Kamen. . Auf den ersten Blick mag es erstaunen: Kommissar Faber und der neue Dortmund-Tatort kommen nicht bei allen Dortmunder Polizisten gut an. Einige haben bei der zweiten Folge schon gar nicht mehr eingeschaltet. Aber dafür gibt es Gründe, wie Dortmunds Polizeisprecher Wolfgang Wieland erklärt.

Vergangenen Sonntag in der ARD: Zum zweiten Mal ermittelt das Dortmunder Team im „Tatort“. Der Krimi zur besten Sendezeit prägt das Bild, das Rest-Deutschland vom Ruhrgebiet und von seiner Polizei hat. Aber: Die Arbeit der echten Dortmunder Polizei nach außen darzustellen – das ist der Job eines Kameners. Wolfgang Wieland leitet die Pressestelle des Präsidiums. Ein Gespräch mit ihm darüber, wie er denn die Dortmunder TV-Beamten findet, endet überaus flott. Denn die guckt er schon nicht mehr.

Die erste Folge hat er sich noch angesehen – nicht zuletzt, weil ihn die Schauplätze interessierten. Und selbst wenn mal die Frage außen vor bleibt, wie wirklichkeitsgetreu das denn alles sei: „Selbst unter dem Unterhaltungsaspekt“, sagt Wieland, könne ihn das Geschehen um Hauptkommissar Peter Faber nicht begeistern. Ganz im Gegenteil – Wieland erinnert sich an einen Taubenzüchter aus Folge eins, dessen „sehr aufgesetztes Ruhrpottlerisch“ ihm sauer aufstieß. „Wie der sich da einen rausgedrückt hat“ – nee, das sei nichts für ihn. Und wenn ein gebürtiger Gütersloher das schon feststellt! Der 58-jährige begann seine Laufbahn in Köln, seine Frau stammt aus Bergkamen, 1978 zog das Paar nach Kamen, weil es da eine Wohnung gefunden hatte. Er lebe gern in der Stadt, sagt Wieland – „würde aber auch woanders hin gehen“.

Dienstwaffe in der Schreibtischschublade? Das gibt's in der Realität nicht

Und es gibt noch einen in der Dortmunder Polizei-Pressestelle, der täglich von Kamen aus zur Arbeit in die Nachbarstadt pendelt: Kim Ben Freigang. Anders als sein Chef Wieland wuchs der 41 Jahre alte Beamte in Kamen auf – und anders als Wieland hat Freigang auch den zweiten „Tatort“ aus Dortmund über sich ergehen lassen. „Sehr verhaltensoriginell“, lautet Freigangs diplomatisches Urteil über den Krimi-Kommissar Faber. Ungewöhnliche Charaktere gebe es zwar auch unter den real Dienst tuenden Kollegen – aber derart durchgeknallt wie auf dem Bildschirm? Eher nicht. Dass ein Ermittler, der zwischendurch immer mal vom nächstbesten Dach springen möchte, der Dramaturgie geschuldet ist, lässt der Polizeisprecher dabei noch durchgehen.

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Den Kopf schüttelt er dann aber spätestens, wenn der TV-Polizist einen Zeugen beleidigt oder eine Beamtin ihre Dienstwaffe aus der Schreibtischschublade holt, wo sie vermutlich zwischen Kugelschreibern und einem vergessenen Butterbrot auf ihren Einsatz gewartet hat. Tatsächlich, damit das klar ist, liegt solch eine Waffe auf dem Dortmunder Polizeipräsidium da, wo sie hin gehört: In der Waffenkammer. Weggeschlossen.

Unfälle mit Todesopfern sind nicht witzig

Und klar ist natürlich auch: Der Alltag im Gebäudekomplex an der Markgrafenstraße in Dortmund ist nicht so aufreibend wie der im „Tatort“. Wenn Wieland, Freigang oder ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Pressestelle auf dem Bildschirm auftauchen – oft ist das im Regionalfernsehen des WDR der Fall –, „dann ist alles ungeschminkt und natur“, lacht Freigang. Der muss zum Beispiel vor die Kamera, wenn es im Autobahnkreuz gekracht hat. Er gibt zu: „Etwas knöchern“ könne das wirken. Aber wen wundert’s: Es ist eben weder witzig noch besonders spannend noch sonst wie unterhaltsam, wenn sich einer hinstellt und erklären muss, da und da hat es einen üblen Unfall gegeben – im schlimmsten Fall mit Todesopfern.

Der zweite Dortmund-"Tatort"

Im zweiten Dortmund-
Im zweiten Dortmund-"Tatort" ermittelt Kommissar Faber (links)...
...mit seinem Team in der Dortmunder Nordstadt. Faber hat weiterhin...
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...unkonventionelle Ermittlungsmethoden. In der Nordstadt...
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...ist ein Drogendealer ermordet worden. Der "Tatort" behandelt Themen wie Arbeiterstrich,...
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...die Ehefrau eines Polizisten in der Prostituierten-Szene...
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und Faber und Bönisch suchen eine Zeugin des tödlichen Schusses. Der Zuschauer rätselt auch, ob...
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...ein Streifenpolizist in den Fall verwickelt ist.
...ein Streifenpolizist in den Fall verwickelt ist.
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Und bei welchem „Tatort“ entspannen sich die Dortmunder Polizeisprecher am liebsten? Wieland und Freigang sind sich einig: Münster. Der nehme sich nicht so ernst, wirke eher ironisch. Das richtige (Polizei-) Leben ist ja hart genug.