Essen. Für ihre neue Gameshow haben Christian Ulmen und Tele 5 vorab eine Menge Prügel eingesteckt. Die Premiere zeigt: „Who wants to fuck my girlfriend?“ ist kein sexistischer Skandal, sondern eine Sendung, deren satirisches Konzept nicht so recht aufgehen will. Diesmal verwandelt sich die Fremdscham nicht in Lacher.
War das nun gutes Timing? Oder denkbar schlechtes? Die Ankündigung von „Who wants to fuck my girlfriend?“ platzte mitten hinein in die Sexismus-Debatte um Rainer Brüderle. Vielleicht erklärt das die wütenden Reaktionen, die Christian Ulmen und seinem Team schon vor der ersten Folge entgegenschlugen. Sexismus war noch der harmloseste Vorwurf unter den Hunderten Facebook- und Twitter-Einträgen zur Show. „Menschenverachtend“ sei das Ganze, „frauenfeindlich“, „Zwangsprostitution“. Und einiges mehr.
Ulmen selbst war am wenigsten überrascht. „Ich hätte es verstörender gefunden, wenn es keinen Protest gegeben hätte“, sagte der Moderator kürzlich in einem Interview. Dabei ist „Who wants to fuck my girlfriend?“ so dick aufgetragen, dass im Grunde nur noch Komparsen fehlen, die Pappschilder mit der Aufschrift „Satire!“ ins Bild halten. Der Witz fängt schon im Studio an, das Gottschalks antike „Na sowas!“-Kulisse imitiert und den Original-Jingle gleich mitliefert. Das Setting passt nebenbei gut zur 80er-Jahre-Sprache von Moderator Uwe Wöllner („Mich laust der Affe!“, „Ich glaub', mein Schwein pfeift!“).
Kandidaten schicken ihre Freundinnen auf den Strich - zum Test
Wöllner ist eine von Ulmens langjährigen Lieblingsfiguren: ein arbeitsloser Fernsehjunkie, dessen Lebenserfahrung sich aus Reality-Shows von der „Supernanny“ bis zum „Bachelor“ speist. Was für eine Sendung würde ein solcher Mensch selbst gerne moderieren, das war die Frage. Die Antwort: sowas wie „Who wants to fuck my girlfriend?“ wahrscheinlich.
Das Konzept ist simpel: Zwei Männer treten in einer Stellvertreter-Gameshow gegeneinander an. Dabei geht es eigentlich um ihre Freundinnen. Die müssen sich vor versteckter Kamera bei fremden Männern anbiedern. Das fängt beim harmlosen Flirt im Café an und endet bei simulierten Verhandlungen auf dem Strich. Wer die meisten Angebote erhält, gewinnt. Die Kandidatinnen sind eingeweiht, die „Passanten“ nicht. Laut Ulmen blamieren sich vor allem die Männer.
Peinliche Momente bei "Who wants to fuck my girlfriend"
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Das war bei der gestrigen Premiere schwer zu überprüfen. Zum Start gab es eine Planänderung. Wegen der Proteste stellte Tele 5 der Sendung eine satirische „Entschuldigung“ voran, die die sensible Figur des Uwe Wöllner erklärte. Außerdem startete die Show mit einem Special. Statt heterosexueller Paare konkurrierten vier „Lesbierinnen“ (Wöllner) miteinander. An peinlichen Momenten mangelte es auch so nicht.
Das galt besonders für eine fingierte Marktforschungs-Umfrage zum Thema Sex. Die Aufgabe der Kandidatinnen lautete, ihr Gegenüber zu „erotisieren“. Dass sämtliche Passantinnen offensichtlich heterosexuell waren, machte die Sache nicht einfacher. Und auch nicht lustiger. Die kruden Anmachen („Fänden Sie es erotisch, wenn ich jetzt meine Beine spreizen würde?“) offenbarten die Hauptschwäche der Sendung – gerade im Vergleich zu älteren Ulmen-Shows. Seine eigenen Figuren sind absurd genug, um Fremdscham in Lacher zu verwandeln. Bei „Who wants to fuck my girlfriend?“ bleibt die peinliche Berührung, weil die jeweiligen Situationen zu realistisch sind.
„Resteficken“-Rubrik in der Wöllner-Show
Ein Beispiel: In der geschmacklos benannten „Resteficken“-Rubrik besuchen die Kandidatinnen um drei Uhr morgens eine Bar, in der die verbliebenen Gäste so einsam aussehen, als seien sie direkt aus Edward Hoppers „Nighthawks“-Gemälde herausgestiegen. Jeder wartet noch auf die Freundin, die „sich nur verspätet hat“ und „sicher gleich kommt“.
Hier übernimmt Ulmens Show – bewusst oder unbewusst – die Bloßstellungs- und Spannerperspektive, die sie eigentlich kritisieren will. Am Ende ist „Who wants to fuck my girlfriend?“ kein sexistischer Skandal, sondern eher eine Sendung, deren satirisches Konzept nicht so recht aufgehen will. Da ist man mit ein paar alten Folgen von „Mein neuer Freund“ besser bedient.