Saarbrücken. . Premiere am „Tatort“: Devid Striesow ist humorig. Er ist ganz klar der Star. Bei der Entwicklung seines Charakters scheinen sich die Autoren Lars Montag und Dirk Kämper sowie Regisseur Hannu Salonen allerdings verausgabt zu haben. Sein Team bleibt blass bis nervig.
Mit Kopfhörern, Gummistiefeln und kurzer Hose kauft Jens Stellbrink (Devid Striesow) Klobürste, Schrubber und Putzzeug im Baumarkt für seine neue Wohnung in Saarbrücken. Die Kombination ist gewagt und scheint vom Witz und Slapstick her dem alten erfolgreichen „Tatort“-Team aus Münster in Zukunft Konkurrenz machen zu wollen.
Der Neue kommt ein wenig esoterisch daher. Macht Yoga, trägt gerne thailändische Wickelhosen, kommuniziert mit seinem Unterbewusstsein und lässt Körperteile von sich sprechen. Und auch, wenn er in der ersten Szene zunächst Mama anruft, tritt er seinen neuen Job in Saarbrücken energiegeladen und hochmotiviert an.
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So muss er seinen ersten Fall lösen, bevor er seinen Schreibtisch korrekt im Büro ausgerichtet und die nötigsten Dinge ausgepackt hat. Im Baumarkt entdeckt Stellbrink ein elternloses Mädchen, das von drei Arabern verfolgt wird. Nach einigem hin und her erlangt Stellbrink das Vertrauen des Kindes und flüchtet. Mit Unterstützung von Stellbrinks Kollegin Lisa Marx (Elisabeth Brück) können die brutalen Verfolger auf Distanz und Stellbrink und das Kind „Melinda“, Sonntag, ARD, 20.15 Uhr, zunächst in Sicherheit gebracht werden.
Überzogene Klischees
Der Star in diesem „Tatort“ ist ganz klar Devid Striesow. Bei der Entwicklung seines – durchaus gelungenen – Charakters scheinen sich die Autoren Lars Montag und Dirk Kämper sowie Regisseur Hannu Salonen allerdings so verausgabt zu haben, dass sie Geschichte und den Rest des Teams sträflich vergessen haben.
TatortGegen Striesow wirkt Elisabeth Brück blass, und Staatsanwältin Nicole Dubois (Sandra Steinbach) nervt durch ihre überzogenen Klischee besetzten Auftritte.
Entwicklungspotenzial ist vorhanden
Das Team hat ein gehöriges Entwicklungspotenzial. Und damit genau das, was dem alten Duo Maximilian Brückner und Gregor Weber vor ziemlich genau einem Jahr von Christian Bauer, beim SR redaktionell für den „Tatort“ zuständig, abgesprochen wurde. Überraschend nicht nur fürs Publikum, sondern auch für die beiden Darsteller hatte Bauer im Januar 2012 erklärt: „Die Story dieses ungleichen Paares Franz Kappl und Stefan Deininger ist aus unserer Sicht jetzt zu Ende erzählt“. Und die beiden in Rente geschickt.
Nachvollziehbar war das damals nicht. Denn durchschnittlich sahen achteinhalb Millionen Menschen zu, wenn Kappl und Deininger ermittelten. Mit diesen Werten lagen die Beiden im Ranking der 16 Tatort-Kommissariate auf Platz sieben.
Jetzt also Striesow. Bei allen Mängeln dieser Premiere wird aber eines klar: Nach den eher düsteren Filmen „Hilflos“, „Heimatfront“ und „Verschleppt“ wird‘s beim SR in Zukunft humorig.