mit seiner Komödie
... mit seiner Komödie "Schlussmacher", die nicht auf der offiziellen Nominierungsliste der Deutschen Filmakademie war. "Krass!", freute sich Schweighöfer. © Getty Images
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Zum besten Kinderfilm wählten die Mitglieder der Filmakademie "Kaddisch für einen Freund" von Leo Khasin über die Freundschaft zwischen einem palästinensischen Jugendlichen und einem alten Juden aus Russland. Als bester Dokumentarfilm wurde "More Than Honey" von Markus Imhoof über die weltweit bedrohten Bienenvölker ausgezeichnet.

Mehr Unterstützung für deutsche Filme gefordert

Der 70 Jahre alte Regisseur Werner Herzog ("Aguirre, der Zorn Gottes", "Fitzcarraldo") wurde bei der von Mirjam Weichselbraun moderierten Gala für sein Lebenswerk geehrt. Der Deutsche Filmpreis ist mit insgesamt fast drei Millionen Euro Preisgeld die höchstdotierte Kulturauszeichnung Deutschlands.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) forderte von ARD und ZDF mehr Unterstützung für den deutschen Film. Der Kinofilm gehöre zur Kultur, die in die Grundversorgungspflicht der öffentlich-rechtlichen Sender falle - und zwar nicht als Sahnehäubchen für die Nachtstunden, sondern als Hefe im Teig, sagte Neumann. Er stellte sich damit hinter eine Resolution der deutschen Filmwirtschaft. (dpa)