Essen. . Freddy Schenk und Max Ballauf versuchen, den Mord an einem aus dem Rhein gefischten Mädchens aus Leipzig aufzuklären. Die Kölner Kommissare ermitteln deshalb am Osterwochenende in Sachsen - in zwei miteinander verbundenen Folgen. Für die ARD ist das eine Premiere und ein gelungenes Experiment.

„Taxi nach Leipzig“ hieß im November 1970 die erste Tatortfolge, die über die deutschen Bildschirme flimmerte. Eine Art „Taxi nach Leipzig“ ist in der jüngsten Folge auch wieder unterwegs: In geheimer Ermittlungsmission chauffiert Freddy Schenk (Dietmar Bär) seinen Kollegen Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) nach Sachsen, um den Mord an einer aus dem Rhein gefischten Leiche eines Straßenmädchens aus Leipzig aufzuklären. Genau wie vor 40 Jahren handelt es sich um eine Premiere. Zwei Ermittlerteams gehen über die Osterfeiertage in zwei miteinander verbundenen Tatortfolgen auf Mörderjagd.

Am Sonntag läuft die Leipziger Ausgabe „Kinderland“. Am Montag wird die Fortsetzung aus Köln „Ihr Kinderlein kommet“ ausgestrahlt. Beide ARD, jeweils 20.15 Uhr.

Für Straßenkinder von Köln nach Leipzig

„Geballte Tatort-Power“, verspricht ARD-Programmdirektor Volker Herres seinen Zuschauern. Herausgekommen ist die Maxi-Ausgabe dieses Kultkrimis, der erstmals eine Geschichte über zweimal 90 Minuten erzählen darf.

Mit Drehbuchautor Jürgen Werner und Regisseur Thomas Jauch haben die ARD-Verantwortlichen das richtige Team für diese Herausforderung gewonnen. Es geht um Straßenkinder in Deutschland, um junge Mädchen, die sich prostituieren, um überleben zu können. Um Kinder, die eines Tages einfach verschwinden. Vielleicht als Leiche irgendwann wieder auftauchen. Natürlich kann man die Problematik mit der für das „alte Ehepaar“ Ballauf/Schenk bekannten moralinsauren Anklagelitanei erzählen, erklären und hinterfragen. Die bessere Alternative bieten die erfrischend zynisch-frechen Einwürfe des Leipziger Kollegen Andreas Keppler (Martin Wuttke).

Wobei auch Keppler und seine Kollegin Eva Saalfeld (Simone Thomalla) nicht an Sozialkritik sparen. Die Geschichte berührt, und das soll sie ja auch. Das Beeindruckende daran ist: Die Opfer gehören nicht ausschließlich in die Kategorie Verlierer unserer Gesellschaft. Die vielschichtig verzweigte Erzählstruktur beleuchtet die unterschiedlichsten Gruppen unserer Gesellschaft, betont die Charakteristika der Ermittlerteams und liefert damit mehr als nur die Summe zweier Tatort-Krimis.

Ein durchaus gelungenes, spannendes Experiment.