München . Die ARD wagt sich mit “Das Ernste“ an eine neue Satireshow. Darin sollen Politiker, Prominente und auch die ARD selbst parodiert werden, ohne dabei jedoch der “heute-show“ des ZDF Konkurrenz machen zu wollen. Kabarettist Florian Schroeder ist das Gesicht der Sendung.

Die neue Satire- und Parodieshow "Das Ernste" in der ARD setzt ganz auf Parodien. "Alle Einspieler sind von uns selbst gemacht. Wir nutzen gar keine Ausschnitte aus anderen Sendungen, denn das gibt es ja schon", sagte Kabarettist Florian Schroeder der Nachrichtenagentur dapd.

Als eine verspätete Konkurrenz zur "heute-show", die bereits seit 2009 im ZDF läuft, sieht der 33-Jährige das neue Format nicht. Zwar arbeite sich auch "Das Ernste" hauptsächlich an der aktuellen Politik ab, sagte Schroeder. Dennoch unterscheide sich die Machart der Show grundsätzlich von der ZDF-Sendung. Für ihn sei "Das Ernste" eher eine Ergänzung. "Wir sind alle große "heute-show"-Fans", betonte Schroeder.

Kein Vorbild für "Das Ernste"

Das fünfköpfige Ensemble um Nachrichtensprecher Schroeder und seine Kollegen Thomas Nicolai, Marti Fischer, Sara Kelly-Husain und Antonia von Romatowski schlüpft komplett verkleidet in die jeweiligen Rollen und parodiert Politiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) oder Prominente wie den Designer Harald Glööckler. In der ersten Folge werden zudem Bundespräsident Joachim Gauck, Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) oder die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth veralbert.

Die ARD strahlt die Pilotfolge in der Nacht zum Freitag (21. Dezember, 0.00 Uhr) im Anschluss an Dieter Nuhrs satirischen Jahresrückblick aus. Ein Vorbild für "Das Ernste" habe es nicht gegeben, sagte Schröder. Als Grundlage dienten "nur die 'Tagesthemen' und das satirische Potenzial aller, die dort auftreten".

Keine Schläge unter die Gürtellinie

Im ZDF hatte Oliver Welke Anfang November bereits die 100. Ausgabe der "heute-show" präsentiert. Die an die US-Sendung "The Daily Show with Jon Stewart" angelehnte Nachrichtensatire wurde mehrfach ausgezeichnet. Die ARD wagt sich nun 25 Jahre nach "Rudis Tagesshow" mit Rudi Carrell wieder an ein solches Format.

Florian Schroeder begeistert im Trigon

Florian Schroeder bringt es auf den Punkt.
Florian Schroeder bringt es auf den Punkt. © WAZ
Florian Schroeder schlüpft in verschiedne Rollen....
Florian Schroeder schlüpft in verschiedne Rollen.... © WAZ
und hat sichtlich Spaß dabei, ....
und hat sichtlich Spaß dabei, .... © WAZ
wenn es dem Publikum gefällt.
wenn es dem Publikum gefällt. © WAZ
Florian Schroeder setzt die Pointen an der richtigen Stelle.
Florian Schroeder setzt die Pointen an der richtigen Stelle. © WAZ
1/5

Die Kriterien für einen "Auftritt" in seiner Sendung seien klar definiert, sagte Schroeder: "Man sollte prominent genug sein, halbwegs charismatisch und in der Öffentlichkeit schon mal den einen oder anderen denkwürdigen Satz gesagt haben." "Das Ernste" sei bissig, gehe aber nicht unter die Gürtellinie. "Der Humor ist schon schwarz und respektlos", sagte Schroeder. Auch die ARD bekomme ihr Fett weg. "Das Erste hat ja gerüchteweise sehr viele Talkshows. Wir machen den ultimativen Sparvorschlag: Alle fünf Moderatoren treffen sich jeden Abend für fünf Stunden und reden nur noch mit sich selbst." Der Sender habe dem Team keine Vorgaben gemacht: "Die ARD hat uns überhaupt nicht reingeredet, sondern eher zusätzliche Ideen geliefert."

Comeback von Jo Brauner

Gedreht wurden die Moderationen im "Tagesthemen"-Studio der ARD. "Es wurde unser Hintergrund eingeblendet und ich stand an dem echten 'Tagesthemen'-Sprecher-Tisch. Das war erhebend", erzählte Schroeder, der als Anchorman das Gesicht der Sendung ist. Auch von der Zusammenarbeit mit Ex-"Tagesschau"-Sprecher Jo Brauner, der Nachrichtenblöcke mit kuriosen Kurzmeldungen präsentiert, zeigte er sich begeistert: "Wenn er neben mir die Kurznachrichten gelesen hat, hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, ich sei wieder zehn Jahre alt - einfach, weil ich mit dieser Stimme groß geworden bin."

Die späte Sendezeit sieht Schröder nicht als Nachteil. Für die Pilotfolge sei es absolut angemessen, "im Schutz der Nacht" zu laufen. "Formate müssen sich entwicklen, die Zuschauer müssen sich daran gewöhnen", sagte Schroeder. "Man kann sich langsam nach vorne arbeiten. Und wenn man gleich um 20.15 Uhr läuft - was soll da noch kommen? Ich spüre Rückenwind aus der ARD und das ist toll." (dapd)