Düsseldorf. . NRW-Regierungschefin Hannelore Kraft und ihre Minister diskutierten mit jungen Leuten im Essener Ideenpark. Bei der „Jukon12“ ging um unsere Zukunft und wie wir sie gestalten.

Ganz hinten, an der Rückseite des Saales, prangt in riesigen Lettern das Landes-Logo NRW, weiter vorn ist die Nachwuchs-Elite versammelt. Beides fügt sich hier und heute gut zusammen, denn die sechs Sieger von „Jugend forscht“ stammen ausnahmslos aus Nordrhein-Westfalen. Die einzige Frau in der ansonsten lupenreinen Männerrunde weiß um den werbewirk­samen Effekt solcher Bilder: Hannelore Kraft, die Ministerpräsidentin, hat für einen Tag ihren Dienstsitz an die Ruhr verlegt. Sie und ihr Kabinett wollen mehr darüber erfahren, wie Jugendliche morgen leben, lernen und arbeiten wollen.

Plattform der „JUKON12“, der ersten Jugendkonferenz der Landesregierung, ist der Ideenpark in der Essener Messe. Das „Gipfeltreffen für Technik und Bildung“, so die Werbung, wird auch zum Brennpunkt für drängende Zukunftsfragen junger Leute zwischen 16 und 23. Seit Wochen diskutiert die Online-Community über neue Energiequellen und Mindestlohn, über Chancengleichheit oder die Frage, wie man „besser“ und in Würde alt werden kann. In mehr als 3000 Beiträgen haben die 300 User ihre Ideen gepostet.

Drei Jahre und ein Schmetterling

Die Projekte der prämierten Jungforscher kommen exotisch daher. Fabian und Simon etwa haben für ihren Sonderpreis Chemie ein magnetisches ­Eiweiß entwickelt, was Kraft zu der Frage verleitet: „Wie kommt man da drauf?“ Niklas hat ein selbst gesteuertes Bobby-Car gebaut, das sogar Verkehrszeichen erkennt. Simon hat drei Jahre lang einen Schmetterling erforscht, und das allgemeine Gemurmel im Publikum bringt ihn zu der Klarstellung, dass auch künftige Wissenschaftler ein normales Leben führen: „Man ist nicht vollzeitabwesend.“

Ungewollt leitet Professor Karl-Heinz Brandenburg die Zuhörer zu einem heftig umstrittenen Punkt, nicht nur bei Anhängern der Piratenpartei: „Freiheit und Eigentum im Internet: alles gratis und zwar für alle?“ Die Meinungen sind geteilt. Brandenburg lehrt an der Universität Ilmenau und ist Miterfinder des Dateiformats für MP3-Player. Ob ihn das reich gemacht habe, will jemand wissen. „Ich konnte mir ein Haus bauen, ohne einen Kredit aufzunehmen“, antwortet er. Kraft nickt. Auch sie hat im Interview die Überzeugung vertreten, geistiges Eigentum müsse geschützt werden.

Politiker als Zuhörer, nicht als Redner

Die acht Minister aus Düsseldorf sind mehr als Zuhörer denn als Volksredner gefragt. Zum Beispiel Sylvia Löhrmann, grüne Ressortchefin für Schule. Mit 800 Einträgen wurde „Zukunft der Schule“ im Internet am meisten gepostet. Noch immer erregt das Turbo-Abi am achtjährigen Gymnasium viele ­Gemüter. Aber auch über Sinn und Unsinn von Noten wird heftig diskutiert. Oder über Schuluniformen. Die einen sehen darin eine Stärkung des Gemeinschaftsgefühls, für andere sind sie Teufelszeug und ein Verstoß gegen Individualität. In einer spontanen Abstimmung im Plenum spricht sich eine klare Mehrheit gegen Uniformen aus.

Wie fühlt sich der Ideenpark an?

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    Dass 250 der Teilnehmer von ­diversen Organisationen wie dem Landesjugendring ausgewählt wurden, stört Hannelore Kraft nicht. Sie seien vor Ort wichtige Multiplikatoren, sagt sie der WAZ. Außerdem sei die Diskussion an keiner Stelle partei­politisch abgerutscht. Der Abschlussbericht, verspricht sie, werde im Landeskabinett beraten.

    Auch Ministerin Löhrmann sieht die Kon­ferenz als „wichtigen Impulsgeber“ für die Regierung. Viele Jugendliche hätten auch begriffen, dass es in der Politik „keine einfachen Lösungen gibt und man mit Schwarz-Weiß-Malerei nicht weiterkommt“.

    „Hoffentlich keine Show“

    Im Workshop Schule verfolgt ­Do­rothee Padberg die Diskussion. Durch die großen, runden Fenster fällt der Blick auf den Ideenpark, der auch am letzten Ferientag gut besucht ist. Die 21-Jährige absolviert ein freiwilliges soziales Jahr in einer Erziehungsberatungsstelle für Eltern und Kinder.

    Der Thyssen-Krupp IdeenPark

    Der Thyssen-Krupp IdeenPark
    Der Thyssen-Krupp IdeenPark © WNM
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    Es wäre gut, sagt sie, wenn die eine oder andere Idee der „JUKON“ von der Politik aufgenommen würden. Neben ihr sitzt Marco Nüchel, Lehramtsstudent in Aachen. Auch er lobt die Konferenz, ist gespannt, was daraus wird. „Ich hoffe“, sagt er, „dass es am Ende keine Show-Veranstaltung war.“