Essen. . 1997 haben Dietmar Bär, Klaus J. Behrendt und Joe Bausch auf den Philippinen einen Tatort gedreht. Dabei ging es um Kinderprostitution, Sextourismus, Entführung und Mord. Nach dem Dreh gründen die Schauspieler einen Hilfsverein. Eine Erfolgsgeschichte. Der Tatort wird im Fernsehen wiederholt.
Angel-Grace, ein kleines, fünfjähriges philippinisches Mädchen, wird von ihrem Stiefvater vergewaltigt. Nach Jahren der Tortur offenbart sie sich ihrer Mutter. Aus Angst, den Familienernährer zu verlieren, droht die Mutter. Angel-Grace solle keine weiteren Lügengeschichten erzählen. Das Kind flieht, lebt auf der Straße, bettelt. Mit elf Jahren bietet ihr ein Zuhälter einen Job an. Der Lohn: Hamburger und Getränke. Die Gegenleistung: ausländische Sextouristen befriedigen.
Angel-Grace ist kein Einzelfall. Heute lebt die junge Frau in einem Heim der Kinderrechtsorganisation Preda. Zusammen mit 56 weiteren Leidensgenossinnen. Dieser Zufluchtsort in Angeles, 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt Manila, wurde mit prominenter deutscher Unterstützung finanziert.
1997 kommen Dietmar Bär, Klaus J. Behrendt und Joe Bausch zu Dreharbeiten für ihren Tatort „Manila“, (Wiederholung am 9. Mai, WDR, 20.15 Uhr) in den südostasiatischen Staat. „Erstmals widmete sich ein deutscher Unterhaltungskrimi einem brisanten entwicklungspolitischen Thema“, erinnert sich Dietmar Bär.
Zutiefst berührende Geschichte um Kinderprostitution
Regisseur Niki Stein erzählt eine zutiefst berührende Geschichte um Kinderprostitution, Sextourismus, Entführung und Mord. Doch die Realität vor Ort war wesentlich härter als die Vorstellungskraft des Drehbuchautors. „Wir wurden mit fürchterlichen Eindrücken beschossen“, sagt Bär. Schon während der Dreharbeiten kam dem Trio der Gedanke, ihre „Prominenz einzubringen“, um den Kindern am anderen Ende der Welt langfristig zu helfen.
1998 gründeten die drei den Verein „Tatort – Straßen der Welt“, der heute, 14 Jahre später, zu einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte geworden ist. Mit finanzieller Unterstützung vom Tatort-Team wird inzwischen an einem zweiten Mädchenhaus gebaut, eine Jungenunterkunft ist in Planung.
Verein setzt sich auch für die Rechte der Knastkinder ein
Seit 2005 setzt sich der Verein für die Rechte der Knastkinder ein. „Rund 20 000 Minderjährige sind auf den Philippinen im Gefängnis, viele unschuldig oder wegen Bagatellen“, sagt Bär. Die Zustände seien grauenhaft: „Sie sind hungrig, krank, ohne Betten, ohne Kleidung. Sie vegetieren in Käfigen, werden manchmal drangsaliert und gequält. Nicht nur von erwachsenen Mitgefangenen, sondern auch von Wärtern“. Bär und seine Kollegen setzen sich für die Befreiung der Kinder ein.
Obwohl der Fokus der Vereinsarbeit weiter in Manila bleibt, wendet sich der Verein neuen Aufgaben zu. „Für eine Spende von 100 Euro stellen wir in Köln armen „I-Dötzchen“ eine Schul-Ausstattung im Wert von ca. 250 Euro zur Verfügung“, sagt Bär. „Der Verein ist ein gutes kleines Boot, dass so manche Stürme in den Weltmeeren gemeistert hat“, so der Schauspieler.