„Tatort“-Ermittler Axel Prahl findet sich "ziemlich uneitel“
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Münster. . Der „Tatort“ aus Münster wird am Sonntag zehn Jahre alt. Er ist der erfolgreichste deutsche Krimi, und Axel Prahl und Jan Josef Liefers sind das beliebteste Ermittler-Duo. Warum das so ist und warum sich die beiden besser verstehen, wenn die Kamera aus ist, verrät Axel Prahl im Interview.
Der Münster-„Tatort“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) feiert Geburtstag. Der erfolgreichste deutsche Krimi wird zehn Jahre alt. Das Publikum liebt das Ensemble um die Kultfiguren Thiel und Boerne. Mit Axel Prahl, der sich vor der Kamera stets mit Jan Josef Liefers beharkt, sprach Jürgen Overkott.
Sie haben gerade eine erfolgreiche Musik-Tournee hinter sich gebracht. Rocken Sie bald auch im „Tatort“?
Axel Prahl: Nee. Das haben Krug und Brauer früher schon gemacht, das reicht.
Im vorigen Jahr war für Sie richtig Musik drin mit vier Auszeichnungen. Jetzt wird der „Tatort“ in Münster zehn Jahre alt. Könnte man sagen, zehn Jahre sind genug?
Prahl: Könnte man sagen. (Pause) Der Konjunktiv ist ja nie verkehrt.
Der „Tatort“ aus Münster ist eine Typen-Komödie: Das Publikum erkennt Thiel und Boerne sofort wieder, aber die Figuren entwickeln sich kaum. Stört Sie das manchmal?
40 Jahre Tatort
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Prahl: Na ja, ich weiß nicht, wie sich solche Typen entwickeln sollen. Denn wir haben eine tolle Dramaturgie, die auf einem Dauerkonflikt zwischen den beiden beruht. Stellen Sie sich vor, Thiel würde irgendwann mal Boerne, und Boerne Thiel. Das wäre doch auch grauenvoll.
Die beiden streiten sich auch in der aktuellen Folge sehr lustvoll . . .
Prahl: . . . und das ist das, was den Zuschauer immer sehr reizt. Und am Ende machen wir uns nichts vor: Das Ganze ist eine (er betont) Unterhaltungssendung. Der Zuschauer möchte schon einen guten Kriminalfall haben – da ist es bei uns manchmal ein bisschen dünn, wie ich finde – aber ansonsten entspannte Sonntagabend-Unterhaltung. Das machen wir, und da geben uns die Quoten ja auch Recht.
Viele Zuschauer wollen keine Gewalt im Fernsehen haben und schätzen den hohen Comedy-Anteil des Münster-„Tatortes“.
Prahl: Gewalt ist häufig nur die Eskalation einer Situation, und dabei entstehen Aktionen, die oft unfreiwillig komisch sind (holt Brötchen aus dem Ofen). Gewalt und Komik sind also gar nicht so weit voneinander entfernt.
Konflikt und Komik auch nicht. Das Paar Thiel und Boerne erinnert mich an Walter Matthau und Jack Lemmon in „Männerwirtschaft“. War das ein Vorbild für Sie?
Prahl: Die Figuren sind von dem Autoren-Duo Hinter und Cantz erfunden worden. Sie sind von vornherein auf Konflikt angelegt, der eine aus dem proletarischen Bereich, der andere aus dem akademisch-versnobten. Vielleicht ist der Konflikt zwischen den beiden genau das, was das Schreiben lustvoll macht.
Tatort-Ausstellung
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„Lieber einen Freund verlieren...“
Wie läuft es zwischen Jan Josef Liefers und Ihnen, wenn die Kamera nicht mehr läuft?
Prahl: Großartig. Wir sind nicht nur befreundet, sondern wir haben einen sehr ähnlichen Humor, so einfach und so leicht. Dann macht es einfach Spaß, sich gemeinsam Dinge zu erdenken. Und: Wir beide sind ziemlich uneitel. Natürlich muss man aber schon für seine Figur eitel denken – vor allem Herr Boerne. Lieber einen guten Freund verlieren als eine Pointe.
Wer im Publikum reagiert stärker auf Sie – Männer oder Frauen?
Prahl: Frauen haben meistens das Heft in der Hand und vor allem die Fernbedienung am Sonntagabend. Deshalb bekommen wir tendenziell mehr Zuspruch von Frauen.
Und im wirklichen Leben?
Prahl: Ich erinnere mich daran, dass Jan Josef bei einem Chirurgenkongress war und dort sehr unterhaltsam durch den Abend geführt hat. Dort war der Zuspruch sehr groß.
Die Polizisten und der Kommissar
Wie beurteilen real existierende Polizisten Ihren Job?
Prahl: Polizisten fühlen sich gut unterhalten und sind vor allem sehr froh über Thiels humoristische Abgrenzung zur Realität. Polizisten frotzeln ja auch über die oft schrecklichen Dinge, die sie erleben, einfach um das Zeug zu verarbeiten. Sonst kommt man irgendwann in Bereiche, die einen zu sehr tangieren.
Nun ist Thiel eine markante Rolle. Haben Sie manchmal das Gefühl, zu sehr darauf festgelegt zu werden?
Prahl: Nein, ich konnte bisher immer wieder nebenher schöne Sachen machen. Die Identifikation auf der Straße findet natürlich schon hauptsächlich über Hauptkommissar Thiel statt.
Haben Sie zwei Visitenkarten in der Jackentasche – eine für Herrn Prahl und eine für Herrn Thiel?
Prahl: Sie werden lachen: Ich habe überhaupt keine Visitenkarte. Und wer mich erreichen will, findet Mittel und Wege, mich zu kontaktieren.
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